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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Und Ishamael hatte gesagt, es sei auch in der Vergangenheit schon geschehen, dass der Kämpfer, den der Schöpfer für sich selbst ausgewählt hatte, am Ende für den Schatten stritt.
    Diese Behauptungen führten zu einigen beunruhigenden Folgerungen, Komplikationen, die Sammael lieber gar nicht erst erwägen wollte, aber am meisten drängte sich ihm die Vorstellung auf, dass der Große Herr möglicherweise wirklich al’Thor zum Nae’blis machen könne. Das konnte nicht so einfach im luftleeren Raum geschehen. Al’Thor würde Hilfe benötigen, Hilfe – das konnte eine Erklärung für sein angebliches Glück sein, das ihm bisher zur Seite gestanden hatte. »Habt Ihr erfahren, wo al’Thor Asmodean versteckt hält? Oder wo sich Lanfear aufhält? Oder Moghedien?« Natürlich versteckte sich Moghedien ohnehin immer. Die Spinne tauchte immer dann wieder auf, wenn man sie endgültig für tot gehalten hatte.
    »Ihr wisst genauso viel wie ich«, sagte Graendal unbekümmert und nahm dann einen Schluck aus ihrem Kelch. »Was mich betrifft, so glaube ich, dass Lews Therin sie umgebracht hat. Ach, verzieht Euer Gesicht nicht so. Ja, al’Thor, wenn Ihr darauf besteht.« Der Gedanke schien sie nicht weiter zu beunruhigen, aber sie würde niemals in offenen Konflikt mit al’Thor treten. Das war noch nie ihre Art gewesen. Falls al’Thor sie jemals entdeckte, würde sie einfach alles hier im Stich lassen und sich woanders neu einrichten – oder sie würde sich ihm ergeben, bevor er zuschlagen konnte, um ihn dann allmählich davon zu überzeugen, dass sie für ihn unentbehrlich sei. »Es gibt Gerüchte in Cairhien, dass Lanfear am gleichen Tag von Lews Therins Hand getötet wurde wie Rahvin.«
    »Gerüchte! Lanfear hat al’Thor von Anfang an unterstützt, wenn Ihr mich fragt. Ich hätte seinen Kopf im Stein von Tear bekommen, hätte nicht irgendjemand Myrddraal und Trollocs hingesandt, um ihn zu retten! Das war Lanfear, da bin ich sicher. Ich bin jedenfalls mit ihr fertig. Beim nächsten Mal, wenn ich sie treffe, werde ich sie töten! Und warum sollte er Asmodean umbringen? Ich würde es ja tun, könnte ich ihn finden, aber er ist zu al’Thor übergelaufen. Er unterrichtet ihn sogar!«
    »Ihr findet auch immer eine Ausrede für Euer Versagen«, flüsterte sie in ihren Punsch hinein, wiederum so leise, dass er es nur mithilfe Saidins verstehen konnte. Mit lauterer Stimme sagte sie dann: »Sucht Euch Eure eigenen Erklärungen heraus, wenn Ihr wollt. Vielleicht habt Ihr sogar recht damit. Alles, was ich weiß, ist die Tatsache, dass Lews Therin uns einen nach dem anderen aus dem Spiel zieht.«
    Sammaels Hände zitterten vor Zorn, und beinahe wäre ihm Wein aus dem Kelch geschwappt, hätte er sich nicht gerade noch beherrscht. Rand al’Thor war nicht Lews Therin. Er selbst hatte den großen Lews Therin Telamon überlebt, der den Ruhm für Siege einstrich, die er selbst gar nicht hätte erringen können, und der von anderen erwartete, dass sie ihm alles glaubten. Er bedauerte nur, dass der Mann kein Grab hinterlassen hatte, auf das er hätte spucken können.
    Graendal klopfte mit ihren beringten Fingern den Rhythmus einer Melodie mit, die von unten her zu ihnen drang, und sagte dann geistesabwesend, als sei ihre Aufmerksamkeit eigentlich dem Lied gewidmet: »So viele von uns sind bereits gestorben, weil sie sich ihm zum Kampf stellten. Aginor und Balthamel. Ishamael, Be’lal und Rahvin. Und Lanfear und Asmodean, was Ihr auch glauben magt. Vielleicht auch Moghedien, vielleicht verbirgt sie sich aber auch in den Schatten und wartet darauf, dass der Rest von uns fällt – sie wäre töricht genug für so etwas. Ich hoffe sehr, Ihr habt irgendein Versteck vorbereitet, wohin Ihr flüchten könnt. Es scheint überhaupt keinen Zweifel daran zu geben, dass er sich als Nächstes Euch vorknöpft. Bald, würde ich sagen. Ich werde hier kein Heer gegen mich erwarten, aber Lews Therin ist dabei, ein ziemlich starkes Heer zu sammeln und gegen Euch auszusenden. Das ist der Preis, den Ihr zahlen müsst, weil Ihr nicht nur Macht ausübt, sondern dabei auch gesehen werden wollt.«
    Ganz zufällig hatte er tatsächlich Fluchtwege vorbereitet, denn das war ja nur empfehlenswert, aber in ihrer Stimme die feste Überzeugung zu erkennen, dass er sie benötigen werde, ließ in ihm doch den Zorn aufkochen. »Und wenn ich al’Thor vernichte, wird er keinem Befehl des Großen Herrn widersprechen.« Er verstand ohnehin nichts; doch es war überflüssig,

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