Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
ausgegeben hat … Ich glaube es eigentlich nicht und kann es auch nicht verstehen, aber ich habe nicht vor, die Burg zu betreten, bis ich wirklich Bescheid weiß. ›Nur eine Närrin steckt ihre Hand in einen hohlen Baum, ohne zu wissen, was drinnen ist.‹«
»Eine weise Frau, diese Lini«, sagte Nynaeve. »Vielleicht finden wir mehr heraus, wenn ich wieder ein Bündel gelber Blumen mit den Köpfen nach unten irgendwo hängen sehe, aber bis dahin sollten wir uns meiner Meinung nach verhalten, als beherrschten die Schwarzen Ajah die Burg.«
»Frau Macura hat bestimmt mittlerweile eine weitere Taube zu Narenwin geschickt: mit einer Beschreibung dieser Kutsche und der Kleider, die wir mitnahmen, und höchstwahrscheinlich auch einer Beschreibung Juilins und Thoms.«
»Das lässt sich nicht ändern. Das Ganze wäre nicht geschehen, wenn wir nicht durch ganz Tarabon getrödelt wären. Wir hätten ein Schiff nehmen sollen.« Elayne riss Augen und Mund auf, weil Nynaeve so anklagend geklungen hatte, und Nynaeve besaß so viel Anstand, wenigstens rot zu werden. »Na ja, was vorbei ist, ist vorbei. Moiraine kennt Siuan Sanche. Vielleicht kann Egwene sie darum bitten …«
Plötzlich schlingerte die Kutsche und kam abrupt zum Stehen. Elayne wurde nach vorn geschleudert und fiel auf Nynaeve. Sie hörte die Pferde wiehern und spürte, wie die Tiere sich aufbäumten und ausschlugen, während sie sich von Nynaeve zu lösen versuchte, wobei diese kräftig schiebend nachhalf.
Sie griff nach Saidar und steckte den Kopf aus dem Fenster. Dann ließ sie die Macht jedoch erleichtert wieder ihrem Griff entgleiten. Das war etwas, was sie bereits mehr als einmal durch Caemlyn ziehen gesehen hatte. Ein kleiner Reisezoo – eine Menagerie – lagerte im Schatten der Bäume am Rand einer großen Lichtung nahe der Straße. Ein großer Löwe mit schwarzer Mähne lag dösend in einem Käfig, der die gesamte Rückseite eines der Wagen in Anspruch nahm, während seine beiden Weibchen in einem anderen auf und ab schritten. Ein dritter Käfig stand offen. Davor übte eine Frau mit zwei großen Schwarzbären mit weißen Gesichtern, wie sie auf großen roten Kugeln balancieren mussten, um nicht herunterzufallen. In einem weiteren Käfig lag etwas, das wie ein mächtiger, haariger Keiler wirkte, aber dafür war seine Schnauze etwas zu spitz und an den Zehen saßen kräftige Klauen. Sie wusste, dass dieses Tier aus der Aiel-Wüste stammte und dort Capar genannt wurde. Andere Käfige enthielten weitere Tiere und leuchtend bunte Vögel, doch im Gegensatz zu jeder anderen solchen Menagerie, die sie je gesehen hatte, arbeiteten hier auch Menschen an Vorführungen. Beispielsweise jonglierten zwei Männer gerade mit Bändern umwickelte Reifen, die zwischen ihnen hin und her flogen. Vier Akrobaten übten an einer Pyramide, und eine Frau fütterte zur Belohnung ein Dutzend Hunde, die auf den Hinterbeinen liefen und auf ihr Kommando Überschläge rückwärts vollführten. Im Hintergrund errichteten einige weitere Männer zwei hohe Masten. Sie hatte keine Ahnung, wofür die bestimmt waren.
Allerdings war es nichts von alledem gewesen, was die Pferde zum Scheuen und fast zum Ausbrechen gebracht hatte, und das trotz Thoms Können als Gespannführer. Die Löwen konnte sogar sie riechen, aber die Pferde starrten mit wild rollenden Augäpfeln drei riesige, runzlige, graue Tiere an. Zwei waren genauso hoch wie die Kutsche, hatten große Ohren und mächtige gekrümmte Hauer, und die Nase, die dazwischen hing, war so lang, dass sie bis auf den Boden reichte. Das dritte war etwas kleiner als die Pferde, wirkte allerdings genauso schwer wie diese und hatte keine Hauer. Sie hielt es für ein Junges. Eine Frau mit hellblondem Haar kratzte dieses ›Kleintier‹ mit einem schweren Stachelstock, der am Ende einen Haken aufwies, hinter dem Ohr. Elayne hatte bereits Geschöpfe wie diese gesehen, aber niemals erwartet, sie nun hier wiederzusehen.
Ein großer, dunkelhaariger Mann kam ihnen aus dem Lager entgegen. Er trug ausgerechnet bei dieser Hitze einen roten Seidenumhang, den er bei seiner eleganten Verbeugung mit großer Geste spreizte. Er sah gut aus, bewegte sich geschmeidig und war sich dessen nur zu bewusst. »Vergebt mir, gute Lady, wenn die riesigen Keilerpferde Eure Tiere erschreckt haben.« Als er sich aufrichtete, winkte er zwei seiner Männer heran, um beim Beruhigen der Pferde zu helfen, wandte sich dann wieder Elayne zu und musterte sie eingehend. Dann
Weitere Kostenlose Bücher