Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
die anderen Frauen.
Sie schnappte einen Teil dessen auf, was Rand den Händlern zu sagen hatte.
»… lasst den Steinmetzen der Ogier freie Hand, zumindest für einen Teil dessen, was sie erbauen. Soviel wie möglich solltet Ihr selbst neu erschaffen. Es hat keinen Zweck, lediglich die Vergangenheit zu erhalten.«
Also ließ er sie Boten zum Stedding schicken, um Ogier für den Wiederaufbau Rhuideans zu gewinnen. Das war gut so. Vieles in Tar Valon war das Werk von Ogiern, und wo man es ihrem eigenen Urteil überließ, entstanden atemberaubende Bauwerke.
Mat saß schon auf seinem Wallach Pips, hatte den breitrandigen Hut heruntergezogen und den Schaft seines eigenartigen Speers auf einen Steigbügel gestützt. Wie üblich wirkte sein hochgeschlossener grüner Mantel, als habe er darin geschlafen. Sie hatte seine Träume gemieden. Eine der Töchter, eine sehr große Frau mit goldenem Haar, grinste Mat so spitzbübisch an, dass es ihm offensichtlich peinlich war. Und das sollte es wohl auch sein; sie war viel zu alt für ihn. Egwene schnaubte. Ich weiß sehr wohl, wovon er träumte, danke schön! Sie ließ nur deshalb ihr Pferd neben seinem stehenbleiben, weil sie sich nach Aviendha umsah.
»Er hat ihr gesagt, sie solle ruhig sein, und sie hat ihm tatsächlich gehorcht«, sagte er, als ihre Stute stehenblieb. Er nickte in Richtung Moiraine und Lan. Sie war in hellblaue Seide gekleidet und hielt die Zügel ihrer weißen Stute fest in der Hand, und Lan stand in seinen Behüterumhang gehüllt neben seinem großen, schwarzen Schlachtross. Lan beobachtete Moiraine eindringlich, wie immer mit ausdrucksloser Miene, während sie aussah, als wolle sie vor Ungeduld platzen, und dabei Rand anfunkelte. »Sie hat angefangen, ihm zu erklären, dass dies alles völlig falsch sei. In meinen Ohren klang das, als habe sie es ihm schon hundertmal gesagt. Und er sagte einfach: ›Ich habe die Entscheidung getroffen, Moiraine. Bleibt dort drüben und schweigt, bis ich Zeit für Euch habe.‹ Als erwarte er von ihr, dass sie gehorche. Und tatsächlich hat sie gehorcht! Ist das Dampf, was ihr aus den Ohren kommt?«
Sein schnaubendes Lachen klang so erfreut und so selbstgefällig, dass sie beinahe Saidar ergriffen und ihm offen vor jedermann eine Lektion erteilt hätte. Stattdessen schnaubte sie vernehmlich, laut genug jedenfalls, um ihm zu verstehen zu geben, dass es ihm galt und seinem ›geistvollen‹ Humor. Er warf ihr einen amüsierten Seitenblick zu und schmunzelte erneut, was ihre Laune nicht gerade verbesserte.
Einen Augenblick lang sah sie erstaunt zu Moiraine hinüber. Die Aes Sedai hatte getan, was Rand wollte? Ohne zu protestieren? Das war genauso, als gehorche eine der Weisen Frauen oder als gehe die Sonne um Mitternacht auf. Sie hatte natürlich von dem Angriff gehört. Überall waren heute morgen Gerüchte über riesige Hunde umgegangen, die ihre Fußspuren auf Steinen hinterließen. Sie sah allerdings nicht ein, was das mit dem hier zu tun haben sollte, doch von den Nachrichten über die Shaido abgesehen war das das einzig wirklich Neue, und es reichte doch wohl nicht, um eine solche Reaktion hervorzurufen. Nichts von alledem, was ihr einfiel, würde Moiraine derart verändern. Zweifellos würde sie ihr wieder sagen, es gehe sie nichts an, aber auf die eine oder andere Weise würde sie der Sache schon auf den Grund kommen. Es passte ihr nicht, Dinge nicht zu verstehen.
Sie entdeckte Aviendha, die auf der obersten Stufe der Treppe zum Dach der Töchter stand, und lenkte daraufhin ihr Pferd zur anderen Seite der Gruppe in Rands Umgebung. Die Aielfrau musterte ihn genauso eindringlich wie die Aes Sedai, doch in ihrem Gesicht stand nicht der geringste erkennbare Ausdruck. Sie drehte ständig an dem elfenbeinernen Armreif um ihr Handgelenk, spielte offensichtlich daran herum, ohne sich dessen bewusst zu sein. Auf irgendeine Weise hatte dieser Armreif mit den Schwierigkeiten zu tun, die Aviendha mit Rand hatte. Egwene verstand das alles nicht. Aviendha weigerte sich, darüber zu sprechen, und jemand anderen konnte sie nicht dazu befragen, nicht, wenn es ihrer Freundin peinlich wäre. Ihr eigenes flammenverziertes Elfenbeinarmband war ein Geschenk von Aviendha, um ihren Bund als Nächstschwestern zu besiegeln. Als Gegengeschenk hatte sie der anderen Frau die silberne Halskette gegeben, die sie jetzt trug. Kadere hatte behauptet, sie sei nach einem Muster aus Kandor gearbeitet, das man als Schneeflocken bezeichnete. Sie
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