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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zuzuwedeln.
    Leane stand in einer Lücke zwischen zwei strohgedeckten Häusern am Arm eines hochgewachsenen Mannes mit hartem Gesicht, den Elayne noch nie gesehen hatte. ›Am Arm‹ war noch sehr untertrieben. Zweifellos war er einer von Leanes Spionen. Die meisten der Augen-und-Ohren der Aes Sedai waren Frauen, aber Leanes Agenten schienen durchweg Männer zu sein. Zumeist hielt sie diese Leute vor allen neugierigen Blicken verborgen, doch Elayne hatte ein- oder zweimal bemerkt, wie sie eine unbekannte Wange tätschelte oder zu einem fremden Augenpaar emporlächelte. Sie hatte keine Ahnung, wie Leane das anstellte. Elayne war sicher, wenn sie diese Domanitricks anwandte, würde der Bursche glauben, sie habe ihm eine Menge mehr versprochen, als sie wirklich beabsichtigte, doch diese Männer ließen sich von Leane tätscheln und anlächeln und trabten anschließend so glückselig davon, als habe man ihnen eine Truhe voll Gold geschenkt.
    An einem anderen Ort inmitten der Menge erspähte Elayne Birgitte, die sich klugerweise heute Morgen von ihr fernhielt. Ausnahmsweise war diese schreckliche Areina heute nirgendwo zu sehen. Die Nacht war äußerst ereignisreich verlaufen, und Elayne war erst zu Bett gegangen, als sich der Himmel bereits grau färbte. Um der Wahrheit treu zu bleiben, wäre sie überhaupt nicht schlafen gegangen, hätte Birgitte nicht zu Aschmanaille gesagt, sie glaube, Elayne falle fast schon im Stehen um. Natürlich war sie nicht ihres Aussehens wegen darauf gekommen; die Verbindung mit einem Behüter machte sich auf beiden Seiten bemerkbar. Und wenn schon! Was machte denn ein bisschen Erschöpfung aus? Es hatte noch so viel zu tun gegeben, und sie war immer noch in der Lage gewesen, mehr Macht zu lenken als die Hälfte aller Aes Sedai in Salidar. Diese Verbindung zu ihr sagte eindeutig aus, dass Birgitte noch nicht geschlafen hatte. Sie nicht! Elayne wurde ins Bett gesteckt wie eine Novizin, während Birgitte die ganze Nacht lang Verwundete herumschleppen und Trümmer beseitigen durfte!
    Ein kurzer Blick zeigte ihr, dass Leane jetzt allein war und sich durch die Menge hindurchdrängte, um einen besseren Standpunkt zu finden, von dem aus sie alles beobachten konnte. Von dem hochgewachsenen Mann war nichts mehr zu sehen.
    Eine gähnende Nynaeve mit verschlafenen Augen kletterte zu ihr hoch, wobei sie mit entschlossenem Blick einen Holzfäller mit einer Lederweste zurückhielt, der ihren Platz einnehmen wollte. Vor sich hin knurrend schob sich der Bursche in die Menge zurück. Elayne wünschte, Nynaeve würde so etwas nicht machen. Das Gähnen natürlich – nicht den Blick. Ihr Unterkiefer knackte vor Anstrengung, als sie unwillkürlich Nynaeve nacheiferte. Birgitte hatte eine Entschuldigung – na ja, keine richtige, aber doch ein bisschen –, aber Nynaeve keineswegs! Theodrin konnte ja wohl nicht erwartet haben, dass sie nach den Ereignissen der letzten Nacht wirklich wach bleibe, und Elayne hatte selbst gehört, wie Anaiya zu ihr sagte, sie solle ins Bett gehen. Aber als Elayne hereinkam, hatte sie auf dem Hocker balanciert, obwohl dessen eines Bein schief wegstand. Alle zwei Minuten war ihr Kopf herabgesunken, als sie einnickte, doch dann hatte sie sich wieder zusammengerissen und etwas gemurmelt, dass sie es Theodrin schon zeigen werde, und sie werde es allen zeigen.
    Das Armband des A’dam vermittelte Elayne ein Gefühl der Furcht, aber auch etwas, das sie durchaus als Heiterkeit auslegen mochte. Moghedien hatte die Nacht damit verbracht, sich unter ihrem Bett zu verkriechen, unberührt und, weil sie so gut versteckt war, ohne auch nur ein paar kleine Trümmerstücke beseitigen zu müssen. Sie hatte sich sogar ausschlafen können, sobald einmal der schlimmste Lärm vorüber war. Wie es schien, traf die alte Redensart vom Glück des Dunklen Königs gelegentlich zu.
    Nynaeve fing schon wieder zu gähnen an, und Elayne riss den Blick von ihr los. Trotzdem musste sie die Hand vorhalten und sich – nicht ganz erfolgreich – zwingen, Nynaeve nicht zu imitieren. Das Geschabe der Füße und das Husten klang allmählich ungeduldig.
    Die Sitzenden befanden sich noch immer mit Tarna in der Kleinen Burg, aber der braune Wallach der Roten stand schon auf der Straße vor der ehemaligen Schenke. Ein Dutzend Behüter hielten ihre Pferde am Zügel. Ihre farbverändernden Umhänge ließen den Blick schmerzen, wenn man sie direkt ansah. Sie stellten eine Ehrengarde dar, die Tarna die ersten Meilen über auf

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