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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schwammen in ihr Blickfeld hinein, änderten sich ständig … Bei den meisten Menschen konnte sie kaum jemals so etwas sehen, doch Aes Sedai und Behüter boten ihrem inneren Auge dauernd und höchstens mit kurzen Unterbrechungen Visionen. Die Kinder mussten den Dienern gehören, die wohl aus der Burg mitgekommen waren. Es gab nur wenige verheiratete Aes Sedai, aber wie sie diese kannte, hatten sie jede Anstrengung unternommen, ihre Diener mitsamt deren Familien mitzunehmen, wenn sie selbst sich zur Flucht entschlossen hatten. Siuan hatte tatsächlich die geflohenen Aes Sedai gefunden!
    Es herrschte eine unheimliche Stille, als sie in das Dorf einritten. Niemand sprach ein Wort. Die Aes Sedai standen bewegungslos da und beobachteten sie, genauso wie die jüngeren Frauen und Mädchen, die wahrscheinlich Aufgenommene oder gar erst Novizinnen waren. Männer, die sich noch einen Moment zuvor mit der Grazie eines Wolfs bewegt hatten, standen nun erstarrt da, eine Hand im Stroh verborgen oder in einen offenen Eingang gestreckt, wo sie zweifellos Waffen versteckt hatten. Die Kinder verschwanden, schnell von den Erwachsenen, wahrscheinlich Dienern, verscheucht. Unter all diesen starren Blicken stellten sich Mins Nackenhärchen auf.
    Leane schien nervös und sah immer wieder zur Seite hin auf die Menschen, an denen sie vorbeiritten, doch Siuan verzog keine Miene und führte sie ganz ruhig geradewegs zu der größten der Schenken hin, jener mit dem nicht mehr lesbaren Schild. Sie stieg ab und band Belas Zügel an den eisernen Ring an einem der Haltepfosten, die anscheinend erst kürzlich aufgestellt worden waren. Min half Leane dabei, Logain vom Pferd zu holen. Siuan bot ihnen niemals ihre Hilfe an, wenn sie ihn hinauf- oder herunterbringen mussten. Dann blickte sie sich hastig um. Alle starrten sie an, und niemand rührte sich. »Ich habe ja nicht erwartet, wie eine lange verschollene Tochter begrüßt zu werden«, murmelte sie, »aber warum sagt denn niemand wenigstens guten Tag?«
    Bevor Leane antworten konnte, falls sie es denn vorgehabt hatte, sagte Siuan: »Also, hört nicht mit Rudern auf, bevor die Küste erreicht ist. Bringt ihn herein.« Sie verschwand nach drinnen, während Min und Leane immer noch damit beschäftigt waren, Logain zur Tür zu führen. Er ging brav mit, doch sobald sie ihn losließen, machte er nur noch einen Schritt und blieb stehen.
    Der Schankraum unterschied sich nun doch von jedem, den Min jemals gesehen hatte. Die Kamine waren natürlich kalt und wiesen Lücken auf, wo einzelne Steine herausgefallen waren, die Gipsdecke wirkte brüchig, und es waren kopfgroße Löcher darin zu sehen, wo die Deckenverschalung durchschien. Die Tische von jeder nur denkbaren Größe und Form passten überhaupt nicht zueinander, und der Fußboden war altersschwach und abgesplittert. Mehrere Mädchen waren gerade am Kehren. Frauen mit alterslosen Gesichtern saßen an den Tischen, lasen in Dokumenten, gaben den Behütern Befehle, von denen einige ihre farbverändernden Umhänge trugen, oder gaben anderen Frauen Aufträge, die wohl Aufgenommene oder Novizinnen sein mussten. Andere waren zu alt dafür, zur Hälfte schon ergraut, und sie zeigten deutlich ihre fortgeschrittenen Jahre. Es gab auch Männer, die keine Behüter sein konnten. Sie eilten davon, als überbrächten sie Botschaften, oder holten Papiere oder Becher mit Wein für die Aes Sedai. Das Gewusel wirkte ganz so, als würde hier einiges getan. Auren und Bilder tanzten durch den Raum und umkränzten Köpfe, so viele, dass sie sich bemühen musste, alle zu ignorieren, bevor sie von dieser Masse überwältigt wurde. Das war nicht leicht, aber sie hatte dieses Geschick entwickeln müssen, seit sie sich jeweils unter einer Handvoll oder noch mehr Aes Sedai gleichzeitig befunden hatte.
    Vier Aes Sedai kamen nach vorn und begrüßten die Neuankömmlinge. In ihren Hosenröcken und mit ihren eleganten Bewegungen waren sie ganz unterkühlte Grazie. Für Min war der Anblick ihrer vertrauten Gesichter ein Gefühl, als kehre sie nach langer Irrfahrt nach Hause zurück.
    Sheriams schrägstehende grüne Augen richteten sich sofort auf Mins Gesicht. Silberne und blaue Strahlen flimmerten über ihren feuerroten Haar auf, und ein sanfter goldener Schein lag darüber. Min wusste nicht, was das bedeutete. Die ältere Frau wirkte in ihrem dunkelblauen Seidenkleid ein wenig mollig und war im Moment außerordentlich ernst. »Ich wäre glücklicher, Euch hier vorzufinden, Kind,

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