Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Auserwählten tot oder gefangen. Falls das stimmte, konnte niemand ihr Wissen übertrumpfen.
Das würde vielleicht sogar in die Tat umzusetzen sein. Das konnte ein Sieg sein. Neben einem umgestürzten Nachschubkarren blieb sie stehen, umklammerte ihr Cour’souvra – glücklicherweise war es heil geblieben. Sie lächelte breit, dann webte sie ein kleines Licht, um ihren Weg zu beleuchten.
Ja … Man musste den freien Himmel sehen, nicht die Gewitterwolken. Sie konnte das zu ihrem Vorteil nutzen. Mal sehen … in nur wenigen Jahren konnte sie die Welt beherrschen!
Etwas Kaltes schnappte um ihren Hals zu.
Entsetzt griff Moghedien danach, dann schrie sie auf. »Nein! Nicht noch einmal! « Ihre Verkleidung löste sich auf, und die Eine Macht floh sie.
Hinter ihr stand eine zufrieden aussehende Sul’dam . »Der Befehl lautete, dass wir keine von denen nehmen dürfen, die sich selbst Aes Sedai nennen. Aber du, du trägst keinen ihrer Ringe, und du schleichst hier wie jemand herum, der etwas Falsches getan hat. Ich glaube nicht, dass man dich vermissen wird.«
»Mach mich sofort los!«, rief Moghedien, kratzte an dem A’dam . »Mach mich los, du …«
Eine Woge des Schmerzes ließ sie zuckend zu Boden stürzen.
»Ich heiße Shanan«, sagte die Sul’dam , während eine andere Frau mit einer Damane im Schlepptau zu ihnen trat. »Aber du darfst mich Herrin nennen. Ich glaube, wir sollten schnell nach Ebou Dar zurückkehren.«
Ihre Gefährtin nickte, und die Damane öffnete ein Wegetor.
Sie mussten Moghedien hineinschleifen.
Nynaeve trat aus dem Heilzelt am Shayol Ghul. Die Sonne war schon fast am Horizont versunken.
»Er ist tot«, flüsterte sie der kleinen Menge zu, die dort draußen versammelt stand.
Diese Worte auszusprechen fühlte sich an, als würde sie sich einen Stein auf die Füße fallen lassen. Sie weinte nicht. Diese Tränen hatte sie bereits vergossen. Das bedeutete aber nicht, dass sie nicht am Boden zerstört war.
Lan verließ hinter ihr das Zelt, legte einen Arm um ihre Schulter. Sie hob die Hand und schob sie in die seine. In der Nähe blickten sich Min und Elayne an.
Gregorin flüsterte Darlin etwas zu – man hatte ihn halb tot in den Trümmern seines Zelts gefunden. Beide sahen die Frauen stirnrunzelnd an. Nynaeve bekam einen Teil von Gregorins Worten mit. »… erwartet, dass die Aiel-Wilde herzlos sein, vielleicht auch die Königin von Andor, aber die andere? Keine Tränen.«
»Sie sind wie betäubt«, erwiderte Darlin.
Nein!, dachte Nynaeve. Sie musterte Min und Elayne. Die drei wissen etwas, das ich nicht weiß. Ich werde es aus ihnen herausprügeln müssen.
»Entschuldige mich«, sagte Nynaeve und löste sich von Lan.
Er folgte ihr.
Sie sah ihn mit hochgezogener Braue an.
»Du wirst mich in den nächsten Wochen nicht los, Nynaeve«, sagte er, und Liebe strömte durch ihren Bund. »Selbst wenn du es willst.«
»Sturer Ochse«, knurrte sie. »Wenn ich mich richtig erinnere, warst du derjenige, der darauf bestand, mich zu verlassen, damit du deinem angeblichen Schicksal allein entgegenmarschieren konntest.«
»Und du hattest damit recht«, erwiderte Lan. »Wie so oft.« Er sagte es so ruhig, dass es schwerfiel, auf ihn böse zu sein.
Außerdem waren es die Frauen, auf die sich ihr Zorn richtete. Sie wählte zuerst Aviendha und schlich begleitet von Lan an ihre Seite.
… da Rhuarc tot ist«, sagte Aviendha zu Sorilea und Bair, »glaube ich, dass es möglich sein muss , das zu ändern, was ich dort auch immer sah. Diese Veränderung hat bereits angefangen.«
»Ich habe deine Visionen gesehen, Aviendha«, sagte Bair. »Oder etwas Vergleichbares, durch andere Augen. Ich halte es für eine Warnung vor etwas, das wir nicht zulassen dürfen.«
Die anderen beiden nickten, dann entdeckten sie Nynaeve und wurden so still wie Aes Sedai. Aviendha war genauso schlimm wie die anderen, wie sie da völlig ruhig und beherrscht mit ihren verbundenen Füßen auf ihrem Stuhl saß. Möglicherweise konnte sie eines Tages wieder gehen, aber sie würde nie wieder kämpfen können.
»Nynaeve al’Meara«, sagte Aviendha.
»Hast du nicht gehört, wie ich verkündete, dass Rand tot ist?«, verlangte Nynaeve zu wissen. »Er schlief einfach ein.«
»Der Verwundete ist aus dem Traum erwacht«, sagte Aviendha gleichmütig. »Das müssen wir alle irgendwann. Sein Tod geschah bei einer großen Tat, und er wird gebührend gefeiert werden.«
Nynaeve beugte sich vor. »Also gut«, sagte sie
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