Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
behilflich zu sein und ihnen auch nicht zu helfen, sich gegen Euch zu verteidigen. Ihr habt bisher viel Erfolg damit gehabt, die Auserwählten vom Spielbrett zu entfernen. Ich bezweifle nicht, dass Ihr auch weiterhin erfolgreich sein werdet, mehr noch als zuvor, denn Ihr wisst, dass Eure südliche Flanke sicher ist und die anderen ohne meine Hilfe auskommen müssen. Ich schätze, am Tag der Wiederkehr wird es nur noch Euch und mich geben, wie es auch sein sollte. Wie es geplant war.« Die Kiefer des Mannes schlossen sich mit einem Klicken, und die Zähne waren wieder hinter dem eingefrorenen Grinsen verborgen. Seine Augen hatten einen fast wahnsinnigen Ausdruck.
Rand hatte die Augen aufgerissen. Ein Waffenstillstand mit Sammael? Selbst wenn er dem Manne insoweit trauen könnte, den Vertrag einzuhalten, selbst wenn es bedeutet hätte, dass eine Gefahr wenigstens zurückgestellt werden konnte, während er sich mit allen anderen auseinandersetzte, hätte das auch bedeutet, unzählige Tausende Sammaels Gnade zu überlassen, und Gnade war eine Eigenschaft, die dieser Mann niemals besessen hatte. Er spürte, wie Zorn über die Oberfläche des Nichts glitt, und dadurch wurde ihm bewusst, dass er Saidin ergriffen hatte. Dieser Maelstrom von krankhaft sengender Süße und gefrierendem Schmutz schien ein Echo seines Zorns wiederzugeben. Lews Therin. Es war nur gerecht, wenn er in seinem Wahn vor Zorn durchdrehte. Das Echo vibrierte von seinem eigenen Zorn, bis er den Lews Therins und den eigenen nicht mehr auseinanderhalten konnte.
»Nehmt diese Botschaft mit zu Sammael«, sagte er mit kalter Stimme. »Für jeden Tod, den er seit seinem Erwachen verursacht hat, mache ich ihn verantwortlich und ziehe ihn zur Rechenschaft. Für jeden Mord, den er begangen hat, mache ich ihn verantwortlich und ziehe ihn zur Rechenschaft. Er ist der gerechten Strafe in den Rorn M’doi entkommen und bei Nol Caimaine und Sohadra …« Weitere Erinnerungen Lews Therins, aber dieser Schmerz bei dem Gedanken daran, was dort angerichtet worden war, die Pein ob dessen, was Lews Therins Augen gesehen hatten, brannten sich in die Oberfläche des Nichts, als entstammten sie Rands Erinnerungen. »… Doch nun werde ich Gerechtigkeit üben. Richtet ihm aus: Es gibt keinen Waffenstillstand mit den Verlorenen. Keinen Waffenstillstand mit dem Schatten.«
Der Bote hob eine sich ständig verkrampfende Hand, um sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen. Nein, keinen Schweiß. Seine Hand hatte sich rot gefärbt. Leuchtend rote Tropfen lösten sich aus seinen Poren und er zitterte von Kopf bis Fuß. Hamad schnappte nach Luft und trat zurück, und er war nicht der Einzige. Bashere hatte das Gesicht verzogen und strich sich über den Schnurrbart. Sogar die Aiel hatten die Augen aufgerissen. Über und über rot brach der Illianer zusammen. Ein zuckender Haufen lag da, um den herum sich eine Blutlache immer weiter ausbreitete. Jedes Zucken der Arme und Beine hinterließ neue Blutlachen auf dem Boden.
Rand beobachtete sein Sterben tief im Nichts geborgen ohne jede innere Regung. Das Nichts schirmte ihn vor Gefühlen ab, und er hätte ohnehin nichts ändern können. Auch wenn er die Kunst des Heilens mithilfe der Macht beherrschte, glaubte er nicht, dass er diesen Tod aufhalten gekonnt hätte.
»Ich glaube«, sagte Bashere bedächtig, »Sammael wird seine Antwort bekommen, wenn dieser Bursche hier nicht mehr zurückkehrt. Ich habe davon gehört, dass Boten umgebracht wurden, weil sie schlechte Nachrichten brachten, doch niemals, um dem Absender mitzuteilen, dass die Nachrichten schlecht sind.«
Rand nickte. Dieser Tod änderte nichts, genauso wenig wie das, was er von Tigraine erfahren hatte. »Lasst ihn begraben. Ein Gebet wird nicht schaden, auch wenn es vielleicht nicht hilft.« Warum schienen ihn die Königinnen in ihren bunten Glasfenstern immer noch anzuklagen? Bestimmt hatten sie zu ihren Lebzeiten genauso schlimme Dinge erlebt, womöglich sogar in diesem Saal. Er konnte immer noch blind in Richtung auf Alanna deuten und sie wahrnehmen; selbst das Nichts schirmte das nicht ab. Konnte er Egwene vertrauen? Sie behielt Geheimnisse für sich. »Ich werde vielleicht die Nacht in Cairhien verbringen.«
»Ein eigenartiges Ende eines seltsamen Mannes«, sagte Aviendha, die um den Podest herum schritt. Kleine Türen dahinter führten in Ankleidezimmer und von da aus in die Korridore des Palastes.
Rand wollte schon zwischen sie und das treten, was da auf den roten
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