Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
zulassen, dass Ihr Dinge nur andeutet. Falls Ihr versucht, etwas vor mir zurückzuhalten, werde ich all das mit Euch machen, was Ihr mir zugedacht hattet.« Grauen kroch durch die Leine zu ihr herüber, als schrie Moghediens Verstand markerschütternd. Vielleicht wusste sie doch nicht so viel über diese A’dam , wie Nynaeve geglaubt hatte. Möglich, dass sie sogar annahm, Nynaeve könne ihre Gedanken lesen, wenn sie sich Mühe gab. »Also, wenn Ihr etwas von einer Bedrohung für Rand wisst, die noch vor Sammael und den anderen zum Tragen kommt, dann sagt es mir. Jetzt sofort!«
Nun brach ein wahrer Redeschwall aus Moghedien hervor, und zwischendurch stieß immer wieder ihre Zunge heraus, um die Lippen zu befeuchten. »Al’Thor hat vor, Rahvin anzugreifen. Heute. Heute morgen. Weil er glaubt, Rahvin habe Morgase getötet. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber al’Thor glaubt es jedenfalls. Aber Rahvin hat Lanfear noch nie vertraut. Er hat überhaupt noch nie einem der anderen getraut. Warum sollte er auch? Er glaubte, all das könne auch eine Falle sein, die man ihm stellen wolle, und so hat er eine eigene Falle aufgebaut. Er hat in ganz Caemlyn Warngewebe ausgelegt die ihm sofort sagen, wenn ein Mann auch nur einen Funken der Macht benützt. Al’Thor wird blind in diese Falle hineinlaufen. Bestimmt ist das jetzt schon geschehen. Ich glaube, er hatte vor, gleich bei Sonnenaufgang Cairhien zu verlassen. Ich hatte nichts damit zu tun. Das ist nicht mein Werk. Ich …«
Nynaeve wollte, dass sie aufhörte. Der Angstschweiß, der das Gesicht der Frau glänzen ließ, machte sie krank, und dann noch dieser um Gnade bettelnden Stimme lauschen zu müssen … Sie wollte schon anfangen, einen Strang der Macht zu weben, um Moghediens Zunge zu fesseln, doch dann lächelte sie. Sie war ja direkt mit Moghedien verknüpft und konnte die andere beherrschen. Moghedien quollen fast die Augen heraus, als sie selbst die Stränge wob, die ihren eigenen Mund verschlossen, und sie diese dann verknotete. Nynaeve fügte auch noch etwas hinzu, um ihr die Ohren zu verschließen, und dann wandte sie sich an Birgitte. »Was denkst du?«
»Elayne wird das Herz brechen. Sie liebt ihre Mutter.«
»Das weiß ich!« Nynaeve atmete erst einmal tief durch. »Ich werde mit ihr weinen, und jede Träne wird ernst gemeint sein, aber jetzt muss ich mir über Rand Gedanken machen. Ich denke, sie hat die Wahrheit gesagt. Ich konnte es beinahe spüren.« Sie packte die silbrige Leine unterhalb ihres Armbands und schüttelte sie. »Vielleicht ist es so, und vielleicht war es nur Einbildung. Was glaubst du?«
»Dass sie die Wahrheit gesagt hat. Sie war noch nie besonders tapfer, wenn sie nicht eindeutig die Überlegene war oder glaubte, sich entsprechende Vorteile verschaffen zu können. Und du hast ihr auf jeden Fall Angst eingejagt!«
Nynaeve verzog das Gesicht. Jedes Wort Birgittes brachte eine weitere Zornblase in ihrem Bauch hervor. Sie war noch nie besonders tapfer, wenn sie nicht eindeutig die Überlegene war. Das konnte auch auf sie zutreffen. Sie hatte Moghedien mächtig Angst eingejagt. Das war richtig, und sie hatte jedes Wort ernst gemeint, das sie gesagt hatte. Aber jemanden zu verprügeln, wenn es sein musste, war eben doch nicht das Gleiche, wie jemandem mit Folter zu drohen, zu spüren, wie man jemanden liebend gern gefoltert hätte. Das war selbst im Falle Moghediens eine ganz andere Sache. Und nun stand sie da und versuchte, etwas zu umgehen, von dem sie wusste, dass sie es tun musste. Nicht sehr tapfer, es sei denn, sie war so eindeutig überlegen, dass sie nichts zu fürchten hatte. Diesmal brachte sie selbst die Zornblase hervor. »Wir müssen nach Caemlyn. Ich jedenfalls. Mit ihr. In meinem Zustand bin ich wahrscheinlich nicht einmal stark genug, um mithilfe der Macht ein Blatt Papier zu zerreißen, aber durch den A’dam kann ich mir ihre Kraft zunutze machen.«
»Du wirst aber nicht in der Lage sein, von Tel’aran’rhiod aus etwas in der wachenden Welt zu beeinflussen«, sagte Birgitte ruhig.
»Das weiß ich! Ich weiß, aber ich muss doch etwas unternehmen.«
Birgitte legte den Kopf in den Nacken und lachte schallend. »O Nynaeve, es beschämt mich ja so, mit einem Feigling wie dir etwas zu tun zu haben.« Mit einem Mal riss sie überrascht die Augen auf. »Es war wirklich nicht mehr viel von deinem Schlaftrunk übrig. Ich glaube, ich wa …« Mitten im Wort war sie plötzlich verschwunden.
Nynaeve atmete tief ein und
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