Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
ohne Bezahlung mitgehen lässt oder auch nur eine Holzhütte niederbrennt, weil sie einem Baummörder gehört, oder der einen Mann tötet, obwohl er ihn gar nicht angegriffen hat, den werde ich aufhängen lassen, gleich, wer er sein mag!«
»Es ist schlimm, dem Clan so etwas mitteilen zu müssen«, sagte Dhearic mit beinahe ebenso versteinerter Miene. »Ich kam, um dem Mann, ›Der mit der Morgendämmerung kommt‹, zu folgen und nicht, um Meineidige zu verhätscheln.« Bael und Jheran öffneten den Mund, als wollten sie ihm beipflichten, aber jeder bemerkte das vom anderen, und so schwiegen sie, als wollten sie sich lieber auf die Zunge beißen.
»Merkt wohl, was ich Euch sage, Dhearic«, verkündete Rand. »Ich komme, dieses Land zu retten, und nicht, um es noch weiter zu verwüsten. Was ich befehle, gilt für jeden Clan einschließlich der Miagoma und anderer, die ihnen folgen mögen. Für jeden Clan! Merkt Euch das!« Diesmal sagte niemand mehr etwas, und er schwang sich wieder in Jeade’ens Sattel. Er trieb den Hengst zwischen den Häuptlingen im Schritt voran. Die Aielgesichter zeigten keine Regung.
Egwene holte tief Luft. Diese Männer waren sämtlich alt genug, um sein Vater oder sogar Großvater sein zu können, und sie waren Anführer ihrer Völker im Range von Königen, auch wenn sie das abstritten, und außerdem kampferprobte Heerführer. Es schien erst gestern, dass er noch ein Junge war, nicht nur des Alters wegen; ein Jüngling, der fragte und hoffte, statt zu kommandieren und zu erwarten, dass man ihm gehorche. Er änderte sich schneller denn je, und sie konnte kaum gedanklich Schritt mit ihm halten. Es war aber schon eine gute Sache, wenn er diese Männer davon abhielt, anderen Städten das Gleiche anzutun wie Couladin es Taien und Selean angetan hatte. Das redete sie sich jedenfalls ein. Sie wünschte sich aber, er möge dabei nicht mehr und mehr Arroganz an den Tag legen. Wann würde er von ihr denselben Gehorsam verlangen wie von Moiraine? Oder von allen Aes Sedai? Sie hoffte, es sei lediglich Arroganz.
Sie wollte sich unterhalten, nahm also den einen Fuß vom Steigbügel und hielt Aviendha die Hand hin, doch die Aielfrau schüttelte den Kopf. Sie ritt wirklich nicht gern. Und vielleicht zögerte sie auch all dieser Weiser Frauen wegen, die dichtgedrängt mitgingen. Manche von ihnen würden nicht einmal dann reiten, wenn sie sich beide Beine gebrochen hätten. Seufzend stieg Egwene ab und führte Nebel am Zügel, nachdem sie grollend ihren Rock zurechtgezogen hatte. Die weichen, kniehohen Aielstiefel, die sie trug, wirkten bequem und waren es auch, aber sie eigneten sich nicht für einen langen Fußmarsch auf hartem, unebenen Pflaster.
»Er hat sie wirklich alle im Griff«, sagte sie.
Aviendha nahm den Blick kaum von Rands Rücken. »Ich kenne ihn nicht genug. Ich kann ihn gar nicht genug kennen. Sieh dir das Ding an, das er trägt.«
Damit meinte sie natürlich das Schwert. Rand trug es eigentlich nicht; er hatte es an das Sattelhorn gehängt. Es steckte nun in einer einfachen schweinsledernen Scheide, und das lange Heft war ebenfalls mit Leder bezogen. Auch so ragte es bis zu seiner Hüfte empor. Er hatte das Griffstück und die Scheide von einem Mann aus Taien während des Ritts über den Pass anfertigen lassen. Egwene fragte sich, warum er dafür solche Mühen auf sich nahm, obwohl er doch mithilfe der Macht jederzeit ein Schwert aus Feuer erscheinen lassen konnte und noch ganz andere Dinge fertigbrachte, gegen die ein echtes Schwert wie ein Spielzeug wirkte. »Du hast es ihm doch geschenkt, Aviendha.«
Ihre Freundin machte eine finstere Miene. »Er will mich überreden, auch den Griff anzunehmen. Er hat es benützt, und es gehört ihm! Hat es vor meiner Nase benützt, als wolle er sich mit einem Schwert in der Hand über mich lustig machen.«
»Du bist nicht wegen des Schwertes so wütend auf ihn.« Das glaubte sie jedenfalls nicht. Aviendha hatte es in jener Nacht in Rands Zelt mit keinem Wort erwähnt. »Du bist nur immer noch so durcheinander, weil er dich so angefahren hat. Ich verstehe dich! Ich weiß aber auch, dass es ihm leid tut. Er spricht manchmal, ohne zu denken, aber wenn du seine Entschuldigung annimmst …«
»Ich will seine Entschuldigungen nicht hören«, murrte Aviendha. »Ich will nicht … Ich kann das alles nicht mehr ertragen. Ich kann nicht mehr in seinem Zelt schlafen.« Mit einem Mal ergriff sie Egwenes Arm, und wenn es Egwene nicht besser gewusst hätte,
Weitere Kostenlose Bücher