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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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blickte zu den anderen hinüber, die unruhig dastanden und misstrauische, ungeduldige Mienen zeigten, aber sie konnte es sich nicht verkneifen, noch etwas hinzuzufügen: »Ohne diese Geschehnisse hättet Ihr ein anderes Andor vorgefunden. Tigraine wäre Königin, Morgase lediglich Hohe Herrin des Hauses Trakand und Elayne wäre nicht geboren worden. Seht Ihr, Morgase heiratete Taringail, kaum dass sie den Thron innehatte. Wer weiß, was sonst noch anders verlaufen wäre?«
    Während er beobachtete, wie sie sich den anderen wieder anschloss und mit ihnen hinausging, dachte er über etwas nach, was bestimmt anders verlaufen wäre. Er befände sich nämlich nicht in Andor, denn er wäre gar nicht geboren worden. Alles drehte sich immer wieder in endlosen Kreisen, und eines führte zwangsläufig zum anderen. Tigraine ging heimlich in die Wüste. Das wiederum ließ Laman Damodred den Avendoraldera fällen, ein Geschenk der Aiel, um sich daraus einen Thron zimmern zu lassen, ein unfreundlicher Akt, der die Aiel dazu brachte, das Rückgrat der Welt zu überqueren, um ihn zu töten – das war ihr einziges Ziel gewesen, auch wenn die Länder es als den Aielkrieg bezeichneten –, und mit den Aiel kam eine Tochter des Speers namens Shaiel, die gleich nach der Geburt starb. So viele Leben mussten in ihrem Ablauf verändert werden, so viele Leben beendet, damit sie ihn zur rechten Zeit und am rechten Ort zur Welt bringen und dabei sterben konnte, Kari al’Thor war die Mutter, an die er sich erinnerte, wenn auch nur verschwommen, und doch wünschte er, Tigraine oder Shaiel oder wie auch immer gekannt und wenigstens eine kurze Zeit mit ihr verbracht zu haben.
    Nutzlose Träumereien. Sie war schon lange tot. Es war geschehen und vorbei. Also, warum kam er trotzdem nicht davon los?
    Das Rad der Zeit und das Rad des Lebens eines Mannes drehen sich eins wie das andere ohne Mitleid und ohne Gnade, murmelte Lews Therin.
    Bist du wirklich da?, dachte Rand. Wenn du mehr bist als eine Stimme und ein paar alte Erinnerungen, dann antworte mir! Bist du wirklich da? Schweigen. Jetzt könnte er Moiraines Rat gebrauchen.
    Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass er die weiße Marmorwand des Großen Saals anstarrte, und zwar in nordwestlicher Richtung. In Richtung Alanna. Sie befand sich nicht in Culains Jagdhund. Nein! Sie soll brennen! Er würde Moiraine nicht durch eine Frau ersetzen, die ihn auf solche Weise in die Falle gelockt hatte. Er konnte keiner Frau trauen, die mit der Burg in Verbindung stand. Mit drei Ausnahmen: Elayne, Nynaeve und Egwene. Er hoffte jedenfalls, dass er ihnen vertrauen könne. Wenigstens ein bisschen.
    Aus irgendeinem Grund blickte er zu der mächtigen Kuppeldecke auf, deren bunte Fenster Szenen aus Schlachten zeigten und Königinnen und dazwischen immer wieder den Weißen Löwen. Diese Frauenfiguren, die größer als im wirklichen Leben wirkten, schienen ihn missbilligend anzusehen und sich zu fragen, was er hier mache. Einbildung natürlich, aber warum? Weil er von Tigraines Herkunft erfahren hatte? Einbildung oder Wahnsinn?
    »Es ist jemand gekommen, den Ihr meiner Meinung nach sehen solltet«, sagte Bashere, der plötzlich neben ihm stand. Rand riss sich von den Frauengestalten in der Kuppel los. Hatte er deren Blicke wirklich erwidert und sie zornig angefunkelt? Bashere hatte jemanden aus seiner Reitertruppe dabei. Der Bursche war größer als Bashere, was bei dessen Statur nicht schwer war, hatte einen dunklen Bart und schräg stehende grüne Augen.
    »Nur wenn es sich um Elayne handelt«, sagte Rand unfreundlicher, als er vorgehabt hatte, »oder wenn er beweist, dass der Dunkle König tot ist. Ich werde heute Vormittag nach Cairhien gehen.« Er hatte das nicht vorgehabt, bis zu dem Augenblick, als er die Worte aussprach. Dort befand sich Egwene. Und die Königinnen oben gab es dort nicht. »Es ist Wochen her, seit ich das letzte Mal dort war. Wenn ich sie nicht im Auge behalte, wird irgendein Lord oder eine Lady hinter meinem Rücken den Sonnenthron für sich beanspruchen.« Bashere sah ihn mit einem eigenartigen Blick an. Er rechtfertigte sich zu oft.
    »Wie Ihr meint, aber Ihr werdet diesen Mann zuerst noch anhören wollen. Er behauptet, er komme von Lord Brend, und ich glaube, er sagt die Wahrheit.« Die Aiel sprangen unvermittelt auf; sie wussten, wer diesen Namen benützte.
    Rand sah Bashere verblüfft an. Das Letzte, was er erwartete, war ein Abgesandter Sammaels. »Bringt ihn herein.«
    »Hamad«, sagte

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