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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zurückführen und vernichten. Wohin zurückführen, da war man sich nicht sicher, aber dass er sie auf irgendeine Art und Weise vernichten werde, das akzeptierten sie genauso ruhig, wie Cowinde mit ihrer Arbeit begann, obwohl sie um deren Hoffnungslosigkeit wusste.
    In diesem Augenblick war Egwene all das völlig egal, und hätte auch jeder Aiel in Cairhien die weiße Robe angelegt. Sollten die Weisen Frauen auch nur den Verdacht haben, dass sie auf eigene Faust … Falls dem so war, hätte sie auch freiwillig hundert Sandhaufen umgegraben, doch sie glaubte nicht, dass sie so leicht davonkommen würde. Ihre Strafe würde viel härter ausfallen. Amys hatte einmal gesagt, falls sie nicht genau das tat, was man ihr befahl – weil die Welt der Träume zu gefährlich sei, müsse sie das schwören –, würde sie nicht mehr weiter unterrichtet. Zweifellos würden andere das unterstützen, und dies war die einzige Strafe, die sie wirklich fürchtete. Lieber tausend Sandhaufen unter der glühenden Sonne.
    »Blickt nicht so erschüttert drein«, schmunzelte Bair. »Amys zürnt nicht allen Feuchtländern, und sie ist Euch sicher nicht böse, denn Ihr seid ja fast schon eine Tochter unserer Zelte. Es liegt an Euren Schwestern, den Aes Sedai. Die eine namens Carlinya hat sogar angedeutet, wir hielten Euch möglicherweise gegen Euren Willen fest.«
    »Angedeutet?« Amys blasse Augenbrauen zogen sich fast zum Haaransatz hoch. »Die Frau hat das ganz eindeutig ausgesprochen!«
    »Und dabei gelernt, ihre Zunge besser zu hüten.« Bair lachte und schaukelte auf ihrem roten Sitzkissen. »Ich wette, sie hat es gelernt. Als wir sie verließen, hat sie immer noch gejammert und versucht, diese Scharlach-Puffottern aus ihrem Kleid herauszubekommen. Eine Scharlach-Puffotter«, verriet sie Egwene, »sieht für die trüben Augen eines Feuchtländers genauso aus wie eine gewöhnliche Rote Puffotter, aber sie ist ungiftig. Wenn sie auf engem Raum eingesperrt ist, windet sie sich naturgemäß ziemlich stark.«
    Amys schnaubte. »Sie wären längst fort gewesen, hätte sie sich vorgestellt, dass sie weg sind. Diese Frau ist nicht lernfähig. Die Aes Sedai, denen wir im Zeitalter der Legenden dienten, können gewiss keine solchen Narren gewesen sein.« Immerhin schien sie sich beruhigt zu haben.
    Melaine gluckste ganz offen vor Vergnügen, und Egwene ertappte sich ebenfalls beim Kichern. Vieles am Humor der Aiel blieb ihr wohl rätselhaft, dieses aber nicht. Sie hatte Carlinya nur dreimal getroffen, aber das Bild, dass diese steife, eisige und hochmütige Frau wild herumtanzte und versuchte, Schlangen aus ihrem Kleid zu entfernen … Sie gab sich alle Mühe, nicht schallend loszulachen.
    »Na, wenigstens ist Euer Sinn für Humor zurückgekehrt«, sagte Melaine. »Sind die Kopfschmerzen wieder aufgetaucht?«
    »Mein Kopf ist in Ordnung«, log Egwene, und Bair nickte.
    »Gut. Wir hatten uns Sorgen gemacht, als sie so hartnäckig blieben. Solange Ihr davon abseht, in nächster Zeit die Welt der Träume zu betreten, werden sie wohl wegbleiben. Habt keine Angst, dass Ihr einen bleibenden Schaden erleidet; der Körper benutzt den Schmerz nur, um uns mitzuteilen, dass er Ruhe benötigt.«
    Das hätte Egwene beinahe wieder zum Lachen gebracht, wenn auch nicht aus Vergnügen. Die Aiel missachteten selbst klaffende Wunden und gebrochene Knochen, weil sie sich keine Zeit nehmen wollten, sich darum zu kümmern. »Wie lange sollte ich mich noch fernhalten?«, fragte sie. Sie hasste diese Lügerei, aber die Untätigkeit hasste sie noch mehr. Die ersten zehn Tage, nachdem Lanfear sie mit was auch immer angegriffen und kampfunfähig gemacht hatte, waren schlimm genug gewesen. In jenen Tagen hatte sie noch nicht einmal nachdenken können, ohne dass ihr Kopf beinahe explodierte. Sobald sie aber wieder klar gewesen war, hatte das, was ihre Mutter einst ›den Juckreiz des Nichtstuns‹ genannt hatte, sie hinter dem Rücken der Weisen Frauen zum Betreten Tel’aran’rhiods getrieben. Man lernte beim Ausruhen eben nichts. »Das nächste Treffen, habt Ihr gesagt?«
    »Vielleicht«, erwiderte Melaine mit einem Achselzucken. »Wir werden sehen. Aber Ihr müsst essen. Sollte Euer Appetit verschwunden sein, stimmt etwas nicht mit Euch, und wir haben keine Ahnung, was.«
    »Oh, essen kann ich.« Der Haferbrei, den sie draußen kochten, duftete wirklich gut. »Ich denke, ich wollte nur faulenzen.« Ohne jedes Ächzen aufzustehen, war eine Meisterleistung, denn ihr Kopf

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