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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Sein Auge blickte sie beinahe genauso finster an wie das aufgemalte, und er zuckte die Achseln. In Fal Dara hatten er und alle anderen sie wie eine Adlige behandelt, oder jedenfalls wie etwas Besseres. Natürlich war es schwierig, sich in diesem Kleid als Lady auszugeben, noch dazu bei einer Haarfarbe, die in der Natur nicht vorkam. Sie zog sich das Tuch noch ein wenig enger um und verschränkte die Arme, um ihn besser festhalten zu können. Bei dieser trockenen Hitze war die graue Wolle unangenehm kratzig, und außerdem schwitzte sie. Sie hatte noch nie davon gehört, dass man vom Schwitzen sterben könne, aber möglicherweise würde sie der erste Fall sein. »Was macht Ihr hier, Uno?«
    Er sah sich um, bevor er antwortete. Es war allerdings nicht notwendig, denn auf dieser Straße herrschte nur geringer Verkehr. Gelegentlich kam ein von Ochsen gezogener Leiterwagen vorbei, dazu ein paar Leute in Bauernkleidung oder noch gröberem Zeug und von Zeit zu Zeit einmal ein Reiter. Keiner schien sich ihnen mehr als gebührend nähern zu wollen. Er wirkte ja auch wie ein Mann, der einem aus Lust und Tollerei durchaus die Kehle durchschneiden könnte. »Die blaue Frau gab uns einen Namen in Jehannah an und sagte, wir sollten dort warten, bis sie uns weitere Anweisungen sandte, aber die Frau in Jehannah war tot und begraben, als wir ankamen. Eine alte Frau. Starb im Schlaf, und niemand von ihrer Verwandtschaft hatte je den Namen der blauen Frau vernommen. Dann begann Masema, mit den Leuten auf der Straße zu reden, und … Na ja, es gab keinen Grund, dort auf Befehle zu warten, die wir gar nicht mehr bekommen konnten. Wir bleiben in Masemas Nähe, und er steckt uns genug zu, dass wir davon leben können, aber außer Bartu und Nengar hört keiner von uns auf den Unsinn, den er verzapft.« Die ergraute Skalplocke wackelte, als er irritiert den Kopf schüttelte.
    Mit einem Mal fiel Nynaeve auf, dass er überhaupt keinen obszönen Ausdruck verwandt hatte. Er fühlte sich aber offensichtlich alles andere als wohl dabei. »Vielleicht gebraucht Ihr eben nur gelegentlich einmal einen Fluch?« Sie seufzte. »In jedem zweiten Satz?« Der Mann lächelte sie so dankbar an, dass sie am liebsten verzweifelt die Arme zum Himmel gereckt hätte. »Wieso hat Masema Geld und Ihr anderen nicht?« Sie erinnerte sich an Masema: ein düsterer, mürrischer Mann, der niemanden und nichts leiden konnte.
    »Na ja, weil er der verdammte Prophet ist, den zu hören sie alle herkommen! Würdet Ihr ihn gern treffen?« Sie hatte den Eindruck, er zähle jetzt die Sätze ab. Sie atmete tief durch. Der Mann wollte sie tatsächlich wörtlich nehmen. »Er kann Euch vielleicht ein verdammtes Schiff besorgen, wenn Ihr eines wollt. In Ghealdan bekommt der Prophet gewöhnlich alles, was der Prophet wünscht. Nein, er bekommt es verdammt noch mal immer auf die eine oder andere Weise. Der Mann war ein guter Soldat, aber wer hätte gedacht, dass er sich mal so entwickeln würde?« Seine finstere Miene umfasste alles, von den primitiven Siedlungen und Menschen bis hinüber zu den Menagerien und der Stadt vor ihnen.
    Nynaeve zögerte. Der gefürchtete Prophet, der die Mengen aufstachelte und gewaltsame Ausbrüche hervorrief, war Masema? Aber er predigte wirklich von der Ankunft des Wiedergeborenen Drachen. Sie befanden sich schon fast am Stadttor, und sie hatte noch Zeit, bevor sie in die Vorführung musste und Birgitte ihre Pfeile auf sie abschoss. Luca war mehr als enttäuscht gewesen, dass sie darauf bestand, Maerion genannt zu werden. Falls Masema ihnen wirklich eine Schiffspassage flussabwärts besorgen konnte … Vielleicht sogar noch heute. Andererseits durfte man die gewaltsamen Ausschreitungen nicht außer Acht lassen. Selbst wenn die Gerüchte auch alles um das Zehnfache aufgeblasen hatten, bedeutete das doch, dass Hunderte in den Dörfern und Städten weiter im Norden umgekommen waren. ›Nur‹ Hunderte.
    »Erinnert ihn bloß nicht daran, dass Ihr etwas mit dieser verdammten Insel zu tun habt«, mahnte Uno, wobei er sie nachdenklich betrachtete. Als sie genauer darüber nachdachte, wurde ihr klar, dass er höchstwahrscheinlich gar nicht wusste, wie ihre Verbindung zu Tar Valon tatsächlich aussah. Und schließlich gingen Frauen dorthin, ohne deshalb gleich Aes Sedai werden zu wollen, sondern um Hilfe oder zumindest Antworten zu bekommen. Ihm war bekannt, dass sie in irgendeiner Weise darin verwickelt sei, aber eben nicht mehr als das. »Er ist auch nicht viel

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