Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
kennengelernt oder von der sie gehört hatte. Am Ende war sie schließlich letzte Nacht aus Tel’aran’rhiod herausgetreten und hatte Elaynes Ring bereits auf dem Tisch vorgefunden. Elayne selbst lag im Bett und schlief fest. Hätte es einen Preis für vergebene Liebesmüh gegeben, hätte sie sich den bestimmt verdient, als sie wegging. Und nun durfte sie erfahren, dass sich Sheriam und die anderen beinahe hätten umbringen lassen … Selbst der Gesang des kleinen Vogels in seinem Korbkäfig rief bei ihr nur einen weiteren gekränkten Blick hervor.
    »Sie glauben, sie wüssten alles«, knurrte Nynaeve verbittert. »Ich habe ihnen von den Albträumen erzählt. Ich habe sie gewarnt, und gestern Nacht war nicht das erste Mal.« Es spielte keine Rolle, dass alle sechs Schwestern Geheilt worden waren, bevor sie auch nur aus Tel’aran’rhiod zurück war. Viel zu leicht hätte das Ganze viel schlimmer ausgehen können, eben weil sie sich einbildeten, alles zu wissen. Das gereizte Zupfen an ihrem Zopf machte es ihr schwerer, ihn für den Tag neu zu flechten. Manchmal verfing sich auch das Armband des A’dam in ihren Haaren, aber abnehmen kam nicht infrage. Heute war wohl Elayne damit an der Reihe, aber sie würde es wahrscheinlich nur wieder an einen Haken hängen und vergessen. Besorgtheit sickerte durch das Armband in sie hinein und auch die unvermeidlichen Angstgefühle, aber überlagert wurde beides von reinem Frust. Zweifellos half ›Marigan‹ bereits beim Herrichten des Frühstücks. Hausarbeiten verrichten zu müssen wurmte sie offensichtlich mehr als die eigentliche Gefangenschaft. »Jedenfalls hast du das sehr gut gelöst, Elayne. Du hast mir aber noch nicht erzählt, wie es dir selber drinnen ergangen ist, als du versucht hast, alle anderen zu warnen.«
    Elayne hatte noch immer ihren Waschlappen in der Hand und schauderte offensichtlich bei der Erinnerung. »Insgesamt war es gar nicht so schwer. Aber ein Albtraum von diesem Ausmaß machte es notwendig, dass wir alle gemeinsam dagegen vorgehen mussten. Vielleicht haben sie ein wenig Demut gelernt. Dann wird möglicherweise ihr Treffen mit den Weisen Frauen heute Abend doch nicht so schlimm.«
    Nynaeve nickte in sich hinein. Wie sie gedacht hatte. Nicht, was Sheriam und die anderen betraf; Aes Sedai würden erst Demut empfinden, wenn Ziegen das Fliegen lernten, und auch dann höchstens einen Tag früher als die Weisen Frauen. Nein, es hatte mit Elayne zu tun. Sie hatte sich wahrscheinlich auch von dem Albtraum einfangen lassen, obwohl dieses Mädchen das nie zugeben würde. Sie war sich ohnehin nicht sicher, ob Elayne es für Prahlerei hielt, ihren Mut ins Spiel zu bringen, oder ob sie ganz einfach nicht merkte, wie tapfer sie wirklich war. Wie auch immer, Nynaeve war jedenfalls hin- und hergerissen zwischen Bewunderung für den Mut der Frau und dem Wunsch, dass Elayne einmal offen darüber sprechen möge. »Ich glaube, ich habe Rand gesehen.« Das brachte den Waschlappen zum Stillstand.
    »War er persönlich dort?« Das war den Weisen Frauen zufolge gefährlich, denn man riskierte einen Teil dessen, was einen erst zum ganzen Menschen machte. »Du hast ihn doch wohl gewarnt?«
    »Wann hätte er jemals auf eine Warnung gehört? Ich habe nur einen kurzen Blick auf ihn erhascht. Vielleicht hat er auch nur Tel’aran’rhiod in einem Traum berührt.« Das war unwahrscheinlich. Er hütete offensichtlich seine Träume derart intensiv mit Schutzgeweben, dass sie nicht glaubte, er könne die Welt der Träume auf irgendeine andere Art als persönlich und direkt betreten. Bei dieser Abschirmung hätte nicht einmal ein Traumgänger mit einem der Ringe ausgerüstet Tel’aran’rhiod erreicht. »Vielleicht war es jemand, der ihm nur ähnlich sah. Wie schon gesagt, habe ich ihn nur einen Augenblick lang gesehen, und zwar auf dem Platz vor der Weißen Burg.«
    »Ich sollte mit ihm zusammen sein«, murmelte Elayne. Sie entleerte die Schüssel in den Nachttopf und ging zur Seite, damit Nynaeve sich waschen konnte. »Er braucht mich.«
    »Was er braucht, ist das Gleiche, was er immer schon nötig hatte.« Nynaeve blickte düster drein, als sie die Schüssel aus dem Krug neu auffüllte. Sie hasste es, sich mit abgestandenem Wasser waschen zu müssen. Wenigstens war es nicht kalt. So etwas wie kaltes Wasser gab es nicht mehr. »Jemanden, die ihm einmal in der Woche eins aufs Ohr gibt, und zwar aus Prinzip und um ihn gerade auf Kurs zu halten.«
    »Es ist nicht fair.« Ein frisch

Weitere Kostenlose Bücher