Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
wartete auf seine Erlaubnis, sich zurückziehen zu dürfen. Er hatte sie die nähere Umgebung auskundschaften und nach weiteren Attentätern suchen lassen.
»Macht Ihr Euch Sorgen?«, fragte er sie. »Ihr wisst jetzt, für welche Seite wir kämpfen. Soweit ich weiß, habt Ihr Euch nicht dem Schatten verschworen.«
»Ich habe mich Euch verschworen, Wyld.«
»Und für mich kämpft Ihr an der Seite von Trollocs? Halbmenschen? Kreaturen aus Albträumen?«
»Ihr habt gesagt, so mancher würde Eure Taten als böse bezeichnen«, erwiderte sie. »Aber ich betrachte sie nicht so. Unser Weg ist klar. Sobald Ihr siegreich seid, werdet Ihr die Welt neu erschaffen, und unser Volk wird überleben.« Sie nahm seine Hand, und etwas regte sich in ihm. Sein Hass erstickte es schnell wieder.
»Ich würde das alles wegwerfen«, sagte er und blickte ihr in die Augen. »Alles für die Gelegenheit, mit Lews Therin persönlich zu kämpfen.«
»Ihr habt versprochen, es zu versuchen. Das reicht. Und wenn Ihr ihn vernichtet, vernichtet Ihr eine Welt und bewahrt eine andere. Ich werde Euch folgen. Wir werden Euch folgen.«
Ihr Tonfall schien anzudeuten, dass er vielleicht wieder sein eigener Mann werden konnte, sobald Lews Therin tot war.
Er war sich da nicht sicher. Die Herrschaft interessierte ihn nur insoweit, als er sie gegen seinen alten Feind benutzen konnte. Die treu ergebenen und gläubigen Sharaner waren nur ein Werkzeug. Aber etwas in ihm wünschte sich, dass es nicht so war. Das war neu. Ja, das war es.
In der Nähe verzerrte sich die Luft. Gewebe waren keine zu sehen – hier wurde das Gefüge des Musters zerrissen. Reisen mit der Wahren Macht. M’Hael war eingetroffen.
Demandred drehte sich um, und Shendla ließ seinen Arm los, blieb aber an seiner Seite. Man hatte M’Hael Zugang zur Substanz des Großen Herrn gewährt. Das erfüllte Demandred nicht mit Eifersucht. M’Hael war bloß ein weiteres Werkzeug. Trotzdem stimmte es ihn nachdenklich. Blieb heutzutage überhaupt noch jemandem die Wahre Macht verwehrt?
»Ihr werdet den Kampf bei den Ruinen verlieren, Demandred«, verkündete M’Hael mit einem arroganten Lächeln. »Eure Trollocs werden vernichtet. Ihr wart dem Feind zahlenmäßig gewaltig überlegen, und doch werden sie Euch besiegen! Angeblich seid Ihr unser größter General, und doch verliert Ihr gegen diesen Abschaum? Ich bin enttäuscht.«
Demandred hob beiläufig zwei Finger.
M’Hael zuckte, als zwei Dutzend in der Nähe stehende sharanische Machtlenker Abschirmungen zwischen ihn und die Eine Macht rammten. Sie fesselten ihn mit Luft und rissen ihn zurück. Er wehrte sich, und die die Luft verzerrende Aura der Wahren Macht hüllte ihn ein, aber Demandred war schneller. Er webte eine Abschirmung der Wahren Macht, formte sie aus den brennenden Fäden von Geist.
Die Fäden erzitterten in der Luft. Ein jeder von ihnen war mit Widerhaken aus sich windenden Energiesträngen versehen, die so klein waren, dass ihre Enden im Nichts verschwanden. Die Wahre Macht war so explosiv, so gefährlich. Eine daraus geschaffene Abschirmung hatte eine seltsame Wirkung, sog die Kraft desjenigen auf, der sie zu lenken versuchte.
Demandreds Abschirmung stahl M’Haels Macht und benutzte den Mann wie einen Kanal. Er sammelte die Wahre Macht und webte sie über seiner Hand zu einer knisternden Kugel aus reiner Macht. Allein M’Hael würde sie wahrnehmen können, und die so stolz blickenden Augen des Mannes weiteten sich, als Demandred ihn einfach leer saugte.
Es war einem Zirkel nicht unähnlich. Der Entzug der Energie ließ M’Hael zittern und schwitzen, während er von den Geweben von Demandreds Ayyad festgehalten wurde. Unkontrolliert konnte dieser Fluss M’Hael ausbrennen – konnte mit dem Strom der Wahren Macht, der sich wie ein über die Ufer getretener Fluss verhielt, seine Seele häuten. Das sich windende Fadenknäuel in Demandreds Hand pulsierte knisternd und verformte die Luft, fing an, das Muster aufzulösen.
Vor ihm fraßen sich winzige, spinnennetzartige Risse in den Boden. Spalten ins Nichts.
Er trat an M’Hael heran. Der Mann verfiel in einen Krampfanfall, Schaum tropfte von seinen Lippen.
»Ihr hört mir jetzt zu, M’Hael«, sagte Demandred leise. »Ich bin nicht wie die anderen Auserwählten. Ich interessiere mich nicht im Mindesten für Eure politischen Spielchen. Es ist mir völlig egal, wer von euch die Gunst des Großen Herrn besitzt, wem von euch Moridin den Kopf tätschelt. Ich interessiere
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