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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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waren. Sie wurde nicht wütend deshalb, denn irgendwie schien es ihr nicht, dass sie dadurch getroffen werden könne, nur überrascht war sie. Sie hatte sich noch immer nicht auf die Änderungen in Bezug auf die eigene Person eingestellt. Dass Männer sich zu ihr hingezogen fühlten …? Ihr Spiegelbild in dem schmutzigen Fenster einer Schneiderei fiel ihr auf: das etwas verschwommene Abbild eines Mädchens mit blasser Haut und einem Strohhut auf dem Kopf. Sie war jung. Soweit sie feststellen konnte, erschien sie nicht nur äußerlich jung, nein, sie war es. Nicht viel älter als Min. Wie es ihr von der Warte all jener Jahre aus erschien, die sie bereits erlebt hatte, konnte man sie wirklich als Mädchen bezeichnen.
    Wenigstens ein Gutes hatte diese Dämpfung also, sagte sie sich. Sie hatte Frauen kennengelernt, die jeden Preis dafür gezahlt hätten, um wieder fünfzehn oder zwanzig Jahre jünger zu sein. Denen wäre selbst der Preis recht gewesen, den sie hatte zahlen müssen. Sie ertappte sich öfter dabei, wie sie solche Vorteile im Geist auflistete und sich selbst davon zu überzeugen versuchte, dass es sich gelohnt hatte. Sie war nun nicht mehr an die Drei Eide gebunden und konnte lügen, wann es ihr passte. Und ihr eigener Vater hätte sie nun nicht mehr erkannt. Sie sah nicht so aus wie einst als junge Frau. Die Veränderungen, die mit wachsender Reife gekommen waren, waren immer noch zu sehen, aber durch die sanften Züge der Jugend abgemildert. Wenn sie kalt und objektiv urteilte, dann war sie jetzt etwas hübscher als zu ihrer Mädchenzeit, und das größte Kompliment, das sie damals gehört hatte, war, sie sei hübsch. Häufiger allerdings hatte man sie lediglich als apart bezeichnet. Irgendwie konnte sie keine echte Verbindung von diesem Gesicht zu ihr, zu Siuan Sanche, herstellen. Tief im Innern war sie dieselbe und in ihrem Verstand ruhte nach wie vor alles Wissen. Nur dort, in ihrem Kopf, war alles gleich geblieben.
    Einige der Schenken und Tavernen in Lugard trugen Namen wie Zum Schmiedehammer , oder Zum Tanzbär , oder Zum silbernen Schwein . Manchmal waren die Schilder dazu genauso schreiend auffällig wie die Namen selbst. Andere führten sogar Namen, die man nicht hätte genehmigen dürfen. Der ›anständigste‹ unter jenen war noch Der Kuss des Domanimädchens . Dazu gehörte die Abbildung einer Frau mit kupferfarbener Haut und Schmollmund, die bis zur Hüfte nackt war! Siuan fragte sich, wie Leane das aufnehmen würde, aber so, wie sich die Frau jetzt benahm, fühlte sie sich vielleicht noch davon angeregt.
    Schließlich durchschritt sie von einer Seitenstraße aus, die genauso breit war wie die Hauptstraße, eine Öffnung in einer der halb eingestürzten Innenmauern und fand dort die Schenke, nach der sie gesucht hatte. Drei aus grobem Naturstein erbaute Stockwerke trugen ein Dach mit lila Ziegeln. Auf dem Schild über dem Eingang war eine unwahrscheinlich üppige Frau abgebildet, die nur ihr langes Haar trug und mehr oder weniger alles zeigte. Sie ritt ohne Sattel auf einem Pferd. Den Namen überging sie schnell, kaum dass sie ihn gelesen und wiedererkannt hatte.
    Der Schankraum drinnen war blau vom Tabaksqualm und voll von ausgelassenen Männern, die tranken und wild lachten und versuchten, die Bedienungen ins Hinterteil zu kneifen. Die wichen aus, so gut es ging, und antworteten mit müde-geduldigem Lächeln. Über dem Lärm war die Musik kaum hörbar. Eine Zither und eine Flöte begleiteten den Gesang einer jungen Frau, die auf einem Tisch ganz am Ende des langen Raums tanzte. Gelegentlich ließ sie dabei den Rock so hoch wirbeln, dass die ganze Länge ihrer nackten Beine sichtbar wurde. Was Siuan vom Text ihres Liedes verstehen konnte, ließ sie wünschen, dem Mädchen den Mund mit Seife auszuwaschen. Warum sollte eine Frau unbekleidet herumlaufen? Warum sollte eine Frau einem Haufen betrunkener Kerle darüber noch vorsingen? Sie hatte sich noch nie in einer solchen Umgebung befunden. So beschloss sie, den Besuch hier so kurz wie möglich zu gestalten.
    Die Eigentümerin der Schenke war unschwer zu erkennen: eine große, schwere Frau in einem roten Seidenkleid, das teilweise zu glühen schien, dazu kunstvoll gedrehte und gefärbte Locken – die Natur hatte diesen Rotton niemals hervorgebracht und bestimmt auch nicht in Verbindung mit solch dunklen Augen –, doch ihr Kinn stand hervor, und die Mundpartie war ausgesprochen hart. Sie rief den Bedienungen immer wieder Anweisungen zu,

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