Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
ihm.
Aviendha folgte ihm, hielt Abstand zu den Wölfen, vertraute deren Sinnen aber mehr als den eigenen. Sie kamen zu einer schmalen Erhebung auf dem Talboden, die Ituralde manchmal benutzt hatte, um die Verteidigung des Passes zu leiten.
Dutzende dunkle Umrisse strömten aus dem Pass. Schwarze Wölfe von der Größe kleiner Pferde. Anmutig sprangen sie über den Felsen, und obwohl sie es nicht sehen konnte, wusste Aviendha, dass sich ihre Pfotenabdrücke im Felsen eingebrannt hatten.
Hunderte Wölfe griffen die dunkleren Gestalten an und sprangen auf ihre Rücken, wurden aber abgeworfen. Sie schienen nicht viel ausrichten zu können.
Der Mann mit den Wölfen knurrte.
»Schattenhunde?«, rief Aviendha.
»Ja«, rief er zurück und musste laut brüllen, um sich über das Tosen des Sturms Gehör zu verschaffen. »Das ist die Wilde Jagd, sie sind die schlimmsten ihrer Art. Die Waffen der Sterblichen können ihnen nichts anhaben. Die Bisse normaler Wölfe verletzen sie nicht, jedenfalls nicht auf Dauer.«
»Warum kämpfen sie dann?«
Der Wolfsbruder lachte. »Warum kämpft überhaupt einer von uns? Weil wir irgendwie siegen müssen! Geht! Holt Aes Sedai, einige dieser Asha’man, falls Ihr sie finden könnt! Diese Kreaturen werden Eure Kämpfer so mühelos überrennen wie eine Welle Kieselsteine am Strand!«
Der Mann lief den Hang hinunter, seine Wölfe schlossen sich ihm an. Aviendha verstand, warum sie kämpften. Sie würden die Schattenhunde nicht töten können, aber sie konnten sie aufhalten. Und darin bestand ihr Sieg – Rand genug Zeit zu erkaufen, um das zu tun, was er tun musste.
Rasch wandte sie sich um, um die anderen zu holen. Das Gefühl einer mächtigen Machtlenkerin, die in der Nähe Saidar umarmte, ließ sie abrupt anhalten. Sie fuhr herum und blickte in die Richtung, aus der der Eindruck kam.
Graendal war da, dort oben – kaum sichtbar. In aller Ruhe schickte sie tödliche Gewebe auf eine Reihe Verteidiger des Steins. Sie hatte eine kleine Gruppe Frauen – Aes Sedai, Weise Frauen – und ein paar Wächter versammelt. Die Frauen knieten um sie herum und fütterten sie gezwungenermaßen mit Macht, wie die Gewebe verrieten, die sie entfesselte.
Ihre Wächter waren vier Aiel-Männer mit schwarzen Schleiern, keinen roten. Mit Sicherheit standen sie unter Zwang. Aviendha zögerte, schwankte. Was war mit den Schattenhunden?
Ich muss diese Gelegenheit nutzen, dachte sie. Sie webte und feuerte einen blauen Lichtstrahl in den Himmel – das Zeichen, auf das sie, Amys und Cadsuane sich geeinigt hatten.
Natürlich alarmierte das Graendal. Die Verlorene entdeckte sie und schlug mit Feuer zu. Aviendha warf sich zur Seite, rollte sich ab. Als Nächstes kam eine Abschirmung und versuchte sie von der Quelle abzuschneiden. Verzweifelt zog sie so viel von der Einen Macht in sich hinein, wie sie halten konnte, zog sie durch die Schildkrötenbrosche. Eine Frau mit einer Abschirmung von der Quelle abzuschneiden war wie der Versuch, ein Seil mit einer Schere durchzuschneiden – je dicker das Seil, umso schwerer fiel das Schneiden. In diesem Fall hatte Aviendha genug Saidar in sich aufgenommen, um die Abschirmung abzuwehren.
Sie knirschte mit den Zähnen, webte eigene Gewebe. Beim Licht, ihr war gar nicht klar gewesen, wie müde sie war. Um ein Haar verlor sie die Kontrolle, die Fäden der Einen Macht drohten ihr zu entgleiten.
Mit reiner Willenskraft zwang sie sie an Ort und Stelle und schickte ein Gewebe aus Luft und Feuer auf den Weg, obwohl sie wusste, dass unter diesen Gefangenen Freunde und Verbündete waren.
Sie würden lieber sterben, als sich vom Schatten benutzen zu lassen, sagte sie sich, als sie dem nächsten Angriff auswich. Um sie herum explodierte der Boden, und sie warf sich der Länge nach hin.
Nein. Bleib in Bewegung.
Aviendha sprang auf die Füße und lief. Das rettete ihr das Leben, denn Blitze regneten hinter ihr in die Tiefe, und ihre Gewalt schleuderte sie erneut von den Beinen.
Von mehreren Schnitten am Arm blutend kam sie wieder hoch und fing an, Stränge zu verweben. Und musste sie fallen lassen, als ein kompliziertes Gewebe auf sie zuraste. Zwang. Wurde sie davon getroffen, würde sie ebenfalls zur Sklavin dieser Frau, dazu gezwungen, ihre Kraft für die Unterwerfung des Lichts einzusetzen.
Aviendha webte vor sich Erde in den Boden und schleuderte Felssplitter, Staub und Rauch in die Luft. Dann rollte sie sich zur Seite in eine Bodenvertiefung, spähte vorsichtig über
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