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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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arbeiten. Die Livrees der Palastdiener waren ganz ohne Zweifel bessere Kleidung, als die Landbewohner jemals trugen, außer vielleicht an besonderen Festtagen. Es waren weniger Diener als zu Morgases Zeiten am Werk, und ein großer Teil der in die rot-weiße Livree gekleideten Männer und Frauen waren grauhaarig und gebeugt und kamen aus den Quartieren der Ruheständler. Anstatt wie so viele andere zu fliehen, hatten sie ihren Müßiggang aufgegeben, damit der gute Zustand des Palastes nicht leiden würde. Noch eine gedankliche Notiz. Frau Harfor – Haushofmeisterin war ein unbedeutend klingender Titel, aber Renee Harfor leitete alle Alltagsarbeiten im Königlichen Palast –, also, Frau Harfor sollte schnell genügend weitere Diener auftreiben, damit diese Alten ihren wohlverdienten Ruhestand genießen konnten. Bekamen sie eigentlich noch immer ihre Pension ausbezahlt, nachdem Morgase tot war? Daran hätte er auch früher denken können. Halwin Norry, der Erste Sekretär, sollte das wissen. Es war, als werde er mit Federn totgeschlagen. Einfach alles erinnerte ihn an wieder etwas anderes, was er zu tun hatte. Die Kurzen Wege: das war keine Feder. Er ließ ihren Eingang in Caemlyn bewachen, genau wie die in der Nähe Tears und Cairhiens, aber er war nicht einmal sicher, wie viele es noch gab.
    Ja, er hätte nur zu gern all diese Verbeugungen und Knickse, all die Fragen und Belastungen, all die Menschen, deren Bedürfnisse er zu befriedigen hatte, gegen jene Tage eingetauscht, als er noch Schwierigkeiten hatte, sich überhaupt einen Mantel zu beschaffen. Natürlich hätte man ihm damals gar nicht erlaubt, in diesen Gängen herumzulaufen, jedenfalls nicht ohne eine andere Art der Bewachung, nämlich eine, die dafür sorgen sollte, dass er keine silberne Schale aus einer der Wandnischen stehlen würde, oder eine der Elfenbeinskulpturen von einem mit Lapislazuli eingelegten Tischchen.
    Zum Glück meldete sich Lews Therins Stimme heute Morgen wenigstens nicht. Und mittlerweile schien er sich wirklich diesen Trick angeeignet zu haben, den ihm Taim gezeigt hatte; von Basheres Stirn rann der Schweiß, aber die Hitze berührte Rand kaum. Er hatte seinen silberbestickten, grauseidenen Kurzmantel bis zum Hals zugeknöpft, und obwohl ihm ein wenig warm war, vergoss er keinen Tropfen Schweiß. Taim hatte ihm versichert, mit der Zeit werde er nicht einmal mehr Hitze oder Kälte empfinden, die so gewaltig wären, dass jeder andere Mann davon völlig hilflos würde. Er musste nur auf Abstand von sich selbst gehen, seine Konzentration ganz nach innen lenken. Das war ein wenig dem ähnlich, was er tat, wenn er nach Saidin griff. Seltsam, dass es der Wirkung der Macht so nahekam, und dennoch nichts damit zu tun hatte. Machten es die Aes Sedai genauso? Er hatte noch niemals eine von ihnen schwitzen sehen. Oder?
    Mit einem Mal musste er laut lachen. Da stand er und fragte sich, ob die Aes Sedai jemals schwitzten! Vielleicht war er noch nicht dem Wahnsinn verfallen, aber zum wollköpfigen Tor reichte es allemal.
    »Habe ich etwas Komisches gesagt?«, fragte Bashere trocken und fuhr sich mit dem Handrücken über den Schnurrbart. Einige der Töchter blickten ihn erwartungsvoll an. Sie bemühten sich ehrlich, den Humor der Feuchtländer zu verstehen.
    Wie Bashere seinen Gleichmut in diesem Maße wahren konnte, wusste Rand nicht. An diesem Morgen hatte ein Gerücht den Palast erreicht, es gebe bewaffnete Auseinandersetzungen in den Grenzlanden, und zwar zwischen den Grenzländern selbst. Natürlich blühte der Klatsch unter den Reisenden wie das Unkraut nach einem Regenguss, aber die Neuigkeiten waren aus dem Norden gekommen, und zwar offensichtlich von Kaufleuten, die zumindest bis Tar Valon gereist waren. Nichts war darüber bekannt, wo diese Kämpfe stattfanden und wer eigentlich gegen wen vorging. Das konnte genauso in Saldaea sein wie anderswo, und Bashere hatte seit ihrem Aufbruch vor Monaten nichts mehr von zu Hause gehört. Doch seinem Verhalten nach zu schließen, hätte das Gerücht genauso ein Ansteigen der Zwiebelpreise betreffen können, so wenig schien es ihn zu berühren.
    Natürlich wusste Rand genauso wenig, was in den Zwei Flüssen geschah. Allenfalls unbestimmte Gerüchte von einem Aufstand irgendwo im Westen mochten seine Heimat betreffen. Aber das konnte in dieser Zeit alles oder nichts bedeuten. Für ihn war das trotzdem nicht dasselbe. Er hatte die Zwei Flüsse verlassen. Die Aes Sedai hatten überall ihre Spione,

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