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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gerade noch niedergeschlagenen Aufstände im Jahr zuvor hatte sie gesehen, was eine wütende Volksmenge anrichten konnte. Sie wollte wieder in Caemlyn regieren und nicht stattdessen die Stadt niederbrennen.
    Jenseits der weißen Mauer um die Innenstadt zeigte die Neustadt ihre eigene Schönheit. Hohe, schlanke Türme und in Weiß und Gold schimmernde Kuppeln, riesige Flächen roter Ziegeldächer und dahinter die mächtige Stadtmauer in blassem Grau mit silberner und weißer Marmorierung und ihren vielen Türmchen. Breite Prachtstraßen mit gras- und baumbewachsenen Mittelstreifen waren von Menschen und Wagen und Kutschen verstopft. Morgase bemerkte am Rande, dass das Gras wegen der Trockenheit abstarb, doch ansonsten konzentrierte sie sich auf das, was sie suchte.
    Sie nutzte die Erfahrung ihrer früheren jährlichen Stadtausflüge und wählte sorgfältig die Leute, die sie nach dem Weg fragte. Meist waren es Männer. Sie wusste, wie sie auf Männer wirkte, selbst mit Ruß im Haar, und einige Frauen würden ihr aus Eifersucht die falsche Richtung sagen. Männer andererseits zerbrachen sich den Kopf, um ja die richtige Richtung zu weisen und sie so zu beeindrucken. Keiner mit einer zu selbstgefälligen Miene und keiner mit zu grobem Gesicht. Die Ersteren waren oft beleidigt, wenn man sie ansprach, als gingen sie nicht selbst auch zu Fuß durch die Stadt, und die anderen glaubten möglicherweise, eine Frau, die sie nach dem Weg fragte, habe etwas ganz anderes im Sinn. Ein Bursche mit einem Kinn, das zu groß war, um in sein Gesicht zu passen, und der Nähzeug aus einem Bauchladen feilbot, grinste sie an und sagte: »Hat Euch schon mal jemand gesagt, dass Ihr der Königin ähnlich seht? Sie hat uns wohl ganz schön in die Klemme gebracht, aber eine hübsche Frau ist sie allemal.«
    Sie lachte geschmeichelt und herausfordernd, was ihr einen strengen Blick von Lini einbrachte. »Spart Euch die Schmeichelei für Eure Frau. An der zweiten Kreuzung nach links, habt Ihr gesagt? Ich danke Euch. Und auch für das Kompliment.« Während sie sich weiter durch die Menge schob, verfinsterte sich ihr Gesicht. Sie hatte zu viel in dieser Art zu hören bekommen. Nicht, dass sie wie die Königin aussehe, sondern dass Morgase ein schlimmes Durcheinander angerichtet habe. Gaebril hatte, wie es schien, die Steuern drastisch erhöht, um Geld für sein Heer zu haben, aber das lastete man ihr an, und natürlich zurecht. Die Verantwortung lag bei der Königin. Genauso waren andere Gesetze aus dem Palast erlassen worden, die wenig Sinn ergaben, aber den Menschen das Leben schwerer machten. Sie hörte, wie man heimlich über sie klatschte, und dass Andor wohl lange genug von Königinnen regiert worden sei. Es war nur Geschwätz, aber was ein Mann im Flüsterton auszusprechen wagte, das dachten zehn andere genauso. Vielleicht wäre es doch nicht so leicht gewesen, die Volksmenge gegen Gaebril auf die Straßen zu bringen, wie sie geglaubt hatte.
    Schließlich fand sie ihr Ziel, ein breites Steingebäude mit einem Schild über dem Eingang, auf dem ein Mann vor einer Frau mit goldenen Haaren unter der Rosenkrone kniete. Die Frau hatte ihm eine Hand auf den Kopf gelegt. ›Der Königin Segen.‹ Falls es sie darstellen sollte, war es nicht sehr ähnlich. Die Wangen waren zu fett.
    Erst als sie vor der Schenke stehenblieb, wurde ihr bewusst, dass Lini erschöpft keuchte. Sie war zu schnell gegangen und die Frau war nun wirklich nicht mehr die jüngste. »Lini, es tut mir leid. Ich hätte nicht so schnell …«
    »Wenn ich nicht mit dir schritthalten kann, Mädchen, wie soll ich dann in der Lage sein, mich um Elaynes Babys zu kümmern? Willst du hier Wurzeln schlagen? ›Schlurfende Füße werden einen Weg niemals beenden.‹ Er sagte, er werde im Stall warten.«
    Die weißhaarige Frau stolzierte knurrend weiter, und Morgase folgte ihr um die Schenke herum. Bevor sie in das Steingebäude des Stalls trat, hob sie die Hand an die Stirn und blickte zur Sonne auf. Keine zwei Stunden mehr bis zum Einbruch der Dämmerung. Spätestens dann würde Gaebril nach ihr suchen, wenn nicht schon jetzt.
    Tallanvor war nicht allein in dem von Boxen gesäumten Stall. Als er auf dem strohbedeckten Boden vor ihr auf ein Knie niedersank, in einen grünen Wollmantel gehüllt, über den er das Schwert gegürtet hatte, da knieten neben ihm zwei Männer und eine Frau, wenn auch ein wenig unsicher, wahrscheinlich ihrer Verkleidung wegen. Der dickliche Mann mit dem rosigen

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