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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Siuan und Leane Ausschau. Sie war wütend genug, um selbst die Macht zu gebrauchen, ohne durch Moghedien arbeiten zu müssen.
    Jedes Mal, wenn sie sich des schweren Goldrings bewusst wurde, der zwischen ihren Brüsten hing, dachte sie: Er muss noch am Leben sein. Und sollte er mich auch vergessen haben, Licht, lass ihn überleben! Natürlich machte der letztere Gedanke sie noch wütender. Falls al’Lan Mandragoran auch nur wagte, daran zu denken, sie zu vergessen, würde sie ihm den Kopf zurechtrücken. Er musste einfach noch am Leben sein. Behüter starben oftmals, wenn sie ihre Aes Sedai rächen wollten, denn es war so sicher wie der nächste Sonnenaufgang, dass kein Behüter irgendetwas zwischen sich und eine solche Vergeltung kommen lassen würde, aber in diesem Fall gab es keine Möglichkeit für Lan, Moiraine zu rächen. Genauso hätte Moiraine vom Pferd fallen und sich den Hals brechen können. Nein. Sie und Lanfear hatten einander getötet. Er musste also noch leben. Und warum sollte sie Schuldgefühle in Bezug auf Moiraines Tod empfinden? Sicher, dadurch war Lan für sie frei geworden, aber sie hatte ja nun wirklich nichts damit zu tun gehabt. Doch ihr erster Gedanke, als sie von Moiraines Tod erfahren hatte, war Freude gewesen, wenn auch nur ganz kurz, dass Lan nun frei war. Mitleid für Moiraine hatte sie nicht empfunden. Die Scham deswegen konnte sie noch nicht ablegen, und das steigerte ihren Zorn nur noch.
    Plötzlich sah sie, wie Myrelle mit dem blonden Croi Makin, einem ihrer drei Behüter, die Straße entlangschlenderte. Der junge Mann an ihrer Seite war wohl fast überschlank, wirkte aber doch hart wie Felsgestein. Die Aes Sedai blickte entschlossen drein und zeigte nicht die geringste Auswirkung der Erlebnisse der letzten Nacht. Nichts hätte darauf hingedeutet, dass Myrelle nach ihr suchte, doch Nynaeve schlüpfte schnell in ein großes Steingebäude hinein, das einst eine der drei Schenken des ursprünglichen Salidar beherbergt hatte.
    Den breiten Schenkraum hatte man ausgeräumt und wie ein Empfangszimmer möbliert: die getünchten Wände und die hohe Decke ausgebessert, ein paar bunte Wandbehänge angebracht und auf dem Boden, der nicht mehr sehr splittrig wirkte, aber immer noch kein Bohnerwachs annahm, lagen einige farbige Läufer. Das schattige Innere wirkte nach der Hitze der Straße tatsächlich kühl. Oder wenigstens etwas kühler. Der Raum war allerdings nicht leer.
    Logain stand überheblich vor einem der breiten, kalten Kamine, den Schwalbenschwanz seines goldbestickten roten Fracks nach hinten geschoben, und beobachtet wurde er aufmerksam von Lelaine Akaschi, deren blau gefranste Stola dem Ganzen einen offiziellen Anstrich verlieh. Sie war eine schlanke Frau, die stets einen Ausdruck von Würde und Eleganz verbreitete und zwischendurch auch einmal warmherzig lächeln konnte. Außerdem war sie eine der drei Sitzenden der Blauen Ajah im Burgsaal von Salidar. Heute allerdings fiel vor allem der durchdringende Blick auf, mit dem sie Logains Besucher musterte.
    Es waren zwei Männer und eine Frau, prachtvoll in bestickte Seide gekleidet und mit Goldschmuck behängt. Alle drei ergrauten bereits, und einer der Männer war fast kahlköpfig, was er wohl durch seinen rechteckig geschnittenen Vollbart und den langen, gezwirbelten Schnurrbart wettzumachen versuchte. Sie waren mächtige Adlige aus Altara, die am Vortag mit starken Eskorten eingetroffen waren und sich gegenseitig offenbar mit dem gleichen Misstrauen beobachteten wie die Aes Sedai, die hier mitten in Altara ein Heer aufstellten. Die Adligen Altaras schworen einem Lord oder einer Lady oder auch einer Stadt Gefolgschaftstreue, aber für eine Nation namens Altara blieb dann wenig übrig. Nur ein paar Adlige zahlten Steuern oder beachteten, was die Königin in Ebou Dar befahl, doch ein Heer in ihrer Mitte erregte durchaus ihre Aufmerksamkeit. Das Licht allein mochte wissen, welche Wirkung die Gerüchte in Bezug auf die Drachenverschworenen bei ihnen ausgelöst hatten. Im Augenblick allerdings vergaßen sie vollständig, sich gegenseitig arrogant und Lelaine trotzig anzustarren. Ihre Blicke ruhten so fasziniert auf Logain, wie man möglicherweise eine große, bunte Viper anblickt.
    Die Runde vervollständigte Burin Schaeren. Sein Teint war kupfern, und er wirkte wie aus einem Baumstumpf geschnitzt. Er wiederum beobachtete sowohl Logain wie auch die Besucher, wobei er wie eine Sprungfeder gespannt war, bereit, innerhalb eines

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