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Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)

Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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erschaffen«, flüsterte er. »Ich habe sie so gemacht, dass sie niemals brechen sollten. Trotzdem wusste ich bei ihrer Schöpfung, dass sie irgendwann versagen würden. Irgendwann zerbricht alles, wenn er es berührt …«
    Vorsichtig hielt Egwene ein weiteres Siegel. Sie durfte sie nicht aus Versehen zerbrechen. Sie hatte sie in Tücher gewickelt und die Tasche zusätzlich mit einem weichen Tuch ausgestopft; sie hatte Angst, sie beim Tragen zu zerbrechen, aber Moiraine hatte behauptet, dass sie sie zerbrechen würde.
    Sie hielt das für albern, aber die Worte, die sie gelesen hatte, die Dinge, die Moiraine gesagt hatte … Nun, falls der Augenblick kommen sollte, sie zu zerbrechen, würde sie sie bei sich tragen müssen. Also nahm sie sie überallhin mit – trug den potenziellen Tod der Welt mit sich herum.
    Plötzlich wurde Rand so weiß wie ein Laken. »Egwene«, sagte er. »Das täuscht mich nicht.«
    »Was meinst du?«
    Er sah sie an. »Das ist eine Fälschung. Bitte, das geht schon in Ordnung. Sag mir die Wahrheit. Du hast eine Kopie gemacht und mir gegeben.«
    »Ich tat nichts dergleichen!«
    »Oh … oh, Licht! « Rand hob das Siegel wieder. »Es ist eine Fälschung.«
    »Was!« Egwene riss es ihm aus der Hand und strich darüber. Sie fühlte nichts Falsches. »Wie kannst du dir da so sicher sein?«
    »Ich erschuf sie«, antwortete Rand. »Ich kenne meine Arbeit. Das ist keines der Siegel. Es ist … Licht, jemand nahm sie.«
    »Ich hatte sie seit dem Augenblick, an dem du mir sie gabst, bei mir!«, protestierte Egwene.
    »Dann ist es zuvor geschehen«, flüsterte Rand. »Ich habe sie mir nicht sorgfältig angesehen, nachdem ich sie holte. Irgendwie wusste er, wo ich sie verstaut hatte.« Er nahm das andere aus ihrer Hand und schüttelte den Kopf. »Das ist auch nicht echt.« Er nahm das dritte. »Das auch nicht.«
    Er sah sie an. »Er hat sie, Egwene. Irgendwie hat er sie zurückgestohlen. Der Dunkle König hält die Schlüssel zu seinem eigenen Kerker.«
    Den größten Teil seines Lebens hatte sich Mat gewünscht, nicht so oft angesehen zu werden. Ständig behielt man ihn stirnrunzelnd im Auge, weil er angeblich Ärger machte – für den er nun wirklich nicht verantwortlich war –, oder man blickte missbilligend, obwohl er völlig unschuldig war und sich alle Mühe gab, freundlich zu sein. Jeder Junge stahl irgendwann mal einen Kuchen. Daran war nichts Schlimmes. Eigentlich wurde das sogar erwartet.
    Für Mat war der Alltag schwieriger als für andere Jungen gewesen. Jeder hatte ihm ganz besonders scharf auf die Finger geschaut, obwohl es dafür eigentlich keinen Grund gegeben hatte. Perrin hätte den ganzen Tag lang Kuchen stehlen können, und man hätte ihn bloß angelächelt und ihm vielleicht über das Haar gestrichen. Auf ihn ging man gleich mit dem Besen los.
    Betrat er eine Schenke, um zu würfeln, zog er die Blicke auf sich. Die Leute beobachteten ihn wie einen Falschspieler – obwohl er das nie war – oder voller Neid. Ja, er hatte immer geglaubt, nicht mit Blicken verfolgt zu werden, wäre einfach nur großartig. Ein Anlass zum Feiern.
    Jetzt geschah es endlich, und es machte ihn krank.
    »Ihr könnt mich ansehen«, protestierte er. »Wirklich. Verflucht, es ist in Ordnung!«
    »Mein Blick würde gesenkt«, erwiderte die Dienerin, während sie auf einem niedrigen Tisch an der Wand Stoff aufschichtete.
    »Euer Blick ist bereits gesenkt! Ihr starrt auf den verdammten Boden, nicht wahr? Ich will, dass Ihr ihn hebt!«
    Die Seanchanerin arbeitete weiter. Sie hatte helle Haut mit Sommersprossen unter den Augen, war ganz ordentlich anzuschauen, obwohl er nun eher einen dunkleren Hautton bevorzugte. Trotzdem hätte es ihn nicht gestört, wenn ihm dieses Mädchen zugelächelt hätte. Wie sollte er mit einer Frau sprechen, wenn er sie nicht zum Lächeln bringen konnte?
    Weitere Diener traten mit zu Boden gerichtetem Blick ein; sie trugen ebenfalls Stoffe. Mat befand sich in den Räumen, die offensichtlich »sein« Gemach im Palast darstellten. Es waren viel zu viele, mehr, als er je benötigen würde. Vielleicht konnten ja Talmanes und ein paar andere Männer der Bande bei ihm einziehen, damit sich das Gemach nicht so verlassen anfühlte.
    Er schlenderte zum Fenster. Unten auf dem Mol Hara wurde ein Heer aufgestellt. Es dauerte länger, als ihm lieb war. Galgan versammelte die seanchanischen Streitkräfte von den Grenzen, aber es geschah viel zu langsam. Mat war dem Mann kurz begegnet, und er

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