Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
einen Boten durch ein Wegetor schickst. Ich muss wissen, wie es um ihren Kampf steht.«
Gawyn nickte und eilte los. Nachdem er weg war, ging Egwene ruhigen Schrittes durch das Lager, bis sie Silviana gefunden hatte, die gerade mit zwei Blauen Schwestern sprach.
»Bryne?«, fragte sie.
»Im Verpflegungszelt«, erwiderte Silviana. »Ich habe es eben erfahren. Ich habe einen Läufer losgeschickt, der ihm ausrichtet, dass er bis zu Eurer Ankunft dort warten soll.«
»Kommt.«
Sie begab sich zu dem Zelt, bei Weitem das größte im Lager, und entdeckte ihn beim Eintreten sofort. Er aß nicht, sondern stand am Reisetisch des Kochs, wo er seine Karten ausgebreitet hatte. Die Tischplatte stank nach Zwiebeln, die dort vermutlich unzählige Male geschnitten worden waren. Yukiri hatte ein Wegetor im Boden geöffnet, durch das man auf das Schlachtfeld blicken konnte. Als Egwene eintraf, schloss sie es gerade wieder. Sie öffneten sie nicht lange, nicht solange die Sharaner danach Ausschau hielten und Gewebe vorbereiteten, die sie durch die Öffnung schleudern konnten.
Egwene neigte den Kopf zu Silviana. »Holt den Saal der Burg zusammen«, flüsterte sie. »Bringt alle Sitzenden, die Ihr finden könnt. Schafft sie alle her, in dieses Zelt, und zwar so schnell Ihr könnt.«
Silviana nickte, und ihre Miene verriet keine Andeutung von der Verwirrung, die sie vermutlich empfand. Sie eilte los, und Egwene setzte sich.
Siuan war nicht anwesend – vermutlich half sie wieder beim Heilen. Das war gut. Egwene hätte das nicht gern versucht, während Siuan sie böse anstarrte. Tatsächlich machte sie sich auch Sorgen wegen Gawyn. Er liebte Bryne wie einen Vater, und seine Nervosität strömte bereits durch den Bund.
Sie würde das sehr vorsichtig angehen müssen, und sie wollte nicht damit anfangen, bevor der Saal eingetroffen war. Sie konnte Bryne unmöglich beschuldigen, aber sie konnte Mat auch nicht ignorieren. Er war ein Gauner und ein Narr, aber sie vertraute ihm. Das Licht stehe ihr bei, aber das tat sie. Sie hätte ihm ihr Leben anvertraut. Und auf dem Schlachtfeld war tatsächlich alles sehr seltsam gelaufen.
Es dauerte nicht lange, bis die ersten Sitzenden eintrafen. Sie hatten den Befehl über die Kriegsanstrengungen, und sie versammelten sich jeden Abend, um von Bryne und dessen Kommandanten die neuesten Berichte und taktischen Erklärungen zu bekommen. Bryne schien sich nichts dabei zu denken, dass sie jetzt zu ihm kamen; er arbeitete weiter.
Viele der Frauen warfen Egwene beim Eintreten neugierige Blicke zu. Sie nickte ihnen zu und versuchte die Würde des Amyrlin-Sitzes zu verbreiten.
Schließlich waren genug von ihnen da, dass sie entschied, endlich anzufangen. Sie verschwendete Zeit. Entweder musste sie Mats Beschuldigung für immer aus ihren Gedanken streichen, oder sie musste danach handeln.
»General Bryne«, sagte sie. »Geht es Euch gut? Wir hatten Schwierigkeiten, Euch zu finden.«
Er schaute auf und blinzelte. Seine Augen waren gerötet. »Mutter«, sagte er. Den Sitzenden nickte er zu. »Ich bin müde, aber vermutlich nicht mehr als Ihr auch. Ich war überall auf dem Schlachtfeld und kümmerte mich um alle möglichen Einzelheiten; Ihr wisst ja, wie das ist.«
Gawyn eilte herein. »Egwene«, sagte er blass. »Es gibt Ärger.«
»Was?«
»Ich …« Er holte tief Luft. »General Bashere hat sich gegen Elayne gewandt. Licht! Er ist ein Schattenfreund! Die Schlacht wäre verloren gegangen, wären die Asha’man nicht eingetroffen.«
Bryne schaute von seinen Karten auf. »Was soll das heißen? Bashere, ein Schattenfreund ?«
»Ja.«
»Ausgeschlossen«, sagte Bryne. »Er war monatelang der Gefährte des Lord Drachen. Ich kenne ihn nicht gut, aber … ein Schattenfreund? Das kann unmöglich sein.«
»Es ist irgendwie unvorstellbar …«, sagte Saerin.
»Wenn Ihr wollt, könnt Ihr selbst mit der Königin sprechen«, erwiderte Gawyn mit hocherhobenem Haupt. »Ich hörte es aus ihrem eigenen Mund.«
Im Zelt breitete sich Stille aus. Besorgt sahen sich die Sitzenden an.
»General«, ergriff Egwene das Wort. »Warum habt Ihr zwei Kavallerieeinheiten losgeschickt, um uns auf dem Hügel südlich von hier vor den Trollocs zu beschützen, habt sie in eine Falle geschickt und die linke Flanke des Hauptheers entblößt gelassen?«
»Warum, Mutter?«, fragte Bryne. »Es war offensichtlich, dass man Eure Stellung jeden Augenblick überrennen würde, das konnte jeder sehen. Ja, ich zog sie von der linken
Weitere Kostenlose Bücher