Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
werde …«
Vermutlich beeinträchtigte die Wunde in seiner Seite seine Sinne; Gaul glaubte, dass die Böen schwächer wurden.
»Hier werde ich …«
Der Wind schlief ein.
Stille senkte sich über das ganze Tal. Der Schlächter erstarrte, dann warf er einen besorgten Blick auf den Höhleneingang hinter sich. Dort schien sich nichts verändert zu haben.
»Du bist hier kein König«, sagte eine leise Stimme.
Gaul drehte sich mühsam um. Hinter ihm stand eine Gestalt auf einem Felsvorsprung; sie trug das Grün und Braun eines Waldläufers aus den Zwei Flüssen. Ihr dunkelgrüner Umhang flatterte noch leicht, von den nachlassenden Winden bewegt. Perrin stand mit geschlossenen Augen da, den Kopf leicht schräg gehalten, als würde er ihn der Sonne am Himmel zuneigen – obwohl sie, falls es sie überhaupt gab, von den Wolken verdeckt wurde.
»Dieser Ort gehört den Wölfen«, sagte Perrin. »Nicht dir, nicht mir, keinem Menschen. Du kannst hier nicht König sein, Schlächter. Du hast keine Untertanen, und du wirst sie auch niemals bekommen.«
»Elender Welpe«, knurrte der Schlächter. »Wie oft muss ich dich eigentlich töten?«
Perrin nahm einen tiefen Atemzug.
»Ich lachte, als ich erfuhr, dass Fain deine Familie getötet hat«, brüllte der Schlächter. »Ich lachte. Du musst wissen, eigentlich sollte ich ihn töten. Der Schatten hält ihn für unberechenbar, aber er ist der Erste, der etwas Vernünftiges zustande gebracht hat, um dir Leid zuzufügen.«
Perrin schwieg.
»Luc wollte Teil von etwas Wichtigem sein«, rief der Schlächter. »Darin sind wir gleich, obwohl ich die Fähigkeit zum Machtlenken suchte. Der Dunkle König kann sie nicht gewähren, aber er fand etwas anderes für uns, etwas Besseres. Etwas, bei dem die Seele mit etwas anderem verschmelzen muss. So ähnlich wie das, was mit dir geschah, Aybara. Genau wie bei dir.«
»Wir haben keine Ähnlichkeit, Schlächter«, sagte Perrin leise.
»Und ob wir die haben! Darum lachte ich. Und wusstest du, dass es eine Prophezeiung über Luc gibt? Dass er für die Letzte Schlacht wichtig ist. Darum sind wir hier. Wir werden dich töten, dann werden wir al’Thor töten. Genau wie wir deinen Wolf getötet haben.«
Perrin stand noch immer auf dem Felsvorsprung, jetzt öffnete er die Augen. Unwillkürlich zuckte Gaul zurück. Diese goldenen Augen leuchteten wie ein Signalfeuer.
Der Sturm setzte wieder ein. Und doch erschien er mild verglichen mit dem Sturm, den Gaul in Perrins Augen erblickte. Er verspürte einen Druck , der von seinem Freund ausging. Wie der Druck der Sonne zur Mittagszeit nach vier Tagen ohne Wasser.
Gaul starrte ein paar Momente lang zu Perrin hoch, dann drückte er die Hand gegen seine Wunde und rannte los.
Der Wind peitschte auf Mat ein, während er sich an den Sattel der Bestie mit den Flügeln klammerte, die sich Hunderte von Fuß in der Luft befand.
»O Blut und verfluchte Asche!«, brüllte er, die eine Hand an seinem Hut, die andere in den Sattelgurt gekrallt. Er war mit ein paar Riemen festgeschnallt. Zwei kleine Lederriemen. Viel zu dünn. Hätten sie nicht mehr nehmen können? So zehn oder zwanzig? Er wäre auch mit hundert einverstanden gewesen!
Morat’to’raken waren völlig verrückt. Jeder Einzelne von ihnen! Sie taten das jeden Tag! Was stimmte nur nicht mit ihnen?
Olver war vor ihm auf den Sattel geschnallt und lachte vor Freude.
Armer Junge, dachte Mat. Er hat so viel Angst, dass er den Verstand verliert. Die fehlende Luft hier oben macht ihm zu schaffen.
»Dort ist es, mein Prinz!«, rief ihm die Morat’to’raken Sulaan zu, die vor ihm auf der fliegenden Bestie saß. Sie war ein hübsches Ding. Natürlich auch völlig wahnsinnig. »Wir haben das Tal erreicht. Seid Ihr sicher, dass ich Euch dort absetzen soll?«
»Nein!«, brüllte Mat.
»Gute Antwort!« Die Frau ließ ihre Bestie in die Tiefe stürzen.
»Blut und verdammte …«
Olver lachte.
Der To’raken brachte sie in ein lang gezogenes Tal, in dem ein wilder Kampf tobte. Mat richtete seine Aufmerksamkeit auf die Schlacht statt auf die Tatsache, dass er mit zwei verdammten Verrückten auf einer Echse durch die Luft flog.
Kadaverhaufen erzählten die Geschichte genauso gut, wie es jede Karte getan hätte. Die Tiermenschen hatten die Verteidigungslinie am Taleingang hinter Mat durchbrochen. Er flog gerade darüber hinweg auf den Berg Shayol Ghul zu, während rechts und links von ihm Talwände in die Höhe stiegen.
Hier herrschte das Chaos.
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