Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Schwalbe‹, ›Das Blatt flattert im Wind‹, ›Den Leoparden liebkosen‹. Gawyn biss die Zähne zusammen und knurrte. Die Ringe hätten reichen müssen. Warum reichten die Ringe nicht?
Er trat zurück und wich aus, als der nächste Stein auf ihn zuflog. Nur um Haaresbreite verfehlte ihn das Geschoss. Ich danke dem Licht für diese Ringe, dachte er.
»Für jemanden aus diesem Zeitalter kämpfst du mit Geschick«, sagte Demandred. »Trotzdem führst du dein Schwert, kleiner Mann.«
»Was sollte ich sonst tun?«
»Selbst zum Schwert werden«, erwiderte Demandred in einem Ton, als könnte er einfach nicht verstehen, dass Gawyn das nicht begriff.
Gawyn knurrte und griff wieder an. Noch immer war er schneller. Demandred ging nicht zum Angriff über; er blieb in der Defensive, obwohl er allerdings auch nicht zurückwich. Er stand einfach bloß da und lenkte jeden Hieb zur Seite.
Demandred schloss die Augen. Gawyn lächelte und stieß mit ›Der letzte Biss der Schwarznatter‹ zu.
Demandreds Schwert verwandelte sich in einen Schemen.
Etwas traf Gawyn. Er keuchte auf, blieb ruckartig stehen. Er schwankte, dann fiel er auf die Knie und starrte auf das Loch in seinem Bauch. Mit einer einzigen flüssigen Bewegung hatte der Verlorene die Rüstung durchbohrt und die Klinge wieder herausgerissen.
Warum fühle … Warum fühle ich bloß nichts?
»Solltest du das überleben und Lews Therin sehen, dann richte ihm doch bitte aus, dass ich mich sehr auf den Zweikampf mit ihm freue, Schwert gegen Schwert. Ich habe seit unserer letzten Begegnung dazugelernt.«
Demandred wirbelte das Schwert herum, fing die Rückseite der Klinge mit der Beuge zwischen Daumen und Zeigefinger. Er zog sie dort ab, wischte das Blut vom Stahl und schleuderte es zu Boden.
Er schob die Waffe in ihre Scheide. Dann schüttelte er den Kopf und schoss einen Feuerball auf einen noch schießenden Drachen ab.
Die Waffe verstummte. Demandred begab sich an den Rand des Steilhangs, der auf den Fluss hinausschaute, und seine sharanische Wache formierte sich um ihn herum. Benommen brach Gawyn zusammen und spritzte sein Leben auf das verbrannte Gras. Mit zitternden Fingern versuchte er den Blutfluss zu stoppen.
Irgendwie gelang es ihm, sich wieder auf die Knie zu stemmen. Sein Herz schrie auf; er musste zu Egwene zurückkehren. Er fing an zu kriechen, und sein aus der Wunde strömendes Blut vermischte sich mit der Erde. Kalter Schweiß floss in seine Augen und verschleierte seine Sicht, aber zwanzig Schritte voraus entdeckte er ein paar Kavalleriepferde, die an ein Seil gebunden waren und an ein paar geschwärzten Grashalmen zupften. Nach ein paar Minuten Kampf, einer unvorstellbaren Zeitspanne, die ihn völlig erschöpfte, gelang es ihm, sich auf den Rücken des ersten Pferdes zu ziehen, das er erreichen und von dem Seil lösen konnte. Benommen klammerte er sich mit einer Hand an der Mähne fest. Er beschwor die ihm noch verbliebene Kraft und rammte dem Pferd die Fersen in die Rippen.
»Meine Lady«, sagte Mandevwin zu Faile, »diese Männer kenne ich seit Jahren ! Es ist nicht so, dass sie keine dunklen Flecken in ihrer Vergangenheit hätten. Kein Mann, der sich der Bande anschließt, ist frei davon. Aber sie sind keine Schattenfreunde, das Licht stehe uns bei!«
Faile aß schweigend ihre Mittagsration und hörte Mandevwins Protesten mit so viel Geduld zu, wie sie aufbringen konnte. Sie wünschte sich, Perrin wäre da gewesen, denn dann hätten sie sich ordentlich streiten können. Sie hatte das Gefühl, gleich platzen zu müssen.
Sie befanden sich in der Nähe von Thakan’dar, sogar schrecklich nahe. Ständig zuckten Blitze am schwarzen Himmel, und seit Tagen hatten sie kein lebendes Geschöpf mehr gesehen, egal ob gefährlich oder nicht. Sie hatten auch Vanin oder Harnan nicht mehr zu Gesicht bekommen, obwohl Faile jeden Abend doppelte Wachen aufstellte. Die Gefolgsleute des Dunklen Königs würden nicht aufgeben.
Das Horn war nun in einem großen Beutel verstaut, den sie sich an die Taille gebunden hatte. Die anderen wussten darüber Bescheid und waren hin- und hergerissen zwischen Stolz auf ihre Pflicht und blankem Entsetzen. Zumindest das teilte sie mit ihnen.
»Meine Lady«, sagte Mandevwin und kniete nieder. »Vanin ist irgendwo da draußen. Er ist ein sehr begabter Kundschafter, der beste in der Bande. Wir werden ihn nicht sehen, solange er das nicht will, aber ich würde schwören, dass er uns folgt. Wo sollte er sonst auch hin? Was, wenn
Weitere Kostenlose Bücher