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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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alles tun wolle, um Egwene den Kopf zurechtzurücken, stolzierte zu dem reich beschnitzten Tisch hinüber und schob bei jedem Schritt wütend ihren Rocksaum zur Seite.
    Auf dem Tisch standen lediglich drei kunstvoll bemalte Kästen, peinlich sauber angeordnet. Sie erinnerte sich an die Arten von Fallen, die man an solchen Kästen anbringen konnte, wenn niemand den Inhalt sehen sollte, und so ließ sie in ihrer Hand erst einmal einen langen Stock entstehen, mit dem sie den Deckel des ersten anhob. Der Kasten war grün und golden lackiert und mit watenden Reihern geschmückt. Es war ein Schreibkasten, wie sich herausstellte, und er enthielt Feder, Tinte und Sand. Im größten der Kästen, auf dem sich rote Rosen durch goldene Runen rankten, befanden sich mehr als zwanzig fein gearbeitete Figuren aus Elfenbein und Türkis – Menschen und Tiere –, die auf hellgrauem Samtfutter lagen.
    Als sie den Deckel des dritten Kastens anhob – goldene Falken, die an einem blauen Himmel unter Wolken miteinander kämpften –, bemerkte sie, dass die ersten beiden wieder geschlossen waren. Solche Dinge geschahen hier ständig; alles wies eine Tendenz auf, so bleiben zu wollen, wie in der wirklichen Welt, und außerdem konnte es geschehen, wenn man einen Moment lang weggeschaut hatte, dass sich dann Einzelheiten geändert hatten.
    In dem dritten Kasten lagen Dokumente. Der Stock verschwand, und sie hob vorsichtig das oberste Pergament heraus. Offiziell mit ›Joline Aes Sedai‹ gezeichnet, war es eine demütige Bitte um Bestrafung, und zwar derart, dass Nynaeve unwillkürlich zusammenzuckte, obwohl sie den Text nur überflog. Nichts davon war wichtig, außer für Joline. An den unteren Rand hatte jemand in eckiger Schrift das Wort ›Befürwortet‹ gekritzelt. Als sie das Blatt weglegen wollte, verschwamm es und verschwand, und der Kasten war ebenfalls wieder geschlossen.
    Seufzend öffnete sie ihn wieder. Die Papiere drinnen sahen anders aus. Sie hielt den Deckel offen, hob eines nach dem anderen heraus und überflog sie schnell. Oder versuchte es jedenfalls. Manchmal verschwanden die Briefe und Berichte, während sie sie gerade in die Hand nahm, manchmal aber auch während des Lesens. Wenn eine Anrede darauf stand, dann meist einfach: »Mutter, mit respektvollen Grüßen«. Einige waren von Aes Sedai unterschrieben, andere von Frauen mit verschiedenen Titeln, Adligen gewöhnlich, oder auch ganz ohne Erwähnung eines Ehrentitels. Keines davon schien mit den im Augenblick brennenden Fragen zu tun zu haben. Der Generalmarschall von Saldaea und sein Heer waren unauffindbar, und Königin Tenobia weigerte sich, mit der Burg zusammenzuarbeiten … Sie schaffte es, diesen Bericht bis zum Ende durchzulesen, aber er setzte voraus, die Leserin wisse, warum der Mann sich nicht in Saldaea aufhielt und in welcher Sache die Königin mit der Burg zusammenarbeiten sollte. Von den Augen-und-Ohren der Ajahs in Tanchico war bereits seit drei Wochen kein Bericht mehr eingetroffen. Weiter kam sie bei diesem Blatt nicht. Die Streitigkeiten zwischen Illian und Murandy schienen sich zu beruhigen, und Pedron Niall behauptete, es sei sein Verdienst. Selbst aus diesen wenigen Zeilen, die sie zu Gesicht bekam, konnte sie ablesen, dass die Schreiberin mit den Zähnen geknirscht haben musste. Die Briefe waren zweifellos alle sehr wichtig, sowohl diejenigen, die sie zu überfliegen Gelegenheit hatte, wie auch die anderen, die vorher verschwanden, aber ihr nützten sie gar nichts. Sie hatte gerade mit einem Bericht über ein verdächtiges – dieses Wort wurde tatsächlich benützt – Zusammentreffen Blauer Schwestern begonnen, als aus dem äußeren Raum ein verzweifeltes »Oh, Licht, nein!« erscholl.
    Sie rannte zur Tür und ließ dabei einen kräftigen Holzknüppel in ihrer Hand erscheinen, dessen Kopf vor Dornen starrte. Doch als sie hineinhastete und erwartete, Egwene müsse sich gegen irgendetwas verteidigen, stand diese nur am Tisch der Bewahrerin und blickte versunken ins Leere. Entsetzen zeigte sich auf ihrer Miene, doch ihr selbst war nichts passiert, und soweit Nynaeve das beurteilen konnte, wurde sie durch nichts bedroht.
    Egwene fuhr bei ihrem Anblick zusammen, raffte sich dann aber sichtlich auf, und sagte mit zittriger Stimme: »Nynaeve, Elaida ist die Amyrlin.«
    »Sei kein Narr«, schalt Nynaeve. Und doch – dieser andere Raum, der Siuan Sanche so gar nicht ähnlich sah … »Das bildest du dir nur ein. Ganz bestimmt.«
    »Ich hatte ein

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