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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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lächeln. Ein silberner Bogen. Ha! »Wir sollten wirklich wissen, wonach wir suchen, oder zumindest einiges darüber.«
    »Es muss ausreichen, Nynaeve. Du hast selbst gesagt, die Weisen Frauen behaupteten, der Schlüssel läge im Bedürfnis, je stärker, desto besser, und wir brauchen unbedingt etwas, sonst verpufft die versprochene Unterstützung für Rand wirkungslos, bis auf das, was Elaida beizutragen gewillt ist. Dazu lasse ich es nicht kommen, Nynaeve. Ganz gewiss nicht.«
    »Nimm das Kinn herunter. Ich lasse es auch nicht so weit kommen, falls wir irgendetwas daran ändern können. Also können wir genauso gut hier weitermachen.« Sie nahm Elayne an der Hand und schloss die Augen. Bedürfnis. Not. Sie hoffte, irgendetwas in ihr habe eine Ahnung, was eigentlich benötigt wurde. Vielleicht würde sich gar nichts ergeben. Bedürfnis. Mit einem Mal schien sich alles um sie herum zu verschieben. Sie spürte, wie Tel’aran’rhiod kippte und schwankte.
    Augenblicklich riss sie die Augen auf. Jeder Schritt, der nur auf einem Bedürfnis beruhte, wurde zwangsläufig blind vollzogen, und während jeder sie wohl ihrem Ziel näher brachte, konnte er sie durchaus in eine Schlangengrube führen, oder ein Löwe, der bei der Jagd gestört wurde, biss ihr vielleicht ein Bein ab.
    Löwen waren nicht zu sehen, aber was sie vorfand, war trotzdem beunruhigend. Es war heller Mittag, doch das störte sie nicht weiter. Die Zeit verlief hier anders. Sie und Elayne standen Hand in Hand auf einer gepflasterten Straße, umgeben von Backstein- und Natursteinbauten. Wohnhäuser und Geschäftsgebäude gleichermaßen waren mit kunstvollen Simsen und Friesen versehen. Verzierte Kuppeln schmückten Ziegeldächer, und über jede Straße hinweg zogen sich Brücken aus Stein oder Holz, und das manchmal im dritten oder gar vierten Stock. Müllhaufen – alte Kleidungsstücke und kaputte Möbel – waren an den Ecken aufgehäuft, und ganze Scharen von Ratten huschten dazwischen herum. Gelegentlich blieben die Tiere stehen und quiekten ihnen furchtlose Herausforderungen zu. Menschen, die im Traum die Randbezirke von Tel’aran’rhiod berührten, erschienen kurz und verschwanden ebenso schnell wieder. Ein Mann stürzte schreiend von einer der Brücken und war verschwunden, bevor er auf den Pflastersteinen aufschlug. Eine vor Angst heulende Frau in einem zerrissenen Kleid rannte ein Dutzend Schritte weit auf sie zu, bevor auch sie wieder verschwunden war. Abgehackte Schreie und Rufe warfen ihr Echo durch die Straßen, und ein paarmal war wildes, raues Lachen zu hören, das klang, als sei der Lacher dem Wahnsinn nahe.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Elayne in besorgtem Tonfall.
    In einiger Entfernung ragte ein kalkig-weißer Pfeiler hoch über die anderen Türme auf, von denen viele durch Brücken verbunden waren, gegenüber denen die in ihrer unmittelbaren Umgebung niedrig wirkten. Sie befanden sich in Tar Valon, und zwar in jenem Teil der Stadt, in dem Nynaeve beim letzten Mal einen kurzen Blick auf Leane erhascht hatte. Leane war nicht gerade gesprächig gewesen; deshalb wussten sie nicht was die Frau dort getan hatte. Sie hatte lediglich lächelnd festgestellt, sie wolle das Geheimnis und die Legenden um die Aes Sedai damit vertiefen.
    »Es spielt keine Rolle«, sagte Nynaeve tapfer. »Niemand in Tar Valon hat auch nur eine Ahnung von der Welt der Träume. Wir werden niemanden antreffen.« Dann drehte es ihr fast den Magen um, als plötzlich ein Mann mit blutüberströmtem Gesicht erschien und auf sie zutaumelte. Er hatte keine Hände, und aus den Stümpfen spritzte Blut.
    »Das hatte ich nicht im Sinn«, meinte Elayne kleinlaut. »Lass uns weitersuchen.« Nynaeve schloss die Augen. Not.
    Verschiebung.
    Sie befanden sich in der Burg in einem der mit Wandteppichen geschmückten, kurvenreichen Gänge. Ein molliges Mädchen in Novizinnenkleidung tauchte mit einem Mal keine drei Schritt von ihnen entfernt aus dem Nichts auf. Sie riss die großen Augen noch weiter auf, als sie ihrer ansichtig wurde. »Bitte«, wimmerte sie. »Bitte?« Und war verschwunden.
    Plötzlich keuchte Elayne aufgeregt: »Egwene!«
    Nynaeve wirbelte herum, doch der Gang war menschenleer.
    »Ich habe sie gesehen«, beharrte Elayne. »Ganz bestimmt!«
    »Ich denke, sie kann Tel’aran’rhiod wie jeder andere auf ganz normalem Weg berühren«, erklärte ihr Nynaeve. »Lass uns damit weitermachen, weswegen wir hierhergekommen sind.« Sie fühlte sich immer nervöser. Wieder

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