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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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verrottetes Tuch gehüllt war. Als sie die Hülle beseitigt hatten, stellte es sich als eine flache Schale aus dickem Kristall heraus, die mehr als zwei Fuß im Durchmesser maß und innen am tiefsten Punkt mit etwas wie quellenden Wolken graviert war.
    »Nynaeve«, sagte Elayne bedächtig, »ich glaube, das ist …«
    Nynaeve fuhr zusammen und hätte beinahe die Schale fallen gelassen, als diese sich plötzlich wässrig blau verfärbte und sich die eingravierten Wolken langsam verschoben. Einen Herzschlag später war das Kristall wieder klar, und die Wolken standen still. Aber sie war sicher, dass sich die Wolken nicht mehr am gleichen Fleck befanden wie zuvor.
    »Es ist eins«, rief Elayne. »Es ist ein Ter’angreal . Und ich verwette alles darauf, dass es mit dem Wetter zu tun hat. Aber ich bin nicht stark genug, um allein mit ihm zu arbeiten.«
    Nynaeve sog erst einmal tief Luft ein und bemühte sich, ihren Herzschlag zu beruhigen. »Mach das nicht! Ist dir nicht klar, dass du dich selbst ausbrennen könntest, wenn du mit einem Ter’angreal arbeitest, von dem du nicht einmal weißt, wozu es dient?«
    Das törichte Mädchen warf ihr doch tatsächlich einen überraschten Blick zu. »Wir sind schließlich genau deshalb hierhergekommen, Nynaeve. Und glaubst du, es gäbe irgendjemand, der mehr von Ter’angrealen versteht als ich?«
    Nynaeve schnaubte. Nur weil die Frau recht hatte, hieß das nicht, dass man ihr nicht einen kleinen Warnschuss verpassen sollte. »Ich bestreite ja gar nicht, dass es wundervoll wäre, wenn dieses Ding hier etwas an dem Wetter ändern könnte – bestimmt kann es das –, aber ich sehe nicht ein, was es uns nützen könnte. Das wird den Saal in Bezug auf Rand und seine notwendige Unterstützung auch nicht weiter beeinflussen.«
    »Was man braucht, ist nicht immer das, was man haben möchte«, zitierte Elayne. »Lini hat das immer gesagt, wenn sie mich nicht zum Reiten wegließ oder wenn ich nicht auf Bäume klettern durfte, aber vielleicht kann man es auch hier anwenden.«
    Nynaeve schnaubte erneut. Es mochte ja zutreffen, aber jetzt wollte sie einfach das haben, was sie wünschte. War das zu viel verlangt?
    Die Schale verblich in ihren Händen, und nun war es an Elayne, überrascht zusammenzufahren und zu murren, dass sie sich niemals daran gewöhnen werde. Auch die Truhe war wieder geschlossen.
    »Nynaeve, als ich die Macht in diese Schale lenkte, spürte ich … Nynaeve, das ist nicht das einzige Ter’angreal in diesem Raum. Ich glaube, es sind auch Angreale hier, vielleicht sogar Sa’angreale .«
    »Hier?«, fragte Nynaeve ungläubig und blickte sich in dem vollgestopften kleinen Raum um. Aber wenn schon einer da war, warum nicht auch zwei? Oder zehn, oder hundert? »Licht, benutze die Macht nicht noch einmal! Was geschieht, wenn du einen davon durch Zufall auslöst? Du könntest durchaus …«
    »Ich weiß, was ich tue, Nynaeve. Ganz bestimmt. Das Nächste, was wir tun müssen, ist, herauszufinden, wo genau sich dieser Raum befindet.«
    Das stellte sich als nicht gerade leichte Aufgabe heraus. Obwohl die Scharniere festgerostet schienen, war die Tür kein Hindernis, nicht in Tel’aran’rhiod . Die Probleme kamen erst danach. Der düstere, enge Korridor wies nur ein einziges kleines Fenster auf, und aus dem konnte man lediglich eine weiß gestrichene Wand, deren Putz bereits abblätterte, auf der anderen Straßenseite erkennen. Es half auch nichts, dass sie steile und enge Wendeltreppen herunterstiegen. Die Straße war vielleicht die erste in diesem Stadtviertel, die sie zu Gesicht bekamen, wo sie sich auch befinden mochten, aber da alle Gebäude sich so ähnlich sahen, konnten sie nicht einmal das mit Bestimmtheit sagen. Über den winzigen Läden in der Straße hingen keine Schilder, und Schenken zeichneten sich lediglich durch blau gestrichene Türen aus. Rot schien dagegen für Tavernen zu stehen.
    Nynaeve machte sich auf die Suche nach einem Anhaltspunkt, um feststellen zu können, wo sie sich befanden. Etwas, das ihr den Namen dieser Stadt verriet. Jede Straße, durch die sie kam, erschien ihr genau wie die vorherige. Doch dann fand sie schnell eine Brücke aus einfachem Naturstein und ohne die Statuen, die sie bei den anderen gesehen hatten. Unter dem Brückenbogen sah sie allerdings nur den Kanal, der sich in einiger Entfernung mit anderen kreuzte, sowie weitere Brücken und noch mehr Gebäude mit bröckelndem, weißen Verputz.
    Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie

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