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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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stand. Die Macht anzuwenden wäre viel zu gefährlich gewesen, falls Moghedien eine Ahnung hatte, wo sie sich aufhielten. Die Verlorene oder die Schwarzen Schwestern konnten sich durchaus bereits in Samara aufhalten, und sie würden das Gewebe der Macht sofort fühlen. Und falls sie tatsächlich noch nicht in Samara waren, könnte es doch bald geschehen. Auf der gegenüberliegenden Plattform blieb Elayne stehen und bekam erheblich mehr Beifall als Juilin zuvor, was Nynaeve überhaupt nicht verstehen konnte. Dann ging sie zurück. Als sie fast am anderen Ende angekommen war, drehte sie eine elegante Pirouette, ging den halben Weg zurück und wiederholte die Pirouette dort. Diesmal wankte sie ein wenig, fing sich aber sofort wieder. Nynaeve hatte das Gefühl, von einer kräftigen Hand an der Kehle gepackt zu werden. Mit langsamen, gleichmäßigen Schritten ging Elayne anschließend zu der Plattform zurück und posierte erneut unter tosendem Beifall.
    Nynaeve schluckte ihre Angst hinunter und atmete auf, wenn auch ziemlich unsicher. Sie wusste, es war noch nicht vorüber.
    Elayne erhob die Hände über ihren Kopf, und mit einem Mal schlug sie ein Rad nach dem anderen auf dem Seil. Ihre schwarzen Locken flogen und die Pailletten an den in Weiß gehüllten Beinen blitzten im Sonnenschein. Nynaeve schrie auf und packte Luca am Arm, als das Mädchen die andere Plattform erreichte, bei der Landung ins Stolpern kam und sich gerade noch vor der Kante abfing.
    »Was ist los?«, knurrte er leise in das Aufstöhnen der Menge hinein. »Ihr habt doch zugesehen, wie sie das seit Sienda jeden Abend geübt hat. Und in einer Menge anderer Orte zuvor auch, sollte man denken.«
    »Sicher«, erwiderte sie mit weichen Knien. Ihr Blick war auf Elayne fixiert, und so bemerkte sie kaum, wie er ihr einen Arm um die Schultern legte. Es war ihr nicht genügend bewusst, um etwas dagegen zu unternehmen. Sie hatte versucht, das Mädchen zu überreden, einen verstauchten Knöchel vorzutäuschen, aber Elayne bestand darauf, dass sie nach all der Übung mithilfe der Macht diese jetzt wirklich nicht mehr benötigte. Vielleicht traf das auf Juilin zu, offensichtlich sogar, aber Elayne war noch nie nachts über die Dächer einer Stadt geklettert.
    Die Räder, die sie auf dem Rückweg schlug, klappten perfekt. Diesmal kam sie auch ganz sicher auf. Doch Nynaeve konnte den Blick nicht von ihr wenden und hielt sich an Lucas Ärmel fest. Nach der, wie es nun schien, unvermeidlichen Pause, um den Applaus entgegenzunehmen, ging Elayne wieder auf das Seil hinaus, drehte weitere Pirouetten, hob elegant ein Bein und senkte es ganz schnell, hob und senkte weiter, dass es schien, das Bein sei die ganze Zeit über gestreckt, und dann bückte sie sich und stemmte sich ganz langsam zu einem Handstand hoch – gestreckt wie ein Dolch, und die Zehenspitzen zeigten zum Himmel. Aus dem Handstand heraus folgte ein Überschlag rückwärts, nach dem die Menge stöhnte und sie von einer Seite zur anderen schwankte. Sie gewann das Gleichgewicht jedoch mit Mühe wieder. Thom Merrilin hatte ihr das und den Handstand beigebracht.
    Aus dem Augenwinkel sah Nynaeve Thom, der zwei Plätze entfernt von ihr stand, die Augen auf Elayne gerichtet und nervös auf den Zehenspitzen balancierend. Er wirkte stolz wie ein Pfau. Andererseits schien er bereit, nach vorn zu stürzen und sie aufzufangen, sollte sie fallen. Und falls sie wirklich abstürzte, wäre das zum Teil ja auch seine Schuld. Er hätte ihr niemals solche Sachen beibringen dürfen!
    Ein letztes Mal schlug Elayne ihre Räder mit im Sonnenschein blitzenden weißbekleideten Beinen, und noch schneller als zuvor. Diese Passage war Nynaeve gegenüber nie erwähnt worden! Fast wäre sie auf Luca losgegangen, hätte der nicht ärgerlich gemurmelt, dass es eine gute Methode sei, sich den Hals zu brechen, wenn man nur des Beifalls wegen etwas Unvorbereitetes hinzufügt. Eine letzte Pause, die elegante, beifallheischende Pose, und endlich kletterte Elayne herab.
    Lärmend schloss sich die Menge um sie. Luca und vier mit Knüppeln bewaffnete Pferdeknechte tauchten plötzlich bei ihr auf, doch Thom war noch schneller da, obwohl er doch hinkte.
    Nynaeve hüpfte hoch, so gut sie konnte, und schaffte gerade noch, Elayne über die Köpfe der Menge hinweg zu erspähen. Das Mädchen schien überhaupt keine Angst zu haben oder von den vielen winkenden Händen abgestoßen zu sein, die die Zuschauer zwischen ihren Wächtern durchstreckten, um sie

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