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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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verlagert, und das passte ihr überhaupt nicht. Sie würde etwas unternehmen müssen, um den alten Zustand wiederherzustellen.
    Die Lüge. Sie hatte heute zum ersten Mal Egwene bewusst belogen. Deshalb war ihre moralische Autorität dahin, deshalb war sie so ins Schwimmen gekommen und konnte sich nicht richtig verständlich machen. »Ich habe den Tee getrunken, Egwene.« Sie zwang jedes Wort aus sich heraus. Sie musste sich wirklich zwingen. »Den Spaltwurzeltee dieser Macura. Sie und Luci haben uns nach oben geschleppt wie Mehlsäcke. Wir hatten auch nicht mehr Kraft als eben solche. Wenn Thom und Juilin nicht gekommen wären und uns am Kragen herausgezogen hätten, befänden wir uns vermutlich heute noch dort. Oder auf dem Weg zur Burg und so mit Spaltwurzel angefüllt, dass wir womöglich erst dort wieder aufgewacht wären.« Sie atmete tief durch und bemühte sich um einen festen und sicheren Tonfall, doch das war schwer, da sie gerade erst gestanden hatte, eine komplette Idiotin gewesen zu sein. Was herauskam, klang viel zaghafter, als ihr lieb war. »Wenn du den Weisen Frauen davon erzählst – insbesondere Melaine –, gebe ich dir eins aufs Ohr.«
    Etwas an ihren Worten hätte eigentlich Egwenes Widerstandsgeist wecken sollen. Es schien seltsam, einen Streit bewusst vom Zaun brechen zu wollen, aber das war immer noch besser als dieser Zustand. Bei ihren Streitigkeiten ging es gewöhnlich darum, dass Egwene keine Vernunft annehmen wollte, und sie endeten meist unerfreulich, denn das Mädchen hatte sich angewöhnt, sich ständig zu weigern, etwas einzusehen. Und diesmal – lächelte Egwene sie lediglich an. Es war ein amüsiertes Lächeln. Ein herablassendes und amüsiertes Lächeln!
    »Ich hatte das schon angenommen, Nynaeve. Du hast sonst Tag und Nacht von Kräutern gepredigt, aber dabei niemals eine Pflanze namens Spaltwurzel erwähnt. Ich war sicher, dass du noch nie davon gehört hattest, bis diese Frau es erwähnte. Du hast ja immer versucht, die Dinge zu beschönigen. Wenn du mal mit dem Kopf voran in einen Schweinestall fällst, wirst du noch versuchen, jedem weiszumachen, dass es Absicht war. Nun – was wir jetzt zu entscheiden haben …«
    »So etwas mache ich nicht!« Nynaeve spuckte Gift und Galle.
    »Aber sicher doch. Das sind klare Tatsachen. Du kannst genauso gut mit dem Winseln aufhören und mir helfen, einen Entschluss …«
    Winseln! Das entwickelte sich ganz anders, als sie geplant hatte. »Das sind gar keine! Keine Tatsachen, meine ich. Ich bin noch nie so gewesen, wie du behauptest!«
    Einen Augenblick lang sah Egwene sie schweigend an. »Du kannst nicht damit aufhören, was? Also gut. Du hast mich angelogen …«
    »Das war keine Lüge«, murmelte sie. »Jedenfalls nicht direkt.«
    Die andere überging ihren Einwurf. »… und du belügst dich selbst. Erinnerst du dich, was du mir zu trinken gegeben hast, als ich dich das letzte Mal anlog?« Plötzlich hatte sie eine Tasse in der Hand, gefüllt mit einem giftgrünen, zähen Gebräu. Es sah aus, als habe man es aus einem schmutzigen, stehenden Gewässer abgeschöpft. »Das einzige Mal, dass ich dich je angelogen hatte. Die Erinnerung an diesen Geschmack hat mir sehr geholfen, nie wieder zu lügen. Wenn du nicht einmal die Wahrheit vor dir selbst zugeben willst …«
    Nynaeve trat einen Schritt zurück, bevor sie sich wieder im Griff hatte. Gekochter Katzenfarn mit zerstoßenem Asblatt; bei dem bloßen Gedanken daran schrumpfte ihr die Zunge. »Ich habe doch gar nicht richtig gelogen.« Warum suchte sie eigentlich nach Entschuldigungen? »Ich habe nur nicht die ganze Wahrheit gesagt.« Ich bin die Dorfheilerin! Ich war die Dorfheilerin, und das sollte doch immer noch etwas zählen! »Du kannst doch wohl nicht glauben …« Sag’s ihr doch! Du bist hier doch nicht das Kind, und das wirst du ganz bestimmt nicht trinken. »Egwene, ich …« Egwene hielt ihr die Tasse direkt unter die Nase, sodass sie den ätzenden Geruch deutlich wahrnahm. »In Ordnung«, sagte sie schnell. Das kann doch alles nicht wahr sein! Doch sie konnte den Blick nicht von der Brühe in der Tasse wenden, und sie konnte die Worte nicht mehr zurückhalten, die aus ihr herausbrachen: »Manchmal versuche ich, die Dinge für mich selbst zu beschönigen. Manchmal. Aber nie, wenn es wirklich wichtig war. Ich habe niemals – in Bezug auf etwas Wichtiges – gelogen. Niemals, das schwöre ich! Nur kleine Sachen.« Die Tasse verschwand, und Nynaeve seufzte tief und

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