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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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einmal zu berühren. Mit hoch erhobenem Kopf und von der Anstrengung gerötetem Gesicht strahlte sie doch eine kühle und königliche Eleganz und Würde aus, während sie weggeführt wurde. Wie sie das bei der Kleidung fertigbrachte, konnte sich Nynaeve einfach nicht vorstellen.
    »Ein Gesicht wie eine verdammte Königin«, murmelte der einäugige Mann in sich hinein. Er war nicht mit den anderen zu ihr hin gerannt, sondern hatte den Menschenstrom lediglich vorbeigelassen. In seinem grob gewebten, einfachen Mantel aus dunkelgrauer Wolle wirkte der Mann so standfest, dass er gewiss nicht fürchten musste, umgestoßen und niedergetrampelt zu werden. Er sah aus, als könne er mit diesem Schwert umgehen. »Seng mich doch wie einen feigen Bauern, aber sie ist verdammt noch mal tapfer genug, um eine verfluchte Königin zu sein.«
    Nynaeve blickte ihm mit offenem Mund nach, als er durch die Menge wegschritt, und das lag nicht an seiner Ausdrucksweise. Jedenfalls nur zum Teil. Jetzt erinnerte sie sich daran, wo sie ihn kennengelernt hatte, einen einäugigen Mann mit Skalplocke, der keine zwei Sätze herausbrachte, ohne dabei die ekelhaftesten Flüche auszustoßen.
    So vergaß sie Elayne, die nun gewiss in Sicherheit war, und begann, sich hinter ihm durch die Menge zu schieben.

KAPITEL 38

    Ein alter Bekannter
    I n dieser dicht gedrängten Menge brauchte Nynaeve eine Weile, um den Mann einzuholen. Sie knurrte jedes Mal erzürnt, wenn irgendein Mann, der alles in Sichtweite bestaunte, ihr aus Versehen einen Stoß gab, oder wenn eine Frau mit einem Kind an jeder Hand ihr im Weg stand. Gewöhnlich bemühten sich die Kinder, ihre Mutter gleichzeitig in zwei verschiedene Richtungen zu zerren. Der Einäugige blieb kaum einmal stehen und betrachtete lediglich die große Schlange und die Löwen etwas genauer, bis er die Keilerpferde erreichte. Er musste sie vorher schon gesehen haben, da sie ganz in der Nähe des Haupteingangs standen. Jedes Mal, wenn sich die S’redit auf die Hinterbeine aufrichteten, sah man auch von außerhalb des Segeltuchzauns die großen Köpfe der erwachsenen Tiere mit ihren mächtigen Stoßzähnen. Durch diesen Anblick verstärkte sich das Gedränge am Eingang noch.
    Unter einem breiten roten Schild mit der Aufschrift VALAN LUCA auf beiden Seiten standen zwei der Pferdeknechte und kassierten das Eintrittsgeld von den Leuten, die sich zwischen zwei dicken Seilen in langen Schlangen zusammendrängten. Als Kasse benützten sie Glaskrüge – allerdings war das Glas minderwertig und fehlerhaft, denn Luca würde nie etwas Teureres für einen solchen Zweck kaufen. Auf die Art konnten die Kassierer sehen, dass es die richtigen Münzen waren, ohne sie zu berühren. Dann kippten sie die Krüge direkt in ein Loch im Deckel einer eisenbeschlagenen Truhe, die zur Sicherheit auch noch mit Ketten umwickelt war. Bestimmt hatte Petra sie dorthinschleppen müssen, bevor noch der erste Silberpfennig hineinklimperte. Zwei weitere Pferdeknechte, Männer mit breiten Schultern und gebrochenen Nasen, die den Eindruck von Schlägern erweckten, standen mit Knüppeln daneben, um sicherzugehen, dass sich die Menge friedlich verhielt. Außerdem, so vermutete Nynaeve, sollten sie wohl ein Auge auf die Kassierer haben. Luca war kein vertrauensseliger Mann, besonders wenn es um Geld ging. Man konnte ihn sogar als ausgesprochenen Geizhals bezeichnen. Sie hatte noch nie jemanden kennengelernt, der so geizig war.
    Langsam und mithilfe ihrer Ellbogen schob sie sich an den Mann mit der ergrauten Skalplocke heran. Ihm hatte es natürlich keine Probleme bereitet, die erste Reihe vor den S’redit zu erreichen; dafür hatten seine Narbe und die bemalte Augenklappe gesorgt, ganz zu schweigen von dem Schwert auf seinem Rücken. Im Augenblick betrachtete er grinsend die großen grauen Tiere, doch auch Staunen glaubte sie auf seiner steinernen Miene zu erkennen.
    »Uno?« So hatte er wohl geheißen.
    Er drehte den Kopf und blickte sie an. Sobald sie das Schultertuch wieder hochgeschoben hatte, hob er den Blick und musterte ihr Gesicht. Doch in seinem dunklen Auge stand kein Erkennen geschrieben. Das andere, starre, rot aufgemalte Auge verursachte ein unangenehmes Kribbeln in ihrem Magen.
    Cerandin winkte mit ihrem Stachelstock und schrie etwas, das durch ihre langgezogene Aussprache unverständlich wurde. Die S’redit drehten sich um. Sanit, die Kuh, stellte ihre Füße auf Mers mächtigen, runden Rücken und richtete sich auf, während er

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