Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
König bedrängt Elayne in Cairhien beinahe genauso schlimm. Nur Egwene scheint einen gewissen Erfolg zu haben.
Auf jedem dieser Schlachtfelder sucht er nach mir und schickt seine Kreaturen in großer Zahl. Wenn wir Shayol Ghul angreifen, müssten wir das Tal gegen ganze Armeen halten können. Aber die Verlorenen werden durch Wegetore kommen. Ein blockierter Pass wird sie nicht aufhalten, genauso wenig wie die Schattenlords, ob es nun Männer oder Frauen sind. Meine Konfrontation mit dem Dunklen König wird sie genauso anlocken wie die Säuberung der Quelle – nur tausendmal mehr. Sie werden mit Feuer und Donner kommen, und sie werden töten.«
»Das werden wir auch.«
»Ich zähle darauf«, sagte Rand. »Aber ich kann es mir nicht leisten, dich in die Höhle mitzunehmen, Aviendha.«
Eine tiefe Enttäuschung stieg in ihr auf, aber sie griff sie an, stach auf sie ein und ließ sie sterben. »Das habe ich schon vermutet. Komm nicht auf die Idee, mich in Sicherheit zu schicken, Rand al’Thor. Du würdest …«
»Das würde ich nicht wagen«, erwiderte er. »Da müsste ich ja um mein Leben fürchten – außerdem gibt es keinen sicheren Ort mehr. Ich kann dich nicht mit in die Höhle nehmen, weil du draußen im Tal gebraucht wirst; du musst nach den Verlorenen und den Siegeln Ausschau halten. Ich brauche dich, Aviendha. Ich brauche euch alle drei, um während dieses Kampfes aufzupassen und meine Hände – und mein Herz – zu sein. Ich werde Min zu Egwene schicken. Dort wird etwas passieren, da bin ich mir sicher. Elayne wird im Süden kämpfen, und du … Ich brauche dich im Tal von Thakan’dar, wo du mir den Rücken deckst.
Ich werde für die Aes Sedai und die Asha’man Befehle zurücklassen, Aviendha. Ituralde führt unsere Truppen an, aber du hast am Shayol Ghul den Befehl über unsere Machtlenker. Du musst den Feind daran hindern, die Höhle nach mir zu betreten. In dieser Schlacht bist du mein Speer. Falls sie mich erwischen, während ich in dieser Höhle bin, werde ich hilflos sein. Was ich dort tun muss, wird mir alles abverlangen – meine ganze Konzentration und jeden Funken Macht, über den ich verfüge. Ich werde wie ein in der Wildnis ausgesetzter Säugling sein, der den Tieren hilflos ausgeliefert ist.«
»Und wie unterscheidet sich das von deinem sonstigen Zustand, Rand al’Thor?«, fragte sie.
Er lachte. Es fühlte sich gut an, dieses Lachen sehen und fühlen zu können. »Hattest du nicht gesagt, das sei nicht der Augenblick für Leichtfertigkeit?«
»Jemand muss bei dir für Demut sorgen«, erwiderte sie. »Es wäre nicht gut, wenn du dich für jemand Großartiges hieltest, bloß weil du die Welt rettest.«
Er lachte wieder und führte sie ins Zelt, wo Min war. Nynaeve und Moiraine warteten ebenfalls dort, die eine mit erzürnter Miene, die andere in sich ruhend. Nynaeve sah ohne ihren Zopf sehr merkwürdig aus. Heute trug sie ihr Haar hochgesteckt.
Moiraine saß stumm auf einem großen Stein, und Callandor – ›Das Schwert, das kein Schwert ist‹ – ruhte auf ihrem Schoß. Eine Hand lag schützend auf dem Griff. Thom saß neben ihr, schnitzte an einem Stock herum und pfiff leise vor sich hin.
»Du hättest mich mitnehmen sollen, Rand«, legte Nynaeve sofort los und verschränkte die Arme.
»Du hattest eine andere Aufgabe«, erwiderte er. »Hast du versucht, was ich befahl?«
»Immer wieder. Es gibt keine Möglichkeit, den Fehler zu umgehen, Rand. Du kannst Callandor nicht benutzen. Es wird zu gefährlich sein.«
Rand streckte die Hand aus, und Moiraine hob Callandor , damit er es nehmen konnte. Er hielt es in die Höhe und schaute durch die kristallartige Substanz hindurch. Das Schwert fing an, leise zu glühen. »Min, ich habe eine Aufgabe für dich«, flüsterte er. »Egwene macht große Fortschritte, und ich habe das Gefühl, dass ihre Front der Schlüssel sein wird. Ich wünsche, dass du gehst und sie und die Kaiserin von Seanchan, die ich gebeten habe, sich dieser Front anzuschließen, im Auge behältst.«
»Ihr lasst die Seanchaner sich Egwenes Front anschließen?«, fragte Moiraine entsetzt. »Ist das klug?«
»In diesen Tagen kann ich Weisheit nicht von Dreistigkeit unterscheiden«, sagte er. »Aber ich würde mich besser fühlen, wenn jemand ein Auge auf diese beiden Fraktionen hat. Min, tust du das für mich?«
»Ich hatte gehofft …« Min schaute zur Seite.
Sie hat gehofft, er nimmt sie mit in die Höhle, dachte Aviendha. Aber natürlich konnte er das
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