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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Aus der gleichen Bewegung heraus ließ er die Scheide fallen und packte ihren Arm, damit er sie an sich vorbei in den Lagerraum zerren konnte. Er steckte noch einmal den Kopf hinaus und spähte den Gang hinauf und hinunter. Er war leer.
    Er nahm sich Zeit damit, seinen Kopf zurückzuziehen und die Tür wieder zu schließen. Er wusste, was er vorfinden würde. Die junge Frau lag sich windend auf dem Steinboden, bemühte sich, zu schreien, und brachte doch nichts heraus. Ihre Hände krallten nach einem Gesicht, das bereits schwarz und bis zur Unkenntlichkeit angeschwollen war. Die dunkle Schwellung verbreitete sich wie zäh herunterfließendes Öl bis zu ihren Schultern. Ihr schneeweißer Rock mit den Farbstreifen am Saum wurde von ihren hin und her zuckenden Beinen zerfetzt. Er leckte einen Blutspritzer von seinem Handrücken und kicherte, während er die Scheide wieder aufhob.
    »Ihr seid ein Narr.«
    Er wirbelte mit dem Dolch in der Hand herum, doch die Luft in seiner unmittelbaren Umgebung verfestigte sich urplötzlich und schloss ihn vom Hals bis an die Sohlen seiner Stiefel wie eine harte Schale ein. Da hing er nun. Die Füße berührten den Boden nur noch mit den Ballen, der Dolch war ausgestreckt, zum Zustechen bereit, und er starrte Alviarin an, die die Tür schloss und sich dagegen lehnte, um ihn zu mustern. Diesmal hatte sie nicht geknarrt. Das leise Scharren der Pantoffeln an den Füßen des sterbenden Mädchens auf dem Fußboden konnte ihre Geräusche nicht überdeckt haben. Er blinzelte, als plötzlich Schweiß in seinen Augen brannte.
    »Habt Ihr wirklich geglaubt«, fuhr die Aes Sedai fort, »dieser Raum bliebe unbewacht, ohne eine einzige Wächterin? Das Schloss wurde durch ein Machtgewebe gesichert. Diese törichte junge Frau war heute Abend an der Reihe, das Gewebe zu überwachen. Hätte sie genau das getan, was man von ihr erwartete, dann stünden jetzt ein Dutzend Behüter und genauso viele Aes Sedai vor dieser Tür. Sie zahlt den Preis für ihre Dummheit.«
    Die Geräusche hinter ihm verstummten und er kniff die Augen zusammen. Alviarin war wohl keine Gelbe Ajah, doch sie hätte wenigstens einen Versuch machen können, die junge Frau zu heilen. Und sie hatte auch keinen Alarm gegeben, wie es die Aufgenommene bereits hätte tun sollen, sonst stünde sie jetzt nicht allein hier. »Ihr seid eine Schwarze Ajah«, flüsterte er.
    »Eine gefährliche Anschuldigung«, sagte sie gelassen. Es war allerdings nicht klar, für wen sie gefährlich sei. »Siuan Sanche versuchte, zu behaupten, es gäbe die Schwarzen Ajah wirklich, als sie unter Folter befragt wurde. Sie bettelte förmlich darum, uns von ihnen berichten zu dürfen. Elaida wollte nicht darauf hören und wird es auch weiterhin nicht. Geschichten von angeblichen Schwarzen Ajah sind lediglich bösartige Verleumdungen, die gegen die Burg gerichtet sind.«
    »Ihr seid eine Schwarze Ajah«, sagte er mit erhobener Stimme.
    »Ihr wolltet das hier stehlen?« Es klang, als habe er überhaupt nichts gesagt. »Der Rubin ist es nicht wert, Fain. Oder wie Ihr auch wirklich heißen mögt. Diese Klinge ist vergiftet, und nur ein Narr würde sie mit etwas anderem als einer Zange berühren oder sich ihr länger als notwendig nähern. Ihr seht ja, was sie Verine angetan hat. Also, warum seid ihr hergekommen und habt geradewegs das ergriffen, von dem Ihr nicht einmal hättet wissen sollen, dass es sich hier befindet? Ihr könnt nicht genug Zeit gehabt haben, um alles zu durchsuchen.«
    »Ich könnte Elaida für Euch beseitigen. Eine Berührung damit, und selbst die Macht kann sie nicht mehr retten.« Er versuchte, mit dem Dolch zu gestikulieren, aber er konnte ihn nicht um Haaresbreite bewegen. Hätte er damit zustoßen können, wäre Alviarin mittlerweile nicht mehr am Leben. »Ihr könntet die Erste in der Burg sein und nicht nur die Zweite.«
    Sie lachte ihn aus. Es klang wie kühle, verächtlich bimmelnde Glöckchen. »Glaubt Ihr, ich könnte nicht die Erste werden, wenn ich es wollte? Der Rang der Zweiten ist mir gerade recht. Lasst doch Elaida behaupten, ihr gebühre die Ehre für das, was sie Erfolge nennt, und lasst sie auch ihrer Fehler wegen ins Schwitzen kommen. Ich weiß, wo die wahre Macht liegt. Nun beantwortet mir meine Fragen, sonst findet man morgen hier zwei Leichen anstatt nur einer.«
    Es würde in jedem Fall zwei geben, ob er nun mit brauchbaren Lügen antwortete oder nicht, denn sie hatte nicht vor, ihn am Leben zu lassen. »Ich habe

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