Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
Bashere mit einer kurzen Kopfbewegung, und der jüngere Mann aus Saldaea trabte weg.
Ein paar Minuten später kam Hamad zurück, und mit ihm eine Gruppe von Soldaten aus dem Heer Saldaeas, die misstrauisch einen Mann in die Mitte genommen hatten. Auf den ersten Blick schien nichts an diesem ihre besondere Vorsicht zu rechtfertigen. Er war unbewaffnet und trug einen langen, grauen Mantel mit Stehkragen. Er hatte einen lockigen Bart, der die Oberlippe frei ließ, wie es in Illian Mode war und eine Stupsnase und einen breiten Mund, der entsprechend grinste. Als er aber näher kam, erkannte Rand, dass dieses Grinsen sich nicht ein bisschen änderte. Das gesamte Gesicht des Mannes schien erstarrt, der heitere Ausdruck eingefroren. Im Gegensatz dazu strahlten die dunklen Augen hinter dieser Maske entsetzliche Angst aus.
Als er sich noch zehn Schritt von Rand entfernt befand, hob Bashere die Hand, und die Wache blieb stehen. Der Illianer, der nur Rand im Auge hatte, schien das gar nicht zu bemerken, bis Hamad ihm seine Schwertspitze auf die Brust setzte, damit er stehen bleiben musste, weil er sonst durchbohrt worden wäre. Er sah die leicht gekrümmte Klinge nur kurz an und wandte dann seinen Blick wieder Rand zu und starrte diesen mit angsterfülltem Blick aus einem grinsenden Gesicht heraus an. Seine Hände hingen schlaff herab und zuckten im Gegensatz zu seinem Gesicht von Zeit zu Zeit.
Rand wollte auf ihn zugehen, doch mit einem Mal befanden sich Sulin und Urien zwischen ihnen. Sie verstellten ihm nicht direkt den Weg, standen aber doch so, dass er sich zwischen ihnen hindurchdrängen musste, wollte er den Mann erreichen.
»Ich frage mich, was man mit ihm angestellt hat«, sagte Sulin, wobei sie den Mann musterte. Eine Anzahl von Töchtern und Roten Schilden war unter den Säulen hervorgetreten. Einige von ihnen hatten sogar Schleier angelegt. »Wenn er kein Schattenabkömmling ist, dann ist er doch zumindest vom Schatten berührt worden.«
»Einer wie er könnte Dinge tun, die wir nicht voraussehen«, sagte Urien. Er war einer von denen, die einen roten Stoffstreifen um die Schläfen gebunden hatten. »Vielleicht durch eine bloße Berührung töten. Das wäre wahrhaftig eine schöne Botschaft, um sie einem Feind zu senden.«
Sie blickten Rand nicht direkt an, aber er nickte. Vielleicht hatten sie recht. »Wie nennt man Euch?«, fragte er. Sulin und Urien traten einen Schritt zur Seite, als sie sahen, dass er stehen geblieben war.
»Ich komme von … von Sammael«, sagte der Mann hölzern unter diesem Grinsen hervor. »Ich bringe eine Botschaft für … für den Wiedergeborenen Drachen. Für Euch.«
Also, das war direkt genug. War er ein Schattenfreund oder nur eine arme Seele, die Sammael in einem dieser gemeinen Gewebe gefangen hatte, von denen ihm Asmodean erzählt hatte? »Welche Botschaft?«, fragte Rand.
Der Mund des Illianers bewegte sich, als kämpfe er um Worte. Was jedoch herauskam, hatte nichts mehr mit der Stimme zu tun, die er vorher benützt hatte. Diese war tiefer, voll von Selbstvertrauen, und sprach in einem anderen Dialekt: »Wir werden auf unterschiedlichen Seiten stehen, Ihr und ich, wenn der Tag der Wiederkehr des Großen Herrn anbricht, aber warum sollten wir uns jetzt gegenseitig töten und es Demandred und Graendal überlassen, sich über unseren Leichen um die Weltherrschaft zu streiten?« Rand kannte diese Stimme aus einem Erinnerungsfetzen Lews Therins, den er im Gedächtnis behalten hatte. Sammaels Stimme. Lews Therin fauchte wortlos vor Wut. »Ihr habt bereits sehr viel zu verdauen«, fuhr der Illianer fort – oder besser: fuhr Sammael fort. »Warum noch mehr abbeißen? Und das Kauen ist schwer, selbst wenn Ihr Glück habt und Semirhage oder Asmodean Euch nicht in den Rücken fallen, während Ihr mit Kauen beschäftigt seid. Ich schlage Euch einen Waffenstillstand vor, der bis zum Tag der Wiederkehr gelten soll. Wenn Ihr nicht gegen mich vorgeht, gehe ich auch nicht gegen Euch vor. Ich werde mich verpflichten, nicht weiter östlich vorzurücken als zu den Ebenen von Maredo, nicht weiter nach Norden als bis Lugard und nicht weiter nach Westen als Jehannah. Wie Ihr seht, überlasse ich Euch bei Weitem den größeren Anteil. Ich behaupte nicht, für den Rest der Auserwählten zu sprechen, aber zumindest wisst Ihr, dass Ihr von mir nichts zu befürchten habt und auch nichts von den Ländern, die ich beherrsche. Ich werde mich verpflichten, ihnen bei keinem Vorgehen gegen Euch
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