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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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keinen Grund, uns wiederzutreffen, bis Ihr mir etwas Wichtigeres mitzuteilen habt als die Tatsache, ob Semirhage zum Treffen kam oder nicht.« Ein kurzes Stirnrunzeln bei einem letzten Blick auf die Harfner sollte reichen, sie davon zu überzeugen, dass ihr Ablenkungsmanöver erfolgreich gewesen sei. Dann wanderte sein Blick missbilligend über die Gestalten, die in den Becken herumplanschten, die Akrobaten und alle anderen, damit seine Absicht den anderen gegenüber nicht zu offensichtlich wurde. All diese verschwendete Mühe, diese Zurschaustellung von Haut, ekelte ihn wirklich an. »Das nächste Mal könnt Ihr ja nach Illian kommen.«
    Sie zuckte die Achseln, als sei es unwichtig, aber ihre Lippen bewegten sich leicht und seine durch Saidin geschärften Sinne hörten ein leise gehauchtes »Falls es Euch dann noch gibt« heraus.
    In eisiger Stimmung öffnete Sammael ein Wegetor zurück nach Illian. Der muskulöse junge Mann reagierte nicht schnell genug, um sich in Sicherheit zu bringen. Er hatte nicht einmal mehr die Zeit zum Schreien, bis er mittendurch entzweigeschnitten wurde, er, sowie das Tablett und die Kristallkaraffe. Der Kante eines Tores gegenüber erschien jede Rasierklinge stumpf. Graendal schürzte mürrisch die Lippen ob des Verlustes eines ihrer Schoßtierchen.
    »Wenn Ihr uns beim Überleben helfen wollt«, sagte Sammael noch zu ihr, »dann findet heraus, auf welche Weise Demandred und die anderen die Anweisungen des Großen Herrn zu befolgen gedenken.« Damit trat er durch das Tor, allerdings ohne den Blick von ihrem Gesicht zu wenden.
    Graendal behielt ihren bedrückten Gesichtsausdruck bei, bis sich das Tor hinter Sammael geschlossen hatte, und dann gestattete sie sich, mit den Fingernägeln auf die Marmorbrüstung zu klopfen. Mit seinem goldenen Haar mochte Sammael beinahe gut genug aussehen, um unter ihre speziellen Lieblinge eingereiht zu werden, wenn er nur Semirhage erlauben würde, diese über sein ganzes Gesicht eingebrannte Furche zu entfernen. Sie war die Einzige, die noch die Fertigkeiten aufwies, etwas zu tun, was früher als ganz einfache Angelegenheit gegolten hätte. Es war natürlich ein völlig nebensächlicher Gedankengang. Die eigentliche Frage war, ob sich ihre Mühe ausgezahlt hatte.
    Shaofan und Chiape spielten ihre fremdartige atonale Musik, voll von komplexen Harmonien und seltsamen Dissonanzen. Irgendwie klang es trotzdem schön. Ihre Gesichter strahlten vor Freude darüber, dass es ihr gefallen könnte. Sie nickte und spürte ihr Entzücken beinahe körperlich. Sie waren jetzt um so vieles glücklicher, als sie gewesen wären, hätte sie die beiden sich selbst überlassen. So viel Mühe, sie zu finden und herzubringen, und das alles ausschließlich für diese paar Minuten mit Sammael. Natürlich hätte sie sich weniger Mühe machen können – jeder andere aus ihrem Land hätte es auch getan –, aber sie hatte ihre Qualitätsmaßstäbe, selbst wenn es nur um ein augenblickliches Manöver ging. Vor langer Zeit hatte sie sich entschlossen, jede Art von Vergnügen auszukosten, nichts auszulassen, solange es ihren Rang beim Großen Herrn nicht gefährdete.
    Ihr Blick fiel auf die Eingeweide, die ihren Teppich beschmutzten, und ihre Nase rümpfte sich gereizt. Das Gewebe konnte man wohl noch retten, aber es ärgerte sie, dass sie das Blut selbst würde entfernen müssen. Sie erteilte einige kurze Befehle, und dann eilte Osana und beaufsichtigte die Leute, die den Teppich hinaustrugen. Und die Rashans Überreste beseitigten.
    Sammael war wirklich ein leicht durchschaubarer Narr. Nein, kein Narr. Er war tödlich, wenn er direkt gegen etwas kämpfen konnte, etwas, das er ganz klar vor sich sah, aber wenn es um subtilere Dinge ging, hätte er genauso gut blind sein können. Sehr wahrscheinlich glaubte er nun, ihr Ablenkungsmanöver habe dem Zweck gedient, das zu kaschieren, was sie und die anderen vorhatten. Etwas, das er sich überhaupt nicht vorstellen konnte, war die Tatsache, dass sie jeden Winkel seines Verstandes kannte, jede Wendung seiner Gedanken vorausahnte. Schließlich hatte sie ja mehr als vierhundert Jahre damit verbracht, die Arbeitsweise von Gehirnen zu erforschen, die viel verschlungener und krankhafter waren als seines. Man konnte ihn so einfach durchschauen. Sosehr er sich auch bemühte, es zu verbergen: er war ziemlich verzweifelt. Er war gefangen in einer Falle, die er selbst entworfen hatte, einer Falle, die er bis zum Tod verteidigen würde, anstatt

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