Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
hatte, hatte er nicht damit gerechnet, dass M’Hael so schnell in die Ränge der Auserwählten aufsteigen würde.
Demandred drehte sich um. Drei Frauen in Schwarz mit weißen Schleifen verneigten sich. Neben ihnen stand Shendla.
Shendla. Er hatte geglaubt, das Interesse für Frauen schon lange hinter sich gelassen zu haben – wie konnte Zuneigung neben der brennenden Leidenschaft bestehen, die sein Hass auf Lews Therin war? Und doch, Shendla … verschlagen, fähig, mächtig. Es reichte beinahe schon aus, um seine Meinung zu ändern.
»Euer Bericht?«, fragte er die drei sich verbeugenden Frauen in Schwarz.
»Die Jagd ist gescheitert«, sagte Galbrait mit tief gesenktem Kopf.
»Er ist entkommen?«
»Ja, Wyld. Ich habe Euch enttäuscht.« Er hörte den Schmerz in der Stimme der Frau. Sie war die Anführerin der weiblichen Ayyad.
»Ihr solltet ihn nicht töten«, sagte Demandred. »Er ist ein Gegner, der Euch überlegen ist. Ihr habt seine Kommandostellung zerstört?«
»Ja«, sagte Galbrait. »Wir töteten ein halbes Dutzend seiner Machtlenker, zündeten das Gebäude an und zerstörten seine Karten.«
»Lenkte er die Macht? Hat er sich verraten?«
Sie zögerte, dann schüttelte sie den Kopf.
Also konnte er nicht mit Sicherheit wissen, ob dieser Cauthon der verkleidete Lews Therin war. Demandred vermutete es, aber es gab Berichte vom Shayol Ghul, dass man Lews Therin am Berg gesehen hatte. In der Letzten Schlacht hatte er sich schon bei anderer Gelegenheit als verschlagen erwiesen, hatte die Schlachtfelder gewechselt und sich hier und dort gezeigt.
Je länger Demandred gegen den feindlichen General kämpfte, umso mehr wuchs seine Überzeugung, dass Lews Therin auf jeden Fall hier an diesem Ort war. Es hätte seinem Feind sehr ähnlichgesehen, zur Täuschung einen Stellvertreter nach Norden zu schicken, während er herkam und die Schlacht selbst führte. Er hatte immer alles selbst erledigen wollen, führte in jede Schlacht persönlich – wenn er konnte, selbst jeden Sturmangriff.
Ja … wie war das Geschick des feindlichen Generals sonst zu erklären? Nur ein Mann mit Erfahrung eines Uralten beherrschte den Tanz der Schlachtfelder so meisterhaft. Im Kern waren viele Schlachttaktiken ganz einfach. Vermeide offene Flanken, begegne starken Verbänden mit Piken, Infanterie mit einer gut ausgebildeten Schlachtenreihe, Machtlenkern mit anderen Machtlenkern. Aber die nötige Finesse … die kleinen Einzelheiten … sie zu meistern brauchte Jahrhunderte. Kein Mann aus diesem Zeitalter hatte lange genug gelebt, um die Details so gut lernen zu können.
Im Krieg der Macht war Demandred nur in einer Sache besser als sein Freund gewesen, und zwar als General. Das zugeben zu müssen schmerzte, aber er würde sich nicht länger vor dieser Wahrheit verstecken. Lews Therin war in der Einen Macht stärker gewesen. Lews Therin war besser darin gewesen, die Herzen der Menschen zu gewinnen. Lews Therin hatte sich Ilyena genommen.
Aber er … er war im Krieg der Bessere gewesen. Lews Therin hatte niemals das Gleichgewicht zwischen Vorsicht und Kühnheit vernünftig ausbalancieren können. Der Mann hielt sich zurück und überdachte alles, quälte sich mit seinen Entscheidungen, um dann tollkühn vorzupreschen.
Falls dieser Cauthon Lews Therin war, dann war der Mann darin viel besser geworden. Der feindliche General wusste, wann man eine Münze werfen und das Schicksal seinen Lauf nehmen lassen musste, ließ aber nicht zu viel von dem Ergebnis abhängen. Er hätte einen ausgezeichneten Kartenspieler abgegeben.
Natürlich würde Demandred ihn trotzdem besiegen. Die Schlacht würde bloß … interessanter sein.
Er legte die Hand auf den Schwertgriff und überdachte, was er noch vor Augenblicken vom Schlachtfeld gesehen hatte. Seine Trollocs griffen weiterhin die Uferböschung an, und Lews Therin hatte ihnen seine Pikenmänner gegenüber aufgestellt, und zwar in disziplinierten rechteckigen Formationen, ein defensiver Zug. Hinter ihm kündeten die Donnerschläge der Machtlenker von dem eigentlichen Krieg, dem zwischen seinen sharanischen Ayyad und den Aes Sedai.
Hier war er im Vorteil. Seine Ayyad beherrschten das Kriegshandwerk viel besser als die Aes Sedai. Wann würde Cauthon endlich diese Damane in den Kampf schicken? Moghedien hatte von Spannungen zwischen ihnen und den Aes Sedai berichtet. Konnte er diesen Zwist irgendwie verstärken?
Er gab Befehle, und die drei Ayyad zogen sich zurück. Shendla blieb und
Weitere Kostenlose Bücher