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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Macura schob ihren Stuhl zurück und trat aus ihrer Reichweite. Aus der früheren Nervosität war jetzt ein Blick voll gelassener Zufriedenheit geworden.
    Schwärze rollte über Nynaeve hinweg. Das Letzte, was sie hörte, war die Stimme der Näherin: »Fang sie auf, Luci!«

KAPITEL 10

    Feigen und Mäuse
    E layne wurde schwach bewusst, dass man sie an Schultern und Fußgelenken die Treppe hinauftrug. Sie öffnete die Augen und konnte auch sehen, doch der Rest ihres Körpers hätte genauso zu jemand anderem gehören können, so wenig Kontrolle besaß sie über ihn. Selbst ihr Wimpernschlag war langsam und mühevoll. Ihr Gehirn schien wie mit Federn gefüllt.
    »Sie ist wach, Herrin!«, kreischte Luci und ließ fast ihre Beine fallen. »Sie schaut mich an!«
    »Ich habe dir gesagt, du brauchst dir keine Sorgen zu machen.« Frau Macuras Stimme ertönte von irgendwo über ihr. »Sie kann die Macht nicht gebrauchen und noch nicht einmal mit einem Muskel zucken. Nicht mit Spaltwurzeltee im Magen. Ich habe das nur durch einen Zufall bemerkt, aber es hat sich gewiss als nützlich erwiesen.«
    Es stimmte. Elayne hing schlaff wie eine Puppe, der man die halbe Füllung herausgerissen hat, zwischen ihnen. Ihr Hinterteil stieß immer wieder gegen die Stufen, und sie konnte weder laufen noch die Macht gebrauchen. Sie spürte wohl die Wahre Quelle, aber der Versuch, sie zu ergreifen, war etwa so vergeblich, wie mit kältestarrenden Fingern eine Nadel von einem Spiegel aufheben zu wollen. Panik wallte in ihr auf, und eine Träne rollte über ihre Wange.
    Vielleicht wollten diese Frauen sie den Weißmänteln zur Exekution übergeben, aber andererseits konnte sie kaum glauben, dass die Weißmäntel Frauen benützten, um eine solche Falle zu stellen, in der Hoffnung, eine Aes Sedai könne hineintappen. Das ließ auf die Schattenfreunde schließen und darauf, dass sie neben den Gelben auch den Schwarzen Ajah dienten. Man würde sie bestimmt den Schwarzen Ajah ausliefern, falls Nynaeve nicht doch entkommen war. Doch wollte sie selbst entkommen, konnte sie auf niemand anderen zählen. Und sie konnte sich weder bewegen noch die Macht benützen. Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass sie zu schreien versuchte, aber heraus kam nur ein dünnes, gurgelndes Winseln. Das zu unterbinden kostete sie den Rest ihrer Kraft.
    Nynaeve wusste doch alles, was Kräuter betraf. Zumindest behauptete sie das. Warum hatte sie nicht erkannt, welcher Tee das war? Hör auf zu winseln! Die kleine, feste Stimme in ihrem Hinterkopf hörte sich erstaunlich genau wie die Linis an. Ein Ferkel, das unter einen Zaun geraten ist und quiekt, lockt damit nur den Fuchs an, statt sich zu befreien und wegzurennen. Verzweifelt machte sie sich daran, Saidar auf irgendeine Weise wieder zu erreichen. Es war doch so einfach gewesen, aber jetzt schien es genauso unmöglich, wie Saidin zu ergreifen. Trotzdem gab sie nicht auf. Es war das Einzige, was sie unternehmen konnte.
    Frau Macura jedenfalls schien keine Sorge mehr zu haben. Sobald sie Elayne auf das schmale Bett in einer kleinen Kammer mit nur einem Fenster hatten fallenlassen, eilte sie ohne Blick zurück mit Luci wieder hinaus. Elaynes Kopf lag so, dass sie ein weiteres enges Bett und eine hohe Kommode mit stark angelaufenen Messingknöpfen an den Schubladen erkennen konnte. Die Augen konnte sie bewegen, doch der Kopf blieb wie gelähmt.
    Nach wenigen Minuten kehrten die beiden Frauen schwer atmend zurück, schleppten Nynaeve herein und wuchteten sie auf das andere Bett. Ihr Gesicht war schlaff und glänzte feucht vor Tränen, doch ihre dunklen Augen … Zorn erfüllte diese und auch ein wenig Angst. Elayne hoffte, der Zorn werde den Sieg davontragen. Nynaeve war stärker als sie, wenn sie gerade fähig war, die Macht zu benützen. Vielleicht schaffte Nynaeve, woran sie ein ums andere Mal erbärmlich scheiterte. Das mussten Tränen der Wut sein.
    Frau Macura befahl dem Mädchen dazubleiben, während sie erneut hinauseilte. Diesmal kam sie mit einem Tablett zurück, das sie auf die Kommode stellte. Darauf standen die gelbe Teekanne, eine Tasse, ein Trichter und eine große Sanduhr. »Also, Luci, denke daran, dass du jedes Mal, wenn die Sanduhr abgelaufen ist, jeder von beiden zwei Unzen eintrichterst. Sobald sie abgelaufen ist, nicht vergessen!«
    »Warum geben wir es ihnen nicht schon jetzt, Frau Macura?«, jammerte das Mädchen händeringend. »Ich möchte, dass sie wieder einschlafen. Ich mag es nicht, wenn sie mich

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