Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
paar Hundert Schritte südlich unterhalb der Furt schleppte sich eine kleine Zahl Soldaten aus dem Fluss. Sie hatten sich bis auf ihre Unterkleidung ausgezogen und die Schwerter auf den Rücken geschnallt. Sie waren zu weit entfernt, um sicher sein zu können, aber einer ihrer Anführer sah vertraut aus.
»Ist das Uno?« Egwene runzelte die Stirn und winkte nach ihrem Pferd. Sie stieg auf und galoppierte begleitet von Gawyn und ihren Leibwächtern den Fluss entlang zu der Stelle, an der die Männer keuchend am Ufer lagen und die Flüche eines Mannes die Luft erfüllten.
»Uno!«
»Es ist auch verflucht noch mal Zeit, dass jemand auftaucht!« Uno stand auf und salutierte respektvoll. »Mutter, wir sind in einem schlechten Zustand!«
»Ich habe es gesehen.« Egwene knirschte mit den Zähnen. »Ich war auf dem Hügel, als man Eure Abteilung angriff. Wir taten, was wir konnten, aber es waren einfach zu viele. Wie seid ihr entkommen?«
»Wie wir da rausgekommen sind, Mutter? Als die Männer um uns herum einer nach dem anderen fielen und uns klar wurde, dass wir so gut wie tot sind, galoppierten wir verflucht da raus, als hätte uns ein verdammter Blitz in den stinkenden Hintern getroffen! Wir kamen an den dreckigen Fluss, rissen uns die Klamotten herunter und sprangen rein, schwammen so gut wir verdammt noch mal konnten, Mutter, bei allem nötigen Respekt!« Unos Haarknoten wackelte, als er weiterfluchte, und Egwene hätte schwören können, dass sich das auf seine Augenklappe aufgemalte Auge rot verfärbte.
Uno holte tief Luft und fuhr fort, dieses Mal aber etwas beherrschter. »Ich verstehe es einfach nicht, Mutter. Ein ziegenköpfiger Bote teilte uns mit, dass die Aes Sedai auf den Hügeln in Schwierigkeiten stecken und wir den dreckigen Trollocs, die sie angriffen, in den haarigen Rücken fallen müssten. Und wer kümmert sich um die linke Flanke am Fluss, frage ich, und was das angeht, unsere eigene lichtverfluchte Flanke, wenn wir die Tiermenschen angreifen, und er sagt, General Bryne habe sich darum gekümmert, Kavalleriereserven würden unsere Position am Fluss übernehmen und die Illianer würden unsere verdammte Flanke schützen. Und das war ein großartiger Schutz, eine miese Schwadron, als würde eine stinkende Fliege einen verdammten Falken abwehren wollen! Oh, die haben auf uns gewartet, als wüssten sie, dass wir kommen. Nein, Mutter, das kann nicht die Schuld von Gareth Bryne sein, wir müssen von einem Milch trinkenden, Schafe küssenden Verräter hereingelegt worden sein! Bei allem nötigen Respekt, Mutter!«
»Ich kann das nicht glauben, Uno. Soeben habe ich erfahren, dass der General eine Legion seanchanischer Kavallerie hergeholt hat. Vielleicht sind sie einfach nur zu spät eingetroffen. Das klären wir alles, wenn ich den General finde. Schafft Eure Männer zurück ins Lager, damit sie sich ausruhen können. Das Licht weiß, dass ihr euch das verdient habt.«
Uno nickte, und Egwene galoppierte zum Lager zurück.
Mit Voras Sa’angreal webte Egwene Luft und Wasser und verschmolz sie miteinander. Aus dem Fluss stieg ein wirbelnder Trichter aus Wasser in die Höhe. Sie lenkte ihn gegen die Trollocs, die auf der kandorischen Flussseite mit ihrem Angriff gegen die linke Flanke begannen. Der Wassersturm überflutete ihre Reihen. Er war nicht stark genug, um sie in die Luft zu schleudern – dazu fehlte Egwene die nötige Kraft –, aber es trieb sie zurück und ließ sie die Hände schützend vors Gesicht schlagen.
Hinter ihr und den anderen Aes Sedai, die auf der arafelischen Flussseite Aufstellung genommen hatten, schossen Bogenschützen Salven in die Luft. Sie verdunkelten nicht den Himmel, wie es Egwene gern gesehen hätte – so viele Männer waren es dann doch nicht –, aber sie erledigten jedes Mal mehr als hundert Trollocs.
An der Seite ließen Pylar und ein paar weitere Braune, die sich alle gut mit Erdgeweben auskannten, den Boden unter den anstürmenden Tiermenschen explodieren. Neben ihnen webten Myrelle und ein großes Kontingent grüne Feuerbälle, die sie über das Wasser in dicht beieinanderstehende Gruppen schleuderten. Viele der Ungeheuer rannten noch ein beträchtliches Stück weiter, bevor sie brennend zusammenbrachen.
Die Trollocs heulten und brüllten, stürmten aber weiterhin unermüdlich gegen die Verteidiger am Ufer an. Irgendwann verließen mehrere Reihen seanchanische Kavallerie die Verteidigungslinie und griffen den Trolloc-Sturm frontal an. Das geschah so
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