Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
mit Stil machen. Jemand soll mir zeigen, wo sich unsere verfluchten Generäle treffen. Ich muss wissen, wie viele Soldaten wir haben.«
KAPITEL 20
Nach Thakan’dar
S päter am Tag ihrer Begegnung mit Rand hielt Egwene Voras Sa’angreal vor den Körper und webte Feuer. Fäden strebten vor ihr in der Luft zusammen und bildeten winzige glühende Ströme, die sich zu einem komplizierten Gewebe verknüpften. Beinahe vermochte sie die von ihm ausgehende Hitze zu spüren, die ihre Haut wie nach einem schlimmen Sonnenbrand hätte aussehen lassen.
Sie vollendete das Gewebe, und ein Feuerball von der Größe eines Felsbrockens flog brausend durch die Luft. Wie ein Meteor stürzte er auf einen Hügel in der Ferne. Die Explosion schleuderte mit Bogen bewaffnete Trollocs auseinander und zerfetzte ihre Kadaver.
Romanda öffnete neben ihr ein Wegetor. Sie gehörte zu den Gelben, die darauf bestanden hatten, auf dem Schlachtfeld zu bleiben, um Notfälle direkt versorgen zu können. Romanda und ihre kleine Mannschaft hatten schon viele Leben gerettet.
Heute würde es jedoch keine Gelegenheit zum Heilen geben. Wie Bryne schon angedeutet hatte, hatten sich die Trollocs in die Hügel zurückgezogen. Nach anderthalb Tagen der Ruhe hatten sich die meisten Aes Sedai erholt. Sie verfügten noch nicht wieder über ihre vollen Kräfte – nach einer Woche des ununterbrochenen Kampfes war das nicht möglich –, aber es reichte.
Gawyn sprang mit gezogener Klinge durch das Wegetor, sobald es sich geöffnet hatte. Egwene folgte ihm zusammen mit Romanda, Lelaine, Leane, Silviana, Raemassa und einer Handvoll Behüter und Soldaten. Sie traten auf den Hügel, den Egwene soeben vom Feind gesäubert hatte. Die geschwärzte und vernarbte Erde unter ihren Füßen fühlte sich noch immer warm an; in der Luft hing der Gestank von verbranntem Fleisch.
Dieser Hügel erhob sich genau in der Mitte des Trolloc-Heeres. Überall um sie herum brachte sich Schattengezücht eilig in Sicherheit. Romanda hielt das Tor geöffnet, und Silviana webte Luft, um eine Windkuppel zum Schutz gegen Pfeile zu erschaffen. Der Rest von ihnen schickte Gewebe in die Tiefe.
Die Tiermenschen reagierten langsam – sie hatten hier auf diesen Hügeln gewartet, um in die Täler hinunterzuströmen, sobald Egwenes Armee eingetroffen war. Normalerweise wäre das eine Katastrophe geworden. Die Trollocs konnten Egwenes Truppen von oben mit allen möglichen Geschossen eindecken, und die Kavallerie hätte versuchen müssen, die Hügel zu stürmen. Die Hügelkämme hätten den Trollocs und ihren Blassen eine bessere Perspektive verschafft, um die Schwachstellen von Egwenes Streitkräften zu erkennen und dementsprechend zuzuschlagen.
Aber sie und ihre Befehlshaber dachten gar nicht daran, dem Feind diesen Vorteil zu überlassen. Die Bestien stoben auseinander, als die Schlacht in ihre Mitte getragen wurde und die Aes Sedai die Hügel eroberten. Einige Tiermenschen versuchten, nach oben zu stürmen und sie sich zurückzuholen, aber die meisten rannten um ihr Leben. Nun kam Egwenes schwere Kavallerie und donnerte durch die Täler. Was einst für den Feind eine sehr effektive Position gewesen war, wurde nun zu seinem Schlachtfeld; da die Aes Sedai die Bogenschützen ausgeschaltet hatten, konnte die schwere Kavallerie beinahe ungehindert töten.
Das öffnete den Fußsoldaten den Weg, die in Formationen heranmarschierten, um die Tiermenschen zurückzudrängen. Sie wollten sie an die Hänge drängen, damit die Aes Sedai sie gruppenweise vernichten konnten. Leider hatten sich die Trollocs mittlerweile daran gewöhnt, der Einen Macht gegenüberzustehen. Entweder das, oder die Myrddraal waren besser darin geworden, sie anzutreiben.
Schon bald stürmten mehrere koordinierte Gruppen der Kreaturen die Hügelkuppen, während andere den Infanterieangriffen Widerstand leisteten. Bryne hat recht, dachte Egwene und zerfetzte ein Kontingent Trollocs, das sie fast erreicht hatte. Die Blassen sind wieder mit den Trollocs verknüpft. In der letzten Zeit hatte das Schattengezücht diese Taktik nur selten angewandt, da der Tod der Blassen auch sämtliche mit ihnen verknüpften Kreaturen umbrachte. Aber vermutlich war das die einzige Weise, auf die sie die Tiermenschen dazu bringen konnten, nach oben in den sicheren Tod zu steigen.
Falls sie den Myrddraal finden konnte, der mit den Ungeheuern in der Nähe verbunden war, konnte sie sie alle mit einem wohlplatzierten Gewebe Feuer ausschalten.
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