Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
keine weitere Aufmerksamkeit – sobald sie ihr Schultertuch wieder hochgezogen hatte. Unos finstere Miene hatte vielleicht auch geholfen, ihre Blicke wieder zu den Weißmänteln abzulenken, aber dieser Kerl hatte überhaupt kein Recht dazu, so finster dreinzublicken. Das war allein ihre Sache.
    So zog sie das lange graue Wolltuch noch einmal richtig zurecht und verknotete die Enden an ihrer Hüfte. Trotzdem betonte das Schultertuch ihren Busen mehr, als ihr lieb war, und ein wenig Brustansatz war auch so noch zu sehen, doch war das gegenüber vorher schon ein großer Fortschritt. Wenigstens musste sie sich jetzt keine Gedanken mehr darüber machen, dass das Tuch wieder verrutschen könnte. Wenn das Ding nur nicht so heiß wäre. Es wurde höchste Zeit für einen Wetterumschwung. Schließlich befanden sie sich ja nicht allzu weit südlich der Zwei Flüsse.
    Zur Abwechslung wartete Uno geduldig auf sie. Sie hatte ihre Zweifel daran, dass er es aus schlichter Höflichkeit tat, denn irgendwie schien sein Gesicht zu geduldig, aber schließlich schritten sie nebeneinander nach Samara hinein. Ins Chaos.
    Der Lärm lag wie ein dichter Vorhang über allem, sodass sie kein einzelnes Geräusch heraushören konnte. Menschen verstopften die grob gepflasterten Straßen. Sie drängten sich fast Schulter an Schulter, von den ziegelgedeckten Tavernen zu den Ställen mit ihren Strohdächern, von lärmerfüllten Schenken mit einfachen gemalten Schildern wie Der blaue Stier oder Die tanzende Gans bis zu Läden, auf deren Schildern nicht einmal Namen standen, sondern nur hier ein Messer und eine Schere abgebildet waren, dort ein Ballen Tuch, die Feinwaage eines Goldschmieds oder das Rasiermesser eines Barbiers, ein Topf oder eine Lampe oder ein Stiefel. Nynaeve sah hellhäutige Gesichter wie bei den Menschen aus Andor, aber auch dunkelhäutige wie die der Meerleute, saubere oder schmutzige, Mäntel mit hohen Krägen und schmalen oder ganz ohne, unauffällige Farben und bunte, einfache Kleidung und bestickte, schäbig oder neu, und Moderichtungen, die ihr höchstens zur Hälfte bekannt waren. Ein Bursche mit einem dunklen, geteilten Vollbart hatte auf der Brust seines einfachen blauen Mantels silberne Ketten befestigt, zwei hatten das Haar zu Zöpfen geflochten – Männer mit einem schwarzen Zopf auf jeder Seite, der ihnen über das Ohr bis auf die Schultern herunterhing, und dazu hatten sie winzige Messingglöckchen auf die roten Mantelärmel und auf die umgeschlagenen Stulpen ihrer schenkelhohen Stiefel genäht. Aus welchem Land sie auch kommen mochten, diese beiden waren gewiss keine Narren. Ihre dunklen Augen waren hart und selbstsicher wie die Unos, und auf dem Rücken trugen sie gekrümmte Schwerter. Ein Mann mit bloßem Oberkörper, auf dem er eine leuchtend gelbe Schärpe trug, mit einer Haut von einem tieferen Braun als dem von lange abgelagertem Holz und komplizierten Tätowierungen auf beiden Händen, musste wohl dem Meervolk angehören, obwohl er weder Ohrringe noch einen Nasenring trug.
    Auch die Frauen unterschieden sich auf vielfältigste Weise, Haare von rabenschwarz bis zu einem so blassen Blond, dass es fast schon weiß war, zu Zöpfen geflochten oder mit einem Band zusammengerafft oder frei hängend, kurzgeschnitten, schulterlang, hüftlang, Kleider aus abgewetzter Wolle oder säuberlich geplättetem Leinen oder aus schimmernder Seide, Halskrausen, die mit ihren Spitzenbesätzen das Kinn streiften, oder Stickereien, oder Ausschnitte, die genauso tief waren wie ihrer. Sie sah sogar eine Domanifrau mit kupferfarbenem Teint, die ein beinahe durchsichtiges rotes, langes Abendkleid trug, das fast nichts verbarg! Sie fragte sich, wie sicher diese Frau nach Einbruch der Dunkelheit wohl noch sei. Oder selbst jetzt im hellen Tageslicht.
    Die wenigen Weißmäntel oder Soldaten gingen in dieser brodelnden Menschenmasse unter und mussten sich genauso durchkämpfen wie jeder andere. Ochsenkarren und von Pferden gezogene Wagen schoben sich im Schneckentempo durch das völlig systemlose Straßennetz, Träger schaukelten Sänften durch die Menge, und hier und da rumpelte eine buntlackierte Kutsche mit einem Vierer- oder Sechsergespann mit Federn geschmückter Pferde mühsam einher. Die livrierten Lakaien und Wächter mit Eisenhauben bemühten sich vergeblich, den Weg dafür freizumachen. Musikanten mit Flöte, Zither oder Hackbrett spielten an jeder Ecke auf, falls dort nicht schon ein Jongleur oder Akrobat seine Künste zeigte. Die

Weitere Kostenlose Bücher