Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
Therins Stimme durch die Blase des Nichts. Rand stampfte die Glut des Echos aus, aber den Zorn konnte er nicht so leicht beseitigen, der sich mit einem Mal wie eine Hülle um die Leere gelegt hatte, die ihn umgab. Das Nichts ließ seine Stimme völlig gefühllos erklingen: »Sucht ihn, Taim, und holt ihn zurück. Sagt ihm, Ihr hättet Eure Meinung geändert. Sagt das auch den Schülern. Erklärt ihnen, was Ihr wollt, aber ich will ihn hier sehen und ihnen jeden Tag Unterricht erteilen lassen. Sie müssen ein Teil unserer Welt bleiben und sich nicht außerhalb stellen. Was sollen sie denn machen, wenn sie die Macht nicht benützen können? Als Euch die Aes Sedai abgeschirmt hatten, hättet Ihr immer noch entkommen können, wärt Ihr in der Lage gewesen, ein Schwert zu gebrauchen oder mit Euren bloßen Händen zu kämpfen.«
»Ich bin ihnen entkommen. Hier bin ich.«
»Einige Eurer Anhänger haben Euch befreit, wie ich hörte, sonst wärt Ihr in Tar Valon gelandet und genau wie Logain einer Dämpfung unterzogen worden. Diese Männer werden keine Anhänger gewinnen. Sucht Haslin.«
Der andere Mann verbeugte sich verbindlich. »Wie mein Lord Drache befiehlt. Ist mein Lord Drache aus diesem Grund gekommen? Haslin und Schwerter?« Eine schwache Andeutung von Verachtung lag in seiner Stimme, doch das ignorierte Rand.
»Es befinden sich Aes Sedai in Caemlyn. Es wird keine Ausflüge in die Stadt mehr geben – weder für Euch noch für die Schüler. Das Licht allein mag wissen, was geschieht, wenn einer von ihnen einer Aes Sedai begegnet und diese erkennt, was er ist.« Oder auch umgekehrt denn mit Sicherheit würde er sie erkennen. Möglicherweise würde er vor Schreck wegrennen oder zuschlagen, und beides würde ihn für sie wiederum kenntlich machen. Beides würde ihm zum Verhängnis werden. Rand hegte keine Zweifel, dass Verin und Alanna jeden der Schüler leicht wie ein Kind fesseln und abschirmen konnten.
Taim zuckte die Achseln. »Es ist für sie auch jetzt bereits machbar, mit dem Kopf einer Aes Sedai dasselbe anzustellen wie mit einem solchen Stein. Das Gewebe ist lediglich ein bisschen anders.« Er blickte sich um und erhob die Stimme: »Konzentriert Euch, Adley. Konzentriert Euch!« Der schlaksige Bursche – er schien nur aus Armen und Beinen zu bestehen –, der vor den anderen Schülern stand, fuhr zusammen und verlor den Kontakt mit Saidin . Dann griff er ungeschickt wieder nach der Quelle. Ein weiterer Stein explodierte, als Taim sich wieder Rand zuwandte. »Und was das betrifft, kann ich sie auch selbst … beseitigen, falls Ihr das nicht fertigbringt.«
»Wenn ich ihren Tod wünschte, hätte ich sie getötet.« Er glaubte, das fertigbringen zu können, falls sie versuchten, ihn zu töten oder einer Dämpfung zu unterziehen. Er hoffte es jedenfalls. Aber würden sie so etwas noch versuchen, nachdem ihn Alanna als Behüter an sich gebunden hatte? Das war etwas, was er Taim nicht sagen würde. Auch ohne auf Lews Therins Gemurmel zu hören, vertraute er dem Mann nicht in genügendem Maße, um ihm irgendeine Schwäche zu enthüllen, die er genauso gut verbergen konnte. Licht, was habe ich Alanna gegen mich in die Hand gegeben? »Wenn die Zeit kommt, Aes Sedai zu töten, werde ich es Euch wissen lassen. Bis dahin wird sie niemand auch nur anschreien, außer, sie versucht, ihm den Kopf abzureißen. Ihr werdet Euch alle von jeglicher Aes Sedai so fernhalten wie nur möglich. Ich wünsche keine peinlichen Vorfälle und nichts, was sie gegen mich aufbringen könnte.«
»Glaubt Ihr, dass sie nicht sowieso schon aufgebracht sind?«, murmelte Taim. Wiederum beachtete Rand seine Worte nicht. Diesmal allerdings, weil er die Antwort selbst nicht kannte.
»Und ich will nicht, dass jemand stirbt oder einer Dämpfung unterzogen wird, weil sein Kopf zu geschwollen ist für seine Mütze. Bringt ihnen das auf jeden Fall bei. Ich mache Euch verantwortlich dafür.«
»Wie Ihr wünscht«, sagte Taim und zuckte erneut die Achseln. »Früher oder später werden welche von ihnen sterben, außer Ihr habt vor, sie für immer und ewig hier einzusperren. Doch selbst dann werden möglicherweise ein paar sterben. Das ist kaum zu vermeiden, wenn ich das Tempo der erforderlichen Lernprozesse nicht gewaltig verlangsame. Ihr müsstet sie auch nicht so treiben, wenn Ihr mich stattdessen auf die Suche schicken würdet.«
Da war es schon wieder. Rand musterte die Schüler. Ein verschwitzter Jüngling mit blassblonden Haaren hatte große
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