Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
zurückschritt. Torean war der Nächste. Er schwitzte beim Schwur. Lord Dobraine folgte auf Torean, und seine tiefliegenden Augen blickten Rand forschend an. Er war einer der wenigen älteren Männer, der die Vorderseite seines langen, größtenteils grauen Haarschopfes abrasiert hatte. Auf ihn folgte Aracome und …
Rand wurde ungeduldig, als die Prozession immer weiter ging und einer nach dem anderen zu ihm heraufkam und niederkniete, einer aus Cairhien, einer aus Tear, einer aus Cairhien und immer so weiter, wie er es befohlen hatte. Das sei aber alles notwendig, hatte Moiraine gesagt, und eine Stimme in seinem Kopf, die er als die Lews Therins erkannte, stimmte ihr zu, doch für ihn war es Teil einer lästigen Verzögerung. Er musste unbedingt ihre Loyalität besitzen, und wenn auch nur an der Oberfläche, um damit beginnen zu können, Cairhien für ihn abzusichern, und zumindest dieser Anfang musste gemacht werden, bevor er gegen Sammael vorgehen konnte. Und das wird ganz bestimmt geschehen! Ich habe einfach noch viel zu viel zu tun, um zuzulassen, dass er aus den Büschen heraus ständig auf meine Beine einsticht! Er wird feststellen, was es heißt, den Drachen zu wecken!
Er verstand nicht wieso diese Menschen, die da vor ihn traten, zu schwitzen begannen und sich nervös die Lippen leckten, als sie niederknieten und ihren Treueeid stammelten. Aber er konnte eben auch nicht sehen, welch kaltes Licht aus seinen eigenen Augen leuchtete.
KAPITEL 47
Um den Preis eines Schiffes
N ynaeve war mit Waschen fertig und trocknete sich ab. Sie legte großen Wert darauf, sich jeden Morgen gründlich zu waschen. Zögernd zog sie sich dann ein frisches seidenes Unterhemd über, Seide war nicht so kühl wie Leinen, und obwohl die Sonne gerade erst über den Horizont gestiegen war, ließ die Hitze im Wohnwagen auf einen weiteren glühendheißen Tag schließen. Außerdem war das Ding so tief ausgeschnitten, dass sie fürchtete, es werde beim ersten falschen Atemzug hinabrutschen und ihr an den Beinen hängen. Aber es war wenigstens nicht feucht vom Schweiß der Nacht wie das andere, das sie gerade in den Wäschekorb gelegt hatte.
Ihr Schlaf war ständig durch Angstträume gestört worden, Träume von Moghedien, die sie hellwach hochschrecken ließen, die aber immer noch nicht so schlimm waren wie einige, von denen sie nicht erwachte, Träume von Birgitte, die ihre Pfeile auf sie abschoss und sie diesmal nicht verfehlte, Träume, in denen die Anhänger des Propheten die Menagerie plünderten und zerstörten, andere, in denen sie für immer in Samara festsaß, weil niemals mehr ein Schiff anlegen würde, und schließlich solche, in dem sie wohl Salidar erreichten, aber dort Elaida als Herrscherin vorfanden. Oder auch wieder Moghedien. Aus dem letzteren war sie weinend aufgewacht.
All das bereitete ihr natürlich Sorge, und das war ja nur zu verständlich. Drei Nächte lang lagerten sie nun schon hier, und kein einziges Schiff war aufgetaucht. Drei hitzeerfüllte Tage, an denen sie mit verbundenen Augen vor diesem verfluchten Stück Holzwand als Zielscheibe gedient hatte. Das reichte wohl, um jeden verrückt zu machen, ganz zu schweigen von ihrer Angst, dass Moghedien ihnen in der Zwischenzeit immer näher kommen könnte. Andererseits musste diese Frau, nur weil sie wusste, dass sie sich bei einer Menagerie aufhielten, sie ja nicht gleich in Samara suchen. Es gab noch genügend andere Wanderschausteller auf der Welt als die hier versammelten. Darüber nachzudenken, warum sie sich keine Sorgen machen müsse, fiel ihr eben leichter, als sich einfach keine zu machen.
Aber warum mache ich mir solche Sorgen um Egwene? Sie stippte ein aufgeschnittenes Ästchen in einen kleinen Tiegel mit Salz und Soda auf dem Waschtisch und begann, sich mit energischen Bewegungen die Zähne zu schrubben. Egwene war in nahezu jedem Traum aufgetaucht und jammerte ihr etwas vor, doch ihr war einfach nicht klar, wie sie da hineinpasste.
In Wahrheit waren Angst und Schlafmangel nur ein Teil der Gründe, warum sie heute morgen so schlechter Laune war. Die anderen waren wohl Kleinigkeiten, trotzdem aber sehr real. Ein Steinchen im Schuh war wirklich eine Kleinigkeit, wenn man es damit verglich, dass man seinen Kopf verlieren sollte, aber das Steinchen war nun einmal vorhanden, während man den Henker vielleicht niemals zu sehen bekam …
Es war unmöglich, ihr eigenes Spiegelbild zu meiden, und so sah sie zwangsläufig wieder ihr Haar, das lose die
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