Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
verfluchten Abendessen persönlich mit ihm, und die andere Hälfte glaubt, er sei selbst der blutige Schöpfer!«
»Ich wäre Euch dankbar, Meister Uno, würdet Ihr eure Sprache mäßigen. Und auch dafür, Euren Schritt etwas zu verlangsamen. Wir liefern uns ja schließlich kein Wettrennen. Wo wollt Ihr hin, und warum sollte ich überhaupt mit Euch gehen?«
Er rollte frustriert mit dem Augapfel und schmunzelte sarkastisch. »Oh, ich erinnere mich an Euch. Die mit dem verd …, mit dem großen Mundwerk. Ragan glaubte, Ihr könntet mit Eurer Zunge einen B …, einen Stier auf zehn Schritt Entfernung schlachten und abhäuten. Chaena und Nangu glaubten sogar, auf fünfzig Schritt.« Wenigstens wurden seine Schritte kürzer.
Nynaeve blieb auf dem Fuß stehen. »Wohin und warum?«
»In die Stadt.« Er blieb keineswegs stehen. Er schritt weiter und winkte ihr kurz, mitzukommen. »Ich weiß nicht, was Ihr verfl …, was Ihr hier sucht, aber ich erinnere mich daran, dass Ihr mit dieser blauen Frau zu tun hattet.«
Sie knurrte wütend in sich hinein, raffte ihre Röcke und eilte ihm wieder hinterher. Eine andere Möglichkeit gab es nicht, von ihm Dinge in Erfahrung zu bringen. Er fuhr fort, als sei sie die ganze Zeit über an seiner Seite geblieben: »Das hier ist kein verd …, kein Ort für Euch. Ich kann genug Geld zusammenkratzen, um Euch verda …, um Euch nach Tear zu schicken, glaube ich. Den Gerüchten nach hält sich der Lord Drache dort auf.« Wieder blickte er sich misstrauisch um. »Außer Ihr wollt stattdessen zur Insel gehen.« Damit musste er Tar Valon gemeint haben. »Es gibt blut …, es gibt auch da einiges an verd … Gerüchten. Friede noch mal, aber es muss was dran sein!« Er kam aus einem Land, das dreitausend Jahre lang keinen Frieden erlebt hatte. Die Shienarer gebrauchten dieses Wort sowohl als Talisman wie auch als Fluch. »Es heißt, die alte Amyrlin sei abgesetzt. Vielleicht sogar hingerichtet. Ein paar behaupten, sie hätten gekämpft und die ganze …« Er unterbrach sich, atmete tief durch und schnitt eine furchtbare Grimasse. »… die ganze Stadt niedergebrannt.«
Im Weitergehen musterte sie ihn erstaunt. Sie hatte ihn beinahe ein Jahr nicht mehr gesehen und eigentlich auch nie mehr als zwei Worte mit ihm gewechselt, und doch … Warum glaubten die Männer immer, eine Frau benötige einen Mann, der auf sie aufpasst? Dabei konnten sie selber nicht einmal ihr eigenes Hemd zubinden, ohne die Hilfe einer Frau! »Danke schön, aber wir haben es auch so gut getroffen. Interessant wäre Eure Fürsorge höchstens, wenn Ihr wüsstet, wann irgendein Flusshändler auf seinem Weg flussabwärts hier anlegen wird.«
»Wir? Ist die blaue Frau etwa bei Euch, oder die braune?« Das musste Moiraine und Verin betreffen. Er war ja wirklich übervorsichtig.
»Nein. Erinnert Ihr euch an Elayne?« Er nickte lediglich, und sie empfand auf einmal den dringenden Wunsch, diesen Mann, der offensichtlich durch nichts zu überraschen war, endlich einmal aus der Fassung zu bringen. Außerdem passte es ihr nicht, dass er anscheinend erwartete, sie werde sich seiner Fürsorge unterordnen. »Ihr habt sie vorhin wiedergesehen. Ihr sagtet, sie habe ein« – sie sprach mit rauer Stimme, in dem Versuch, ihn zu imitieren – »Gesicht wie eine verdammte Königin.«
Sie war sehr zufrieden, als er prompt ins Stolpern kam, und dann blickte er sich mit solch wildem Gesichtsausdruck um, dass sogar zwei Weißmäntel, die gerade vorbeiritten, einen großen Bogen um ihn machten, obwohl sie natürlich so taten, als habe das nichts mit ihm zu tun. »Sie?«, grollte er ungläubig. »Aber ihr verdammtes Haar war rabenschwarz, und …« Er warf einen Blick auf ihr Haar, und im nächsten Moment ging er schon weiter die Straße entlang und murmelte in sich hinein: »Die verdammte Frau ist die Tochter einer Königin. Eine verfluchte Königin! Und zeigt ihre verdammten Beine auf die Art!« Nynaeve nickte zustimmend. Bis er hinzufügte: »Ihr verfluchten Südländer seid so verdammt eigenartig! Kein bisschen verdammter Anstand!« Ausgerechnet er musste das sagen. Die Shienarer zogen sich vielleicht an, wie es sich gehörte, aber sie errötete immer noch bei dem Gedanken daran, dass in Shienar Männer und Frauen in der Hälfte aller Fälle gemeinsam badeten und dabei so taten, als säßen sie nur eben gemeinsam beim Essen.
»Hat Eure Mutter Euch eigentlich nicht beigebracht, Euch anständig auszudrücken, Mann?«
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