Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
daran gewöhnt, mit Ladies umzugehen, meinte die Frau. Nana wusste auch ganz genau, wie sie Lady Morelins Bett herrichten solle und würde ihr auch ein erfrischendes Bad bereiten, nachdem sie einen so heißen Reisetag hinter sich hatten. Die Liste der Dinge, die nur Nana ihrer Herrin recht machen könne, schien endlos.
Elayne war nicht sicher, ob der Adel Amadicias so viel erwartete, oder ob Frau Alfara lediglich statt der eigenen die Dienstbotin einer Ausländerin ausnützen wollte. Sie hatte sich bemüht, Nynaeve das meiste zu ersparen, doch die Frau hatte genauso wie die Wirtin immer ein »Wie Ihr wünscht, meine Lady« und »Meine Lady ist sehr eigenwillig« auf Lager gehabt. Sie hätte töricht dagestanden, oder zumindest hätte es eigenartig gewirkt, wenn sie Nynaeve alles abgenommen hätte. Und sie wollten ja keine unnötige Aufmerksamkeit erregen.
Solange sie sich in Bellon aufgehalten hatte, war Nynaeve in der Öffentlichkeit als die vollkommene Zofe aufgetreten. Wenn sie allein miteinander waren, war das allerdings etwas anderes. Elayne wäre es so viel lieber gewesen, hätte sich die Frau dann einfach wie normal benommen, statt sie wie etwas Abstoßendes aus der Großen Fäule ständig niederzuknüppeln. Auf Entschuldigungen bekam sie ein »Meine Lady ist zu gütig« zu hören, oder sie wurden einfach ignoriert. Ich werde mich nicht noch einmal entschuldigen, dachte sie zum fünfzigsten Mal. Nicht für etwas, das letzten Endes nicht meine Schuld ist.
»Ich habe nachgedacht, Nynaeve.« Sie packte einen herunterhängenden Halteriemen und fühlte sich dennoch wie ein Ball in einem Kinderspiel namens Hopf, das in Andor sehr beliebt war. Man musste dabei einen bunten Holzball mit einem Schläger immer wieder hochprellen lassen und abfangen. Aber sie verlangte nicht, dass die Kutsche langsamer fahren solle. Sie konnte es genauso lang aushalten wie Nynaeve. Diese Frau war so etwas von stur! »Ich will ja nach Tar Valon und herausfinden, was dort eigentlich los ist, aber …«
»Meine Lady haben nachgedacht? Meine Lady muss ja Kopfschmerzen haben von dieser Anstrengung! Ich werde meiner Lady einen feinen Tee aus Schafszungenwurzel und roten Gänseblümchen bereiten, sobald …«
»Halt den Mund, Nana!«, sagte Elayne ruhig, aber mit Entschlossenheit in der Stimme. Sie imitierte ihre Mutter, so gut sie nur konnte. Nynaeve blieb der Mund offenstehen. »Wenn du wieder an deinem Zopf reißt, kannst du beim Gepäck auf dem Dach mitfahren.« Nynaeve gab einen erstickten Laut von sich. Sie versuchte, etwas zu sagen, aber sie brachte nichts heraus. Sehr zufriedenstellend. »Manchmal scheinst du zu glauben, ich sei immer noch ein Kind, dabei benimmst du dich wie ein Kind. Ich habe dich nicht darum gebeten, mir den Rücken zu waschen, aber ich hätte dir einen Ringkampf liefern müssen, um dich davon abzuhalten. Erinnere dich bitte daran, dass ich dir angeboten habe, dasselbe für dich zu tun. Und ich habe dir angeboten, auf dem Klappbett zu schlafen. Stattdessen bist du aufgestiegen und warst nicht mehr herunterzubekommen. Hör mit der Schmollerei auf! Wenn du willst, spiele ich in der nächsten Schenke deine Zofe.« Das wäre möglicherweise eine komplette Katastrophe. Nynaeve würde vermutlich in der Öffentlichkeit Thom anschreien oder jemanden ohrfeigen. Doch was tat man nicht für ein wenig Ruhe und Frieden. »Wir können gleich anhalten und im Wald die Kleider tauschen.«
»Wir haben Kleider ausgesucht, die dir am besten passen«, murmelte die andere einen Augenblick später. Dann öffnete sie die Klappe wieder und rief: »Langsamer! Wollt Ihr uns umbringen? Törichte Männer!«
Oben herrschte Totenstille, als sich die Geschwindigkeit der Kutsche auf ein vernünftiges Maß verringerte, aber Elayne hätte wetten können, dass sich die beiden Männer nun empört unterhielten. Sie richtete ihr Haar her, so gut sie es ohne einen Spiegel vermochte. Es überraschte sie immer noch, diese schimmernden schwarzen Locken zu sehen, wenn sie sich erblickte. Die grüne Seide musste auch wieder einmal gründlich ausgebürstet werden.
»Worüber hast du nachgedacht, Elayne?«, fragte Nynaeve. Auf ihren Wangen standen hochrote Flecke. Zumindest war ihr klar, dass Elayne recht hatte, aber nachzugeben war das Höchste an Entschuldigung, was sie je herausbrachte.
»Wir reisen so schnell wir können nach Tar Valon zurück, aber wissen wir überhaupt, was uns in der Burg erwartet? Falls die Amyrlin wirklich diese Befehle
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