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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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besondere Note verliehen, konnte den Unterschied aber nicht genau definieren. Sie strahlten hingebungsvoll zu Graendal hinauf, als sie bemerkten, dass sie beobachtet wurden.
    Graendal befolgte ihren eigenen Rat, ihnen zu lauschen, jedoch nicht und fuhr stattdessen fort: »Sie kommen aus einer wirklich seltsamen Gegend. Dort verlangt man von Frauen, die mit der Macht umgehen können, dass sie die Söhne anderer Frauen heiraten, die dieses Talent ebenfalls besitzen, und das Zeichen für ihre Abstammung wird ihnen bei ihrer Geburt auf das Gesicht tätowiert. Niemand mit einer dementsprechenden Tätowierung darf jemanden ohne eine solche heiraten, und jedes aus einer verbotenen Verbindung stammende Kind wird getötet. Männer mit der Tätowierung werden ohnehin in ihrem einundzwanzigsten Lebensjahr getötet, nachdem man sie vorher von der Welt abgeschieden aufgezogen hat, wo sie nicht einmal Schreiben und Lesen lernten.«
    Also war sie doch wieder auf dieses Thema zurückgekommen. Sie musste ihn wirklich für einfältig halten. So beschloss er, selbst einen kleinen Köder auszuwerfen. »Müssen sie sich wie Kriminelle verschwören, aneinanderbinden?«
    Erstaunen überflog ihr Gesicht einen Moment lang und wurde schnell wieder unterdrückt. Offensichtlich hatte sie darüber gar nicht nachgedacht, und es gab ja an sich auch keinen Grund dafür. Nur wenige Menschen ihrer Zeit hatten je ein Gewaltverbrechen begangen, geschweige denn mehrere. Zumindest vor der Zeit der Bohrung. Natürlich gab sie ihre Unkenntnis nicht zu. Es gab Zeiten, da es am besten war, einen Mangel an Kenntnissen zu verbergen, doch Graendal trieb das schon bis zum Exzess. Deshalb hatte er seine Bemerkung losgelassen. Er wusste, es würde an ihr nagen, und das geschah ihr recht, wenn sie nur solche nutzlosen Kleinigkeiten von sich geben konnte.
    »Nein«, antwortete sie, als habe sie alles verstanden. »Die Ayyad, wie sie sich nennen, wohnen für sich in ihren kleinen Städten und meiden alle anderen. Angeblich gebrauchen sie die Macht niemals ohne Erlaubnis oder direkten Befehl des Sh’botay oder der Sh’boan. Diese stellen die eigentliche Macht im Lande dar, und deshalb lässt man den Sh’botay und die Sh’boan auch nur jeweils sieben Jahre lang regieren.« Einen Augenblick lang musste sie herzlich lachen. Sie hatte immer nur die heimliche Macht hinter der offiziellen sein wollen. »Ja, ein faszinierendes Land. Natürlich liegt es zu weit vom Mittelpunkt der Ereignisse entfernt und wird deshalb auf viele Jahre hinaus noch keine Bedeutung erlangen.« Sie winkte mit ihren beringten Fingern leicht ab. »Es wird nach dem Tag der Wiederkehr noch genug Zeit sein, um zu sehen, was man aus ihnen machen kann.«
    Ja, sie wollte ihn offensichtlich davon überzeugen, dass ihr einiges daran lag. Wäre das wirklich der Fall gewesen, hätte sie dieses Land aber niemals auch nur erwähnt. Er stellte seinen unberührten Kelch auf das Tablett, das der muskulöse Bursche ihm blitzschnell hinhielt, bevor er die Bewegung noch vollendet hatte. Graendal bildete ihre Diener wirklich gut aus. »Ich bin sicher, dass ihre Musik faszinierend wirkt …« – falls man etwas dafür übrighatte –, »aber ich muss nun einige Vorbereitungen treffen.«
    Graendal legte eine Hand auf seinen Arm. »Sorgfältige Vorbereitungen, wie ich hoffe? Der Große Herr wird nicht erfreut sein, wenn Ihr seine Pläne durcheinanderbringt.«
    Sammaels Mundpartie spannte sich an. »Ich habe alles Mögliche getan, außer natürlich mich zu ergeben, um al’Thor zu überzeugen, dass ich keine Gefahr für ihn darstelle, aber der Mann verfolgt mich wie ein Besessener.«
    »Ihr könntet Illian ja aufgeben und woanders neu anfangen.«
    »Nein!« Er war nie vor Lews Therin geflohen, und er würde auch vor diesem provinziellen Emporkömmling nicht fliehen. Der Große Herr konnte doch wohl nicht vorhaben, einen wie den über die Auserwählten zu stellen! Über ihn! »Ihr habt mir also alle Befehle des Großen Herrn wiedergegeben?«
    »Ich hasse es, mich wiederholen zu müssen, Sammael.« In ihrer Stimme lag eine Andeutung von Verbitterung und in ihrem Blick eine Spur von Zorn. »Wenn Ihr mir beim ersten Mal nicht geglaubt habt, werdet Ihr mir auch jetzt nicht glauben.«
    Er blickte sie noch einen Augenblick länger an und nickte dann abrupt. Höchstwahrscheinlich hatte sie die Wahrheit gesagt, denn eine Lüge in Bezug auf den Großen Herrn würde mit tödlicher Sicherheit auf sie zurückfallen. »Ich sehe

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