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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Thakan’dar gesehen.« Das zu gestehen tat weh, denn die Erinnerungen, die es mit sich brachte, waren solche purer Agonie. Er vermied es, zu wimmern, zwang stattdessen die Worte heraus: »Das große Nebelmeer, das lautlos gegen die schwarzen Klippen anrollt und hochbrandet, die Feuer der Schmieden, die darunter rot glühen, und die Blitze, die aus einem Himmel herabstoßen, der einen Menschen zum Wahnsinn treiben kann.« Er wollte nicht weitersprechen, zwang sich aber dazu. »Ich habe den Weg hinunter zum Bauch des Shayol Ghul genommen, den langen Weg, auf dem steinerne Fänge von oben her meinen Kopf berührten, bis zum Ufer eines Sees aus Flammen und zerschmolzenem Fels …« – Nein, nicht noch einmal! –, »in dessen endlosen Tiefen der Große Herr der Dunkelheit gefangen ist. Der Himmel über Shayol Ghul ist schon zur Mittagszeit schwarz von seinem Atem.«
    Alviarin stand jetzt hoch aufgerichtet da und hatte die Augen aufgerissen. Nicht vor Angst, aber doch beeindruckt. »Ich habe gehört …«, begann sie leise, schüttelte sich aber dann und blickte ihn durchdringend an. »Wer seid Ihr? Warum seid Ihr hier? Hat Euch einer der Ver   … der Auserwählten gesandt? Warum wurde ich nicht informiert?«
    Er warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Dürfen Euresgleichen die Aufgaben kennen, die mir und meinesgleichen auferlegt werden?« Sein Dialekt aus Lugard war wieder deutlich zu hören; in gewisser Weise war es ja auch seine Heimatstadt. »Vertrauen Euch die Auserwählten etwa alles an?« Etwas in ihm schien ihm zuzurufen, das sei nicht die richtige Art und Weise, aber er hasste die Aes Sedai, und dieses Etwas in ihm hasste sie ebenso. »Seid vorsichtig, hübsche kleine Aes Sedai, oder sie übergeben Euch einem Myrddraal als Spielzeug.«
    Ihr Blick traf seine Augen wie ein Eiszapfen. »Wir werden ja sehen, Meister Fain. Ich werde dieses Durcheinander beseitigen, das Ihr angerichtet habt, und dann werden wir feststellen, wer von uns bei den Auserwählten der Angesehenere ist.« Sie beäugte kurz den Dolch und schob sich rückwärts durch die Tür. Die Luft, die ihn fest einschloss, löste ihre Klammer um ihn erst, als sie bereits eine volle Minute weg war.
    Lautlos knurrte er in sich hinein. Narr. Das Spiel der Aes Sedai mitspielen, vor ihnen zu kriechen, und dann alles in einem Augenblick des Zorns aufs Spiel zu setzen. Er steckte den Dolch in die Scheide zurück, wobei er sich leicht ritzte. Unbewusst leckte er die kleine Wunde, bevor er die Waffe unter seinem Mantel verbarg. Er war keineswegs, was sie von ihm glaubte. Sicher, einst war er ein Schattenfreund gewesen, doch jetzt war er weit davon entfernt. Entfernt, und er stand darüber. Er war etwas anderes. Mehr als zuvor. Falls sie es fertigbrachte, mit einem der Verlorenen Kontakt aufzunehmen, bevor er sie beseitigen konnte … Besser, das gar nicht erst zu versuchen. Keine Zeit mehr, das Horn von Valere aufzuspüren. Er hatte Anhänger, die ihn außerhalb der Stadt erwarteten. Sie sollten jedenfalls immer noch dort warten. Er hatte ihnen schließlich reichlich Angst eingejagt. Er hoffte, dass ein paar der Menschen noch am Leben seien.
    Bevor die Sonne aufging, befand er sich nicht mehr in der Burg und hatte die Insel von Tar Valon verlassen. Al’Thor war irgendwo dort draußen. Und er war nun wieder vollständig.

KAPITEL 20

    Der Jangai-Pass
    U nter dem hoch aufragenden Rückgrat der Welt lenkte Rand Jeade’en den steinigen Abhang empor, der sich vom Fuß der Vorhügel hinaufzog in Richtung des Jangai-Passes. Die Drachenmauer stach tief in den Himmel hinein und ließ alle anderen Berge zwergenhaft erscheinen. Ihre schneebedeckten Gipfel widerstanden der glühenden Nachmittagssonne. Der höchste erhob sich ein gutes Stück über die Wolken, die die Wüste mit ihrer Verheißung von Regen verspotteten, der noch niemals gekommen war. Rand konnte sich nicht denken, warum ein Mann einen solchen Berg erklimmen wolle, aber man erzählte sich, dass es solche Männer gab, die dann aber umgekehrt waren, weil sie dort oben keine Luft bekamen und von panischer Angst gepackt worden waren. Er konnte sich allerdings gut vorstellen, dass ein Mann vor Angst keine Luft mehr bekam, wenn er so hoch kletterte.
    »… und obwohl die Adligen Cairhiens mit dem Spiel der Häuser beschäftigt sind«, sagte Moiraine hinter ihm, »werden sie Euch folgen, solange sie wissen, dass Ihr stark seid. Geht streng mit ihnen um, aber ich bitte Euch auch, sie anständig zu behandeln.

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