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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Wange zog? Das war ein Geheimnis, das die Aes Sedai einmal untersuchen sollten. »Was ich gewiss weiß, ist, dass diese Schale in der Lage ist, etwas an dem Wetter zu ändern. Ich weiß, dass ein ganzes Arsenal von Ter’angrealen und Angrealen in die richtigen Hände kommen muss. Es ist unsere Pflicht, sie dem Saal zu übergeben. Jedenfalls Sheriam. Und ich weiß, wenn sie das nicht dazu bringt, Rand ihre Unterstützung zu gewähren, werde ich weitersuchen und etwas anderes finden, das diesen Zweck erfüllt. Und ich weiß, dass ich jetzt schlafen möchte. Können wir uns am Morgen weiter darüber unterhalten?« Ohne auf eine Antwort zu warten, löschte sie die Kerze, rollte sich wieder zusammen und atmete in tiefen, langen Zügen, wie immer im Schlaf, kaum dass ihr Kopf das Kissen berührte.
    Nynaeve streckte sich wieder aus und starrte durch die Dunkelheit zur Decke empor. Wenigstens würden sie bald nach Ebou Dar aufbrechen. Vielleicht schon morgen. Höchstens ein oder zwei Tage, um sich auf die Reise vorzubereiten und einen Platz auf einem Flussschiff zu bekommen. Wenigstens …
    Plötzlich erinnerte sie sich an Theodrins Worte. Falls sie zwei Tage benötigten, um sich vorzubereiten, würde Theodrin sie auch mit zwei weiteren Sitzungen plagen, so sicher wie eine Ente Federn hatte. Und Theodrin erwartete, dass sie heute Nacht nicht schlief. Es gab wohl keine Möglichkeit, sie zu überwachen, aber …
    Schwer seufzend kletterte sie aus dem Bett. Sie hatte nicht viel Platz, um herumzutigern, doch sie nutzte allen vorhandenen Platz und wurde mit jeder Minute zorniger. Alles, was sie wollte, war, von hier zu entkommen. Sie hatte gesagt, dass sie es nicht gut beherrsche, sich zu ergeben, aber vielleicht entwickelte sie allmählich die Kunst des Weglaufens. Es wäre so wunderbar, die Macht gebrauchen zu können, wann immer sie es wünschte. Sie bemerkte nicht, dass ihr Tränen über die Wangen rannen.

KAPITEL 14

    Träume und Albträume
    B eim Anblick von Nynaeve und Elayne trat Egwene nicht etwa aus dem Traum heraus, nein, sie sprang heraus. Nicht zu ihrem schlafenden Körper nach Cairhien zurück – dazu war die Nacht noch zu jung –, aber in eine ungeheuer ausgedehnte Schwärze hinein, die mit blinkenden Stecknadelköpfen aus Licht erfüllt war, einer viel größeren Anzahl davon, als es Sterne auch am klarsten Nachthimmel gab, doch jeder scharf umrissen und klar, so weit das Auge reichte. Das heißt, wenn sie hier überhaupt Augen besessen hätte. Körperlos schwebte sie in der Unendlichkeit zwischen Tel’aran’rhiod und der wachenden Welt, in jener engen Lücke zwischen Traum und Wirklichkeit.
    Hätte sie hier ein Herz besessen, es hätte wie wild geschlagen. Sie glaubte nicht, dass die beiden sie gesehen hatten, aber was, unter dem Licht, machten sie hier , in einem Teil der Burg, der überhaupt nichts Interessantes enthielt? Bei diesen nächtlichen Erkundungsgängen mied sie sorgfältig jede Nähe zum Arbeitszimmer der Amyrlin, zu den Quartieren der Novizinnen und sogar denen der Aufgenommenen. Es schien ihr, dass irgendjemand sich stets dort aufhielt, wenn nicht Nynaeve oder Elayne oder beide, dann jemand anders. Natürlich hätte sie Nynaeve oder Elayne ansprechen können – sie konnten gewiss ein Geheimnis wahren –, aber irgendetwas sagte ihr, sie solle davon Abstand nehmen. Sie hatte davon geträumt, und jedes Mal erschien es ihr wie ein Albtraum. Nicht die Art, bei der man schweißgebadet erwachte, sondern eher diejenige, bei der man sich gequält herumwälzte. Diese anderen Frauen. War den Aes Sedai in Salidar klar, dass Fremde in der Weißen Burg der Welt der Träume wandelten? Für sie zumindest waren es Fremde. Sollten sie das nicht wissen, hatte sie keine Möglichkeit, sie zu warnen. Jedenfalls keine, die sie anwenden durfte. Es war niederschmetternd!
    Der riesige, sternenübersäte Ozean der Dunkelheit wogte um sie, schien sich zu bewegen, während sie stillstand. Wie ein Fisch, der in diesem Meer zu Hause war, schwamm sie selbstsicher weiter. Sie musste genauso wenig dabei denken wie der Fisch. Diese flackernden Lichter waren Träume, alle Träume aller Menschen auf der Welt. Menschen aller Welten, derer, die nicht ganz mit ihrer eigenen übereinstimmten, und solcher, die völlig anders und fremdartig waren. Verin Sedai hatte ihr zuerst von jenen erzählt, und die Weisen Frauen hatten ihre Existenz bestätigt. Und dann hatte auch sie selbst Derartiges gesehen, flüchtige Blicke auf Dinge

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