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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hatte die Gruppe im Flur entdeckt und blickte ihnen mit so viel Freude entgegen, wie sein saures Gesicht nur ausdrücken konnte. Viel war es nicht. Die Frau rauschte hinaus und schien Nynaeve und die beiden Männer gar nicht zu bemerken. Nynaeve schnaubte, als der magere Bursche im roten Mantel ängstlich winkte, sie sollten eintreten. Für jemanden, der gerade seinen ganzen Schmuck auf Verlangen hergegeben hatte, gab sich die Frau noch immer reichlich hoheitsvoll.
    Der Magere huschte an seinen Platz neben der Tür zurück, als die anderen drei Männer sich nach dem Brauch der Grenzlande die Hände schüttelten, wobei sie sich am Unterarm fassten.
    »Der Friede sei deinem Schwert gnädig«, sagte Uno, und Ragan tat es ihm nach.
    »Der Friede sei dem Lord Drachen gnädig«, war die Antwort, »und sein Licht erleuchte uns alle.« Nynaeve stockte der Atem. Es gab keinen Zweifel daran, was er damit sagen wollte: Der Lord Drache sei die Quelle des Lichts. Und er besaß die Frechheit, vor anderen von Blasphemie zu sprechen! »Habt ihr endlich zum Licht gefunden?«
    »Wir wandeln im Licht«, sagte Ragan vorsichtig. »Wie immer.« Uno schwieg und machte eine nichtssagende Miene.
    Geduld und Erschöpfung spielten in seltsamem Einklang über Masemas Züge. »Es gibt keinen anderen Weg zum Licht als durch den Lord Drachen. Ihr werdet den Weg und die Wahrheit am Ende auch erkennen, denn ihr habt den Lord Drachen gesehen, und nur jene, deren Seelen vom Schatten verschlungen werden, können sehen und dennoch nicht zum Glauben finden. Ihr gehört nicht zu ihnen. Ihr werdet den Glauben finden.«
    Trotz Hitze und trotz des Wolltuchs bekam Nynaeve eine Gänsehaut auf den Armen. Vollkommene Überzeugung lag in der Stimme des Mannes, und aus der Nähe bemerkte sie nun auch ein Glimmen in seinen beinahe schwarzen Augen, das schon dem Wahnsinn sehr nahe zu kommen schien. Sein Blick glitt über sie hinweg, und sie musste ihre Beinmuskulatur anspannen, damit ihre Knie nicht zitterten. Gegen ihn wirkte der wildeste Weißmantel, den sie je gesehen hatte, noch lieb und friedlich. Diese Burschen in der Gasse waren nur ein schwacher Abklatsch ihres Meisters.
    »Ihr da, Frau. Seid Ihr bereit, das Licht des Lord Drachen zu empfangen und dafür Sünde und Fleischeslust zu lassen?«
    »Ich wandle im Licht, so gut ich kann.« Sie ärgerte sich selbst darüber, dass sie genauso vorsichtig antwortete wie Ragan. Sünde? Was glaubte er denn, wer er sei?
    »Euch ist die Fleischeslust zu wichtig.« Masemas Blick war vernichtend, als er über ihr rotes Kleid und das eng um sie gewickelte Schultertuch glitt.
    »Und was soll das wieder heißen?« Uno riss überrascht die Augen auf, und Ragan gab mit den Handflächen nach unten beruhigende Signale, aber sie war nun nicht mehr aufzuhalten. »Glaubt Ihr etwa, Ihr hättet ein Recht dazu, mir vorzuschreiben, wie ich mich anziehen soll?« Bevor ihr selbst bewusst wurde, was sie tat, hatte sie schon das Tuch aufgeknotet und über ihre Ellbogen heruntergleiten lassen. Es war ja nun wirklich viel zu heiß. »Kein Mann hat ein Recht dazu, weder gegenüber mir noch einer anderen Frau! Und wenn es mir passte, nackt herumzulaufen, ginge das Euch nichts an!«
    Masema betrachtete einen Moment lang ihren Busen, wobei allerdings keine Spur von Bewunderung in seinem Blick aus tiefliegenden Augen lag, sondern nur ätzende Verachtung, und dann blickte er ihr direkt ins Gesicht. Unos echtes Auge und das aufgemalte passten perfekt zusammen, so finster blickten beide drein, und Ragan zog den Kopf ein. Wahrscheinlich führte er dabei lautlose Selbstgespräche.
    Nynaeve schluckte betreten. Es war ja wohl nichts damit gewesen, ihre Zunge zu hüten. Vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben bereute sie, gedankenlos drauflosgesprochen zu haben. Wenn dieser Mann befehlen konnte, dass anderen die Hände abgeschlagen oder sie gar aufgehängt wurden, und das nach einer lächerlichen Verhandlung, die diesen Namen nicht verdiente, dann war er vermutlich zu allem fähig. Sie glaubte, genug Zorn aufgestaut zu haben, um die Macht benützen zu können.
    Aber falls sie das tat … Falls sich Moghedien oder Schwarze Schwestern in Samara aufhielten … Aber wenn ich es nicht tue und er …? Am liebsten hätte sie nun das Tuch wieder ganz um sich geschlungen, bis hoch ans Kinn, doch nicht, während er sie so anstarrte. Etwas in ihrem Hinterkopf flehte sie an, sich nicht wie ein kompletter Wollkopf zu benehmen, denn nur Männer stellten ihren Stolz

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