Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Hochaufgerichtet und mit funkelnden Augen und so, wie sie die Worte förmlich ausspuckte, war sie keineswegs ein Abbild von Demut. »Damit Ihr nicht glaubt, es bedeute etwas.«
    »Es bedeutet also nichts«, sagte er und nickte traurig. Nicht, dass er dem Geschenk gern eine Bedeutung beigemessen hätte, wirklich nicht, aber es wäre ja doch schön gewesen, glauben zu können, dass sie in ihm langsam einen Freund sah. Es war absolut idiotisch, ihretwegen eifersüchtig zu werden. Wer mag ihr das gegeben haben? »Aviendha? War ich einer von denen, die Ihr so hasst?«
    »Ja, Rand al’Thor.« Mit einem Mal klang ihre Stimme heiser. Einen Moment lang wandte sie ihr Gesicht ab, hatte die Augen geschlossen und ihre Lider bebten sichtlich. »Ich hasse Euch von ganzem Herzen. So ist es. Und ich werde Euch immer hassen.«
    Er fragte nicht erst, warum. Einmal hatte er sie gefragt, warum sie ihn nicht leiden könne, und sie hätte ihm beinahe die Nase abgebissen. Aber sie hatte ihm keinen Grund genannt. Diesmal war es allerdings mehr als nur ein Nicht-Leiden-Können, das sie manchmal ohnehin vergaß. »Wenn Ihr mich wirklich hasst«, sagte er zögernd, »bitte ich die Weisen Frauen, mir eine andere als Lehrerin zu schicken.«
    »Nein!«
    »Aber wenn Ihr …«
    »Nein!« Wenn überhaupt, dann war ihre Ablehnung nun noch heftiger als zuvor. Sie stemmte energisch die Fäuste in die Hüften und hielt ihm einen Vortrag, als wolle sie ihm jedes Wort einzeln ins Herz rammen: »Selbst wenn mir die Weisen Frauen gestatteten, damit aufzuhören, dann habe ich doch noch Toh , Pflicht und Schuldigkeit, meiner Nächstschwester Elayne gegenüber, auf Euch aufzupassen. Ihr gehört zu ihr, Rand al’Thor. Zu ihr und sonst keiner Frau. Denkt daran!«
    Er hatte das Gefühl, abwehrend die Hände heben zu müssen. Wenigstens beschrieb sie ihm diesmal nicht in allen Einzelheiten, wie Elayne ausgezogen aussehe. An manche Aielsitten konnte er sich noch schwerer gewöhnen als an andere. Er fragte sich manches Mal auch, ob sie und Elayne diese ›Beobachtung‹ miteinander abgesprochen hätten. Er glaubte es nicht, aber andererseits benahmen sich auch Frauen, die keineswegs Aiel waren, oftmals recht eigenartig. Und darüber hinaus fragte er sich auch, gegen wen ihn Aviendha eigentlich beschützen solle. Außer den Töchtern und den Weisen Frauen betrachteten ihn die übrigen Aielfrauen als etwas wie eine fleischgewordene Prophezeiung und sahen keinen Menschen in ihm. Er musste wohl auf sie wirken, wie eine Giftschlange, die sich in ihr Kinderzimmer eingeschlichen hatte. Die Weisen Frauen waren fast genauso schlimm wie Moiraine, wenn es darum ging, ihn dazu zu bringen, dass er tat, was sie wollten, nun, und über die Töchter des Speers wollte er lieber gar nicht erst nachdenken. Das Ganze machte ihn wütend.
    »Jetzt hört mir gefälligst einmal zu! Ich habe Elayne gerade ein paar Mal geküsst, und ich glaube, es hat ihr genauso gut gefallen wie mir, aber deshalb bin ich keineswegs irgendjemandem versprochen. Ich bin noch nicht einmal sicher, ob sie mich immer noch mag.« Innerhalb von wenigen Stunden hatte sie ihm zwei Briefe geschrieben. Im einen nannte sie ihn den Sonnenschein ihres Herzens, und der Rest hatte ihn zutiefst erröten lassen, während sie ihn im zweiten als kaltherzigen Miesling bezeichnet hatte, den sie nie wieder sehen wolle, und dann hatte sie ihn in der Luft zerrissen, schlimmer noch als dies Aviendha je vermocht hätte. Frauen waren wirklich eigenartige Geschöpfe. »Ich habe sowieso keine Zeit, an Frauen zu denken. Das einzige, was ich jetzt im Kopf habe, ist das Problem, die Aiel zu vereinigen und selbst die Shaido einzuschließen, falls ich das vermag. Ich …« Er brach mit einem Stöhnen ab, als die allerletzte Frau, die er hier sehen wollte, in den Raum schwebte, begleitet vom Klimpern ihres Schmucks. Sie trug ein Silbertablett mit einer Glaskaraffe voll Wein und zwei silbernen Bechern.
    Das durchscheinende rote Seidentuch, das sich Isendre um den Kopf gewickelt hatte, verdeckte keineswegs ihr blasses, schönes, herzförmiges Gesicht. Ihre vollen, leicht schmollenden Lippen waren zu einem einladenden Lächeln verzogen – bis sie Aviendha erblickte. Dann wurde aus dem Lächeln ein kränkelnder Gesichtsausdruck. Außer dem Tuch trug sie noch ein Dutzend oder mehr Halsketten aus Gold und Elfenbein, einige davon mit Perlen oder glänzenden Edelsteinen verziert. Genauso viele Armreifen beschwerten jeden Unterarm, und selbst um

Weitere Kostenlose Bücher