Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
seid Ihr immer noch Elmindreda? Und bleibt bitte bei Logain.« Sie und die drei anderen führten Siuan und Leane zum hinteren Teil des Schankraums. Zwei weitere Frauen in Reitkleidern schlossen sich ihnen an, bevor sie durch eine ganz neu aus rohen Brettern gezimmerte Tür verschwanden.
Seufzend nahm Min Logains Arm und führte ihn an den Tisch, setzte ihn einfach auf eine raue Bank und nahm sich selbst einen Stuhl mit hoher Rippenlehne. Zwei der Behüter postierten sich in der Nähe. Sie lehnten wachsam an der Wand. Wohl schienen sie Logain gar nicht zu beobachten, aber Min kannte die Gaidin. Sie sahen alles und sie konnten selbst im Schlaf noch innerhalb eines Herzschlags ihr Schwert ziehen.
Also waren sie doch nicht mit offenen Armen empfangen worden, obwohl sie Siuan und Leane schließlich erkannt hatten. Nun, was hatte sie eigentlich erwartet? Siuan und Leane waren die beiden mächtigsten Frauen der Weißen Burg gewesen. Nun waren sie nicht einmal mehr Aes Sedai. Die anderen wussten höchstwahrscheinlich überhaupt nicht, wie sie sich ihnen gegenüber verhalten sollten. Und dann erschienen sie auch noch mit einem falschen Drachen, den man der Dämpfung unterzogen hatte. Siuan sollte besser nicht lügen oder sich wünschen, sie habe einen konkreten Plan für ihn bereit. Min glaubte nicht, dass Sheriam und die anderen so viel Geduld beweisen würden wie Logain.
Und zumindest Sheriam hatte sie erkannt. Wieder stand sie auf und spähte durch ein Fenster mit einem Sprung in der Scheibe auf die Straße hinaus. Ihre Pferde standen noch an den Haltepfosten, aber einer der Behüter, die so taten, als beobachteten sie sie gar nicht, würde sie erwischen, bevor sie auch nur Wildroses Zügel losgebunden hätte. Beim letzten Mal, damals in der Burg, hatte sich Siuan große Mühe gegeben, sie zu verkleiden. Wie es schien, war das sinnlos gewesen. Allerdings glaubte sie nicht, dass eine von ihnen etwas von ihren Visionen wusste. Siuan und Leane hatten dieses Geheimnis ängstlich gehütet. Min konnte sich glücklich schätzen, wenn das so blieb. Falls diese Aes Sedai davon erfuhren, würden sie sie sofort in ihre Machenschaften verwickeln, genau wie Siuan zuvor, und sie würde Rand niemals erreichen. Sie würde ihm niemals beweisen können, was sie von Leane gelernt hatte, wenn sie hier an der Leine hing.
Siuan zu helfen, diese Versammlung hier aufzuspüren, die Aes Sedai Rand zu Hilfe zu bringen, das war alles schön und gut, aber sie hatte immer noch ihr ganz persönliches Ziel: einen Mann, der ihr noch niemals auch nur einen zweiten Blick geschenkt hatte, dazu bringen, dass er sich in sie verliebte, bevor er dem Wahnsinn verfiel. Vielleicht war sie schon genauso verrückt, wie er es seinem angeblichen Schicksal nach werden musste. »Dann passen wir wenigstens zusammen«, murmelte sie in sich hinein.
Ein grünäugiges Mädchen mit Sommersprossen, wahrscheinlich eine Novizin, blieb an ihrem Tisch stehen. »Möchtet Ihr etwas zu essen oder zu trinken? Es gibt Hirschragout mit Birnen. Vielleicht ist auch noch etwas Käse da.« Sie gab sich solche Mühe, Logain nicht anzusehen, dass sie ihn genauso gut neugierig hätte anstarren können.
»Birnen und Käse klingen schon ganz hervorragend«, sagte Min zu ihr. Die letzten beiden Tage über hatten sie hungern müssen. Siuan hatte es wohl fertig gebracht, ein paar Fische in einem Bach zu fangen, aber vorher war eben doch Logain ihr Jäger gewesen, wenn sie nicht in einer Schenke oder auf einem Bauernhof eine Mahlzeit bekamen. Ihrer Meinung nach konnte man getrocknete Bohnen nicht als Mahlzeit betrachten. »Und etwas Wein, wenn Ihr welchen habt. Aber zuerst hätte ich gern eine Auskunft. Wo befinden wir uns hier, falls das nicht auch ein Geheimnis ist? Heißt dieses Dorf Salidar?«
»In Altara befinden wir uns. Der Eldar liegt etwa eine Meile westlich. Auf der anderen Seite liegt Amadicia.« Das Mädchen bemühte sich um eine schwache Nachahmung der typischen Geheimnistuerei der Aes Sedai. »Welcher Ort wäre besser geeignet, um sich zu verstecken als einer, an dem niemand jemals nach Aes Sedai suchen würde?«
»Wir sollten uns überhaupt nicht verstecken müssen!«, fauchte eine junge Frau mit dunklem Teint und einem Lockenkopf, die neben ihr stehengeblieben war. Min erkannte sie: eine Aufgenommene namens Faolain. Sie hätte erwartet, dass diese Frau in der Burg geblieben wäre. Faolain hatte niemals Zuneigung zu irgendjemandem oder irgendetwas empfunden, soweit Min das
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