Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
Eure Autorität nicht untergraben« – das würden sie wohl kaum zulassen –, »aber ich will auch keine Menschenleben verschwenden, weil Ihr nichts von Kriegführung versteht.« Es würde natürlich trotzdem geschehen, aber mit Glück höchstens einmal. »Drittens: Wenn Ihr das anfangt, dann zieht es auch konsequent durch. Ich werde meinen Kopf in eine Schlinge stecken, genau wie jeder Mann, der mir folgt, und solltet Ihr in einem halben Jahr plötzlich entscheiden, dass Elaida als Amyrlin doch noch besser sei als ein langer Krieg, zieht Ihr damit die Schlinge um den Hals jedes Mannes zu, den man erwischen wird. Die anderen Länder werden sich aus einem Bürgerkrieg um die Burg heraushalten, aber wenn Ihr uns im Stich lasst, werden sie uns nicht am Leben lassen. Dafür wird Elaida sorgen.
Wenn Ihr diese Bedingungen nicht annehmt, sehe ich keine Möglichkeit, Euch zu dienen. Ob Ihr mich dann mithilfe der Macht bindet, damit Dromand hier mir die Kehle aufschlitzt, oder ob ich verurteilt und aufgehängt werde, kommt auf dasselbe heraus – tot bin ich dann allemal.«
Die Aes Sedai sagten nichts. Eine Weile blickten sie ihn nur an, bis er sich des Juckens zwischen seinen Schulterblättern wegen schon fragte, ob ihm Nuhel gleich einen Dolch in den Rücken stoßen werde. Dann erhob sich Sheriam, und die anderen folgten ihr an die Fenster. Er sah, wie sich ihre Lippen bewegten, hörte aber nichts. Wenn sie ihre Absichten hinter der Einen Macht verbergen wollten, warum nicht. Er war sich nicht sicher, wie viel er ihnen von dem, was er wünschte, abringen könne. Wenn sie vernünftig waren, alles, aber bei Aes Sedai galten manchmal schon seltsame Dinge als ›vernünftig‹. Was sie auch entscheiden mochten, er würde es wohl oder übel mit Anstand hinnehmen müssen. Er hatte sich selbst in die perfekte Falle gelockt.
Leane warf ihm einen Blick und ein Lächeln zu, das ihm ganz deutlich sagte, er werde niemals erfahren, was ihm entgangen war. Nun, sie hatten ihn vermutlich mit Worten durch die Mangel gezogen, und er war wahrscheinlich nicht gut dabei weggekommen. Diese Domanifrauen versprachen immer nur die Hälfte dessen, was man ihnen zutraute, gaben immer nur das, was sie wollten und änderten ihre Meinung und Absicht jeden Moment aufs Neue.
Der Köder in seiner Falle sah ihn geradewegs an und schritt dann auf ihn zu, bis sie ihm so nahe war, dass sie sich den Hals verrenken musste, um zu ihm aufzublicken. Sie sprach mit leiser, zornbebender Stimme: »Warum habt Ihr das getan? Warum seid Ihr uns gefolgt? Einer Scheune wegen?«
»Eines Eides wegen.« Eines blauen Augenpaars wegen. Siuan Sanche konnte kaum zehn Jahre jünger sein als er, aber es fiel schwer, sich daran zu erinnern, dass sie Siuan Sanche war, bei einem Gesicht, das eher dreißig Jahre jünger wirkte. Die Augen aber waren dieselben, tiefblau und so stark, wie sie dreinblickten. »Eines Eides wegen, den Ihr mir geleistet und gebrochen habt. Dafür sollte ich Eure Dienstzeit verdoppeln.«
Ihr Blick fiel von ihm ab, und sie verschränkte die Arme unter den Brüsten und grollte: »Das wurde bereits erledigt.«
»Wollt Ihr damit sagen, dass sie Euch des Meineids wegen bestraft haben? Falls sie Euch deshalb den Hintern versohlt haben, geht das mich trotzdem nichts an, solange ich es nicht selbst tue.«
Dromands leises Lachen klang ziemlich entrüstet. Der Mann hatte bestimmt noch damit zu kämpfen, wer Siuan in Wirklichkeit war. Bryne selbst war noch keineswegs darüber hinweg. Ihr Gesicht verfärbte sich, bis er fürchtete, sie sei einem Erstickungsanfall nahe. »Meine Dienstzeit wurde bereits verdoppelt, wenn nicht noch mehr, Ihr stinkender Haufen fauliger Fischabfälle! Ihr und Eure Art, Stunden abzurechnen! Keine Arbeitsstunde zählt, bevor wir nicht alle drei wieder in Eurem Herrenhaus sind, und wenn ich auch zwanzig Jahre lang Euer … Euer Leibbursche sein muss, was immer das auch sein mag!«
Also hatten sie auch das geplant gehabt, Sheriam und die anderen. Er blickte hinüber, wo sie an den Fenstern standen und sich berieten. Sie schienen sich in zwei feindliche Lager geteilt zu haben: Sheriam, Anaiya und Myrelle auf einer Seite, Morvrin und Carlinya auf der anderen. Beonin stand wohl dazwischen. Sie waren also bereit gewesen, ihm Siuan und Leane und – Min? – als eine Art Schmiergeld zu überlassen, bevor er sich überhaupt hier befand. Sie mussten verzweifelt sein, und das bedeutete, er befand sich auf der schwächeren Seite; aber
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