Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
Valon. Aber wenn Logain nun auch im Todeskampf röchelnd auf der Straße gelegen hätte, hätte sie doch gewettet, dass er sich auf wundersame Weise wieder erholen werde. Vielleicht würde eine Aes Sedai erscheinen und ihn heilen. Irgendetwas. Was sie an Visionen sah, stellte sich immer als richtig heraus. Und es geschah auch immer. Sie wusste das, genauso wie sie beim ersten Mal, als sie Rand al’Thor sah, gewusst hatte, sie würde sich hoffnungslos in ihn verlieben. Genauso hatte sie von Anfang an gewusst, dass sie ihn mit zwei anderen Frauen würde teilen müssen. Logain ging einem Ruhm entgegen, von dem nur wenige Männer auch nur jemals geträumt hatten.
»Sprecht nicht in diesem Ton mit mir«, mahnte Siuan, und der Blick aus ihren blauen Augen war scharf. »Es ist schon schlimm genug, dass wir diesen großen, haarigen Karpfen füttern müssen, damit er überhaupt etwas isst. Da müsst Ihr nicht auch noch schmollen wie ein Kormoran im Winter. Mit ihm muss ich mich vielleicht abfinden, Mädchen, aber wenn Ihr mir auch noch Schwierigkeiten macht, werdet Ihr es schnell bereuen. Ist das klar genug?«
»Ja, Mara.« Wenigstens hättet Ihr es etwas sarkastisch klingen lassen können, dachte sie abfällig. Du musst nicht gerade so folgsam wie eine Gans herumhocken. Leane hast du doch auch Kontra gegeben. Die Domanifrau hatte vorgeschlagen, sie solle das, was sie besprochen hatten, im letzten Dorf an einem Hufschmied ausprobieren. Er war ein hochgewachsener, gutaussehender Mann mit starken Händen und einem bedächtigen Lächeln, aber trotzdem … »Ich werde mich bemühen, nicht zu schmollen.« Das Schlimmste daran war, dass ihr klar wurde, dass sie es ernst gemeint hatte. Siuan hatte eine solche Wirkung auf andere. Min konnte sich nicht im geringsten vorstellen, dass Siuan einmal fragen würde, wie man einen Mann am erfolgversprechendsten anlächelte. Siuan sah einem Mann in die Augen, befahl ihm, was er zu tun habe und erwartete, dass er dem auch prompt nachkam. So machte sie es grundsätzlich immer. Falls sie es doch einmal anders machte, so wie im Fall von Logain, dann nur, weil es ohnehin keine große Rolle spielte.
»Es ist nicht mehr sehr weit, oder?«, mischte sich Leane resolut ein. Den anderen Tonfall hatte sie für Männer reserviert. »Mir gefällt sein Zustand nicht, und wenn wir eine weitere Nacht lang draußen bleiben müssen … Na ja, wenn er noch weniger mithilft als heute morgen, weiß ich nicht, ob wir ihn überhaupt noch einmal in den Sattel bekommen.«
»Nicht sehr, wenn die Auskünfte richtig waren, die ich zuletzt erhielt.« Siuan machte einen nervösen Eindruck. Sie hatte im letzten Dorf vor zwei Tagen noch gefragt. Min hatte natürlich nicht lauschen dürfen, und Logain hatte keinerlei Interesse gezeigt. Jedenfalls passte es Siuan nicht, wenn sie daran erinnert wurde. Min hatte keine Ahnung, warum. Siuan konnte ja wohl nicht glauben, dass Elaida hinter ihnen her sei.
Auch sie hoffte, dass ihr Ziel nahe sei. Sie konnten nicht wissen, wie weit sie seit der Straße nach Jehannah nach Süden abgekommen waren. Die meisten Dorfbewohner hatten selbst keine rechte Ahnung, wo sich ihr Dorf in Bezug auf andere Orte außer gerade einmal der nächsten Kleinstadt befand, aber als sie den Manetherendrelle in Richtung Altara überquerten, kurz bevor Siuan sie die belebte Straße verlassen hieß, hatte der ergraute, alte Fährmann aus irgendeinem Grund eine zerfledderte Landkarte studiert, die den gesamten Bereich bis zu den Verschleierten Bergen zeigte. Wenn sie sich nicht völlig verschätzte, mussten sie nach wenigen Meilen auf einen weiteren breiten Fluss stoßen. Entweder war das der Boern, was bedeuten würde, dass sie sich bereits in Ghealdan befanden, wo sich auch der Prophet und seine Anhänger aufhielten, oder es war der Eldar, auf dessen gegenüberliegender Seite Amadicia und die Weißmäntel auf sie warteten.
Sie tippte jedenfalls auf Ghealdan, Prophet hin oder her, und selbst das war eine Überraschung, falls sie sich wirklich so nahe an der Grenze befanden. Nur ein Narr erwartete eine Versammlung von Aes Sedai näher an Amadicia, als unbedingt notwendig war, und Siuan war nun wirklich keiner. Doch ob sie nun nach Ghealdan kamen oder nach Altara – in jedem Fall war Amadicia nicht allzu viele Meilen weit entfernt.
»Dass diese Dämpfung ihn ausgerechnet jetzt wieder voll erwischen musste«, knurrte Siuan. »Wenn er nur noch ein paar Tage aushält …« Min hielt den Mund. Wenn die Frau
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